Sorry - 925
Domino / GoodToGoVÖ: 27.03.2020
Tears and fears
Im Grunde gibt es für die britische Band Sorry eigentlich gar keinen Anlass, sich zu entschuldigen. Läuft doch gerade alles ziemlich prächtig: Ihr gelenkiger Indie-Rock mit dezentem Neunziger-Touch gilt einigen Experten als der Sound der Stunde, als Vorband für ihre Landsmänner von Shame überzeugten sie vor ein paar Monaten auch die finster dreinblickenden Vorband-Skeptiker und nun erscheint auch schon "925", das heiß erwartete Debütalbum des Quartetts aus dem Norden Londons. Die Stimmung ist trotzdem alles andere als glänzend, zumindest in den hier versammelten 13 Songs, die rotzig-trotzig jugendlich-schlechte Laune verbreiten. Es ist eine helle Freude, Sorry dabei zuzuhören.
Da wäre direkt zu Beginn schon der erste Knaller: "Right round the clock" überzeugt mit seiner windschiefen Knackigkeit, einer grundsätzlich sehr groovig-verschleppten Grundstimmung, getragen von schwermütigen Bläsern und dem tollen Wechselspiel der Stimmen. Frontfrau Asha Lorenz erinnert in ihrer locker dahergesungenen Lakonie an Courtney Barnett, wobei sie immer wieder von Gitarrist Louis O'Bryen unterstützt wird, der mit seinem tiefen Timbre dagegenhält. Da darf man schon mal festhalten: Was für ein Hit! Auch Freunde popkultureller Querverweise werden fündig, wenn es an prominenter Stelle heißt: "The dreams in which we're famous are the best I've ever had." Tja, "Mad world" – das passt natürlich auch prima zur allgemeinen globalen Lage.
Ähnlich dringlich rotzen Sorry einem "Starstruck" vor die Füße, einen melodieverliebten Steigerungslauf, der seine Lektionen in 90s-Indierock, Riot Grrrl und Grunge gelernt hat, daraus aber lieber einen herrlichen Pop-Song backt. Manchmal geht es auch ein wenig garstiger zu, etwa im sperrigen "In unison", einer eher mies gelaunten Psych-Pop-Meditation, die sich dramatisch aufbäumt und sämtlichen Schönklang einmal mit dem groben Winkelschleifer abfräst. Zwischen diesen beiden Polen pendeln Sorry auf souveräne Art und Weise, Eingängigkeit paart sich ungeniert mit Tritten gegen das Schienbein. Wem The Cardigans also immer schon zu soft oder Savages zu unnahbar waren, der könnte mit "925" mal sein Glück versuchen.
"Ode to boy" startet hingegen süßlich, wie ein traumhaftes Schlaflied: Sorry beweisen gegen Ende ihres Debütalbums, dass sie auch zartere Töne im Repertoire haben, auch wenn sie den Song kurz vor Schluss doch noch feierlich dekonstruieren. Das finale "Lies (Refix)" flirtet mit filigranem Dreampop, doch auch in diesem Fall wollen die Londoner nicht auf zickige Gitarren und minimale Lärm-Passagen verzichten. Die besondere Qualität dieser Band ist das Verbinden und Auseinandernehmen bekannter Stilistiken, griffig verpackt in explosive Songs, leidenschaftlich vorgetragen. Sorry, aber: Dieses Debüt muss man wirklich auf dem Zettel haben. Keine Entschuldigung.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Right round the clock
- Starstruck
- Ode to boy
Tracklist
- Right round the clock
- In unison
- Snakes
- Starstruck
- Rosie
- Perfect
- As the sun sets
- Wolf
- Rock'n'Roll star
- Heather
- More
- Ode to boy
- Lies (Refix)
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saihttam
2020-04-19 02:35:43
Also ich finde es klasse. Schön verschroben und dennoch mit einigem Hitpotential. Ich mag auch das Wechselspiel der Stimmen und die interessante Instrumentierung mit den Bläsern. Aufgesetzt finde ich es zum Glück nicht. Ist doch cool, wenn nicht immer der gleiche 0815-Indie-Rock gespielt wird.
mIsland
2020-04-17 22:16:05
Starkes Album, vielleicht bisher sogar mein liebstes in diesem Jahr. Kann verstehen, dass es für manche "aufgesetzt" klingt. Aber selbst wenn die Band hier versuchte, irgendwas zu konstruieren, wäre das doch eher den Sound von 1990 als den Zeitgeist. Und das geht vollkommen klar.
Armin
2020-04-16 19:55:42- Newsbeitrag
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
vor drei Wochen erschien „925“, das Debütalbum der Londoner Band Sorry (Domino Records) und wurde allerorten mit Begeisterung begrüßt.
Spiegel, Musikexpress aber auch internationale Medien wie Guardian, Pitchfork, Stereogum, Q oder Mojo lobten die Band um Asha Lorenz und Louis O’Bryen in höchsten Tönen.
Heute erscheint das Video zum Song „Perfect“ und die neu angesetzten Tourdaten wurden veröffentlicht:
▶ Ansehen: Sorry - „Perfect" (Official Video)
Sorry - live:
8.12.2020 - Baumann & Sohn (Köln)
9.12.2020 - Molotow Upstairs (Hamburg)
11.12.2020 - Badehouse (Berlin)
13.12.2020 - Unter Deck (München)
Booking: https://www.powerline-agency.com/artist/sorry
humbert humbert
2020-04-07 20:45:39
Das Album hat mich auch nicht gepackt. Fande ich ziemlich langweilig. Schade.
myx
2020-04-07 12:56:05
Mich haben die ersten Songs auf Anhieb auch gepackt, dann war aber die Luft plötzlich doch irgendwie wieder draussen ... Klang für mich teilweise zu gewollt, zu aufgesetzt schräg und anders. Muss dem Album aber vielleicht nochmals 'ne Chance geben.
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