Two Feet - Pink

Republic / Universal
VÖ: 13.03.2020
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Basshaltestelle

Ein wenig sinnbildlich ist das schon. Über dem Disney-Store am Times Square in New York prangt auf einer Werbefläche der Hinweis auf Two Feets Debütalbum "Pink". Hinter Two Feet steckt Zachary William Dess, genannt Bill Dess. New York ist seine Heimatstadt und sein Karrierestart wirkt wie aus einem Disney-Film entsprungen. 2016 stellte er, angetrunken und etwas gefrustet, das Stück "Go fuck yourself" online. Binnen weniger Stunden standen mehrere Millionen Streams für den Track zu Buche und die Plattenfirmen meldeten Interesse an, den jungen Musiker unter Vertrag zu nehmen. Der im Durchbruchssong dargebotene Mix aus akustischen Momenten und eingrätschender, dickbäuchiger Elektronik zog sich durch alle folgenden Releases und bildet auch den inneren Kern von "Pink".

Die typische hallgetränkte Gitarre in "BBY" erinnert an Tash Sultanas Loop-Station-Songs, nur eben mit gezielter Lenkung gen Clubkultur. Textlich passiert außer ein paar "Gotta let go"-Ausrufen nicht viel, dennoch ist das Stück ein clever arrangiertes Biest von einem Ohrwurm. Dess gehört nicht zu den größten Lyrikern, die Stücke behandeln oft einen Kerngedanken in spartanisch ausgeschmückten Erzähllandschaften. Dafür fließen die Inhalte ziemlich ungefiltert aus seinem Kopf in seine Feder. Persönliches Straucheln, Beziehungskram und Generation-Y-Unsicherheit lassen sich beim 26-Jährigen allenthalben finden und auch Rekurrenzen auf seinen Suizid-Versuch, den er 2018 seinen Fans auf Twitter in einem Brief ankündigte, sind herauszulesen. "I can't get lower" und "My mind is collapsing, I'm crazy" heißt es in der Halb-Ballade "Lost in the game" und an anderer Stelle "My mind is getting colder / The things that all once mattered / I know for sure won't last."

Two Feet verarbeitet in seinen Songs zwar auch Blues, Neo-R'n'B und ganz viel Pop – "I can't relate" platziert sich gar nicht unweit von Matt Simons oder Ed Sheeran –, aber je stärker Dess elektronische Elemente ausklammert, desto weniger griffig geraten seine Nummern. Obendrein schleicht sich auf Albumlänge ein wenig Abnutzungseffekt ein, wenn mal wieder ein Bus voll Bass ins Bild fährt und synthetische Wellen seine an Oliver Sim von The xx erinnernde Stimme durchkreuzen. An der Hit-Existenz ändert das freilich überhaupt nichts. Falls noch wer Ben Khan und seinen Kracher "Eden" im Ohr hat: "Grey", mit 3:22 Minuten der längste Song auf "Pink", atmet viel von dessen Geist und zählt zu den Highlights. "Felt like playing guitar and not singing part 2", wenig überraschend ein Instrumental, unterbricht die abermals hallige Gitarre mit einem Schiffsdampfer-Bass. Tuut tuut. Schon mal gehört. Tuut aber auch mal gut.

(Stephan Müller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Pink
  • BBY
  • Grey

Tracklist

  1. Intro
  2. Pink
  3. BBY
  4. Call me, I still love you
  5. You?
  6. 44 lies
  7. Lost the game
  8. Grey
  9. Maria
  10. Felt like playing guitar and not singing part 2
  11. I can't relate
  12. We will be alright
  13. Pink reprise
Gesamtspielzeit: 32:09 min

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Armin

2020-03-17 20:13:09- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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