
Dua Lipa - Future nostalgia
UniversalVÖ: 27.03.2020
Bleibt alles anders
Ihr selbstbetiteltes Debüt brachte Dua Lipa vor drei Jahren völlig überraschend, aber auch völlig zu Recht in die erste Liga des Pop. Es versammelte so viele unbeschwerte und bis heute nicht totgespielte Hits wie "New rules", "Hotter than hell", "Be the one" oder "IDGAF", die trotz ihrer Chartorientierung angenehm unaufdringlich wirkten. Für den Rezensenten eine klare 8/10, wenngleich Geschmäcker natürlich unterschiedlich sind, wie die damalige Bewertung auf dieser Seite beweist. Nun, drei Jahr später schickt Dua Lipa, welches für viele immer noch überraschend auch ihr bürgerlicher Name ist, ihr Zweitwerk hinterher, und natürlich ist die Erwartungshaltung riesig. The Weeknd etwa brauchte mehrere Anläufe und fast zehn Jahre, um nach den bockstarken "Mixtapes" mit "After hours" wieder durchweg Qualität zu liefern.
Gerade im Pop, wo die Halbwertszeit kurz und nachhaltiger Erfolg eines Sounds oft rar ist, muss sich Dua Lipa nun also beweisen – und nennt ihr Album "Future nostalgia", was hochgerade clever ist. Umreißt es doch perfekt den Sound, der darauf zu finden ist. Dua Lipa so scheint es, versucht gar nicht erst, eine Kopie ihres Erfolges anzustreben. "Future nostalgia" ist hörbar anders und doch sehr vertraut.
Einerseits durch den Nostalgie-Anteil. Namentlich durch Samples oder Anleihen. Das großartige "Love again" kommt mit einem Sample daher, welches viele noch aus dem 90er-Jahre-Hit "Your woman" von White Town kennen und das ursprünglich sogar schon 1932 von Lew Stone & The Monseigneur Band feat. Al Bowlly eingespielt wurde. "Break my heart" wiederum sampled INXS mit "Need you tonight". Der Überhit des Albums, "Physical", klingt verdächtig nach einem Mix von "Sunglasses at night" und ABBA. Auf dem Cover selbst wirkt Dua Lipa arg auf bunten Pastellpop der 1990er gestylt.
"Future nostalgia" ein Retro-Album zu nennen, bei dem nur die Restkiste des 80er/90er-Pops verwertet wurde, ist jedoch komplett falsch, denn andererseits setzt Dua Lipa neben den genannten Elementen ganz klar auf zeitgenössischen Pop. Erfreulicherweise ist dabei nur sie selbst Protagonistin und kommt ohne jegliche Trap- oder sonstige Features aus. Zudem fährt sie durchweg ein klares Konzept. Die elf neuen Songs passen ohne harte Brüche komplett zueinander, der Sound wirkt organisch und homogen, jedoch immer klug genug inszeniert, um nicht zu langweilen. Einzig das ziemlich banale "Good in bed" gen Ende fällt deutlich hinter dem Rest ab. Das folgende "Boys will be boys" schafft jedoch noch einmal den Turn: Hierbei handelt es sich um einen pathosgeladenen, durch den Backgroundgesang fast in Queen-Regionen vorstoßenden Song mit ernstem Inhalt, thematisiert es doch übergriffiges männliches Verhalten, welches leider gerade im Pop noch zu oft unkritisch gesehen wird.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Physical
- Love again
- Break my heart
Tracklist
- Future nostalgia
- Don't start now
- Cool
- Physical
- Levitating
- Pretty please
- Hallucinate
- Love again
- Break my heart
- Good in bed
- Boys will be boys
Im Forum kommentieren
nagolny
2024-04-19 22:48:41
Ja, ist ein recht solides Teil, aber nützt sich schnell ab, wenn man es zu oft hintereinander hört ohne längere Pausen dazwischen. Kurzweilig isses schon, aber meist sind es die gleichen Songs, die meine 7ngeteilte Aufmerksamkeit halten können, der Rest läuft dann halt eher so mit. Wirklich Hitformat hat auf Dauer nur Boys Will Be Boys. Etwas überhypet, die Gute. Aber im eher ermüdenden Popzirkus dennoch mal etwas erfrischend, sofern eben in Maßen genossen.
Socko
2024-04-19 18:57:46
Hab die jetzt erst mal wirklich angehört. Super Popmucke. Ist nicht ständig präsent, macht nur alle 3 bis 4 Jahre mal was und aus den beiden ersten Alben ist mir kein Filler bekannt. Locker 8,5/10
nagolny
2023-06-11 02:36:00
Gar nicht mal so gut gealtert, das Album. Von einer mehr als soliden 7 runter auf 6/10. Ja gut, könnte alles schlimmer sein, einzelne Songs in der richtigen Stimmung kicken immer noch, aber mit der Grower-Erwartung war ich wohl etwas naiv.
Francois
2022-07-18 15:37:48
Kann ich nur zustimmen - live war das auch eine astreine Performance.
Eine Göttin
Affengitarre
2022-07-18 14:53:10
Ich bin immer wieder baff, wie krass der Lauf bis einschließlich Track 9 ist. Alles absolute Hits, auch wirklich wunderbar produziert. Mit den letzten beiden Songs wollte man wohl noch die Platte vollmachen, passen aber weder stilistisch noch qualitativ dazu. Hält sich auch noch ausgezeichnet bei mir.
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