Parkway Drive - Viva the underdogs (Live at Wacken)

Epitaph / Indigo
VÖ: 27.03.2020
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Meddlcore, Leude

Das Wacken-Livealbum ist so etwas wie die Gefängnis-frei-Karte des Metal. Wenn die Kritiker mal wieder das Ende des guten Geschmacks herbeischreiben, zückt man einfach die Wacken-CD und verweist darauf, dass man angesichts der begeisterten Massen so falsch nicht liegen kann. Es ist kein Zufall, dass Parkway Drive nun auch diese Geheimwaffe ihrem Arsenal hinzugefügt haben. Seit Jahren fungieren sie als Headliner bei großen Festivals und verkaufen Alben wie geschnitten Brot. Kein Wunder, vereinen sie doch klassisches Geballer mit Anleihen aus den letzten vier Jahrzehnten der härteren Gitarrenmusik. Gehässige Menschen sagen nun, dass Parkway Drive die Amon Amarth des Metalcore seien. Das muss per se nichts Schlimmes heißen, nur weil etwas populär ist, ist es ja nicht automatisch Müll. Und schlecht ist "Viva the underdogs (Live at Wacken)" beileibe nicht.

Doch der Reihe nach. Musikalisch agieren die Australier auf höchstem Niveau. Unglaublich tight und druckvoll kommen die Songs aus den Lautsprechern, während Sänger Winston McCall seine Stimmbänder bis zum Äußersten strapaziert. Der Mix weiß dabei durchgehend zu überzeugen. Die Bassdrum ballert, Gitarren und Bässe haben viel Luft zum Atmen, der Gesang thront standesgemäß über allem. Auch die Songauswahl wird Freunde der Band zufriedenstellen. Neben Bandklassikern finden sich auch einige neuere Tracks in der Setlist, sodass für jeden etwas dabei ist. Highlights herauszupicken fällt allerdings schwer. Entweder man feiert das Werk im Gesamten ab, oder nimmt die Überwältigung durch Dauerfeuer schulterzuckend zur Kenntnis.

So wie es sich gehört, gibt es einige Überraschungen bei den Bonustracks, wobei das mit Casper aufgenommene "Schattenboxen" sicherlich die größte darstellt. Die beiden ebenfalls auf Deutsch dargebotenen Songs "Würgegriff" und "Die Leere" kann man unter Fanservice verbuchen. Nötig wären sie nicht gewesen. Apropos Fans: Die singen während des Wacken-Gigs fleißig mit und kommen dank cleverer Mikrofonierung auch in der Aufnahme zur Geltung. "Idols" gewinnt durch den Chor der Zuschauer beispielsweise an Intensität. Die Iron-Maiden-Anleihen in der Bridge mögen Puristen verschrecken, machen sich angesichts des opulenten Gesamtsounds aber hervorragend. Ein Festivalkonzert ist sowieso immer der ideale Zeitpunkt, mal so richtig zu übertreiben.

Parkway Drive lassen sich nicht zwei Mal bitten: Songs wie "Karma" und vor allem "Dedicated" hauen alles kaputt, was nicht gerade beim Bier holen ist. "Aber das ist doch alles nur blödes Gepose", wirft nun der gehässige Mensch ein. Mag sein, aber muss Entertainment immer authentisch sein? Die ganz dicke Hose steht der Band nämlich ausgezeichnet. Blöd finden darf man die stets dem gleichen Schema folgenden Songs sicherlich, gleichzeitig verdienen die Musiker jedoch Anerkennung für die Perfektion ihres Stils. Es knallt einfach. Wenn die Gitarren zu Beginn von "Absolute power" herniederfahren. Wenn die Doublebass in "Carrion" dahinrattert. Wenn man im Allgemeinen genau weiß, dass gleich der Breakdown kommt und sich trotzdem tierisch darauf freut. Das dem Event geschuldete "You're fucking ready?" gehört da einfach dazu. Der Knast muss ohne Parkway Drive auskommen.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Carrion
  • Idols
  • Dedicated

Tracklist

  1. Prey
  2. Carrion
  3. Karma
  4. The void
  5. Idols
  6. Dedicated
  7. Absolute power
  8. Wild eyes
  9. Chronos
  10. Crushed
  11. Bottom feeder
  12. Würgegriff
  13. Die Leere
  14. Schattenboxen (feat. Casper)
Gesamtspielzeit: 67:06 min

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Armin

2020-03-25 21:05:03- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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