Spinning Coin - Hyacinth

Domino / GoodToGo
VÖ: 21.02.2020
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Voll psycho

Immer positiv denken! Blumenkettchen um den Hals, halbvolle Gläser mit buntem Inhalt austrinken, bisschen durch die heimische Bude tanzen. Oder auch auf der Straße. Im Regen! Was für Gene Kelly gut war, kann schließlich nicht schaden. Der schottische Vierer Spinning Coin nimmt das mit den good vibrations vielleicht ein bisschen zu ernst – wenn sie denn überhaupt etwas ernstnehmen. Seit Veröffentlichung ihres Debütalbums "Permo" von 2017 haben die Glasgower immerhin auch schon die eine oder andere Hürde nehmen müssen. Allen voran wäre da der Umzug der zuletzt zur Band gestoßenen Keyboarderin Rachel Taylor gewesen, die Großbritannien als gebürtige Kanadierin Richtung Berlin verlassen musste, aber immerhin von ihrem Bandkollegen Sean Armstrong begleitet wurde.

Seither pendeln Spinning Coin zwischen den beiden Ländern hin und her – für die Aufnahmen des zweiten Albums "Hyacinth" verschlug es sie jedoch ins schöne Frankreich. Dort entstand die wunderbare Mischung aus Indie-Rock und Psychedelic-Pop, die zwar immer wieder so klingt, als wäre sie vom Musikgott direkt aus den Sechzigern in die Gegenwart geschickt worden, aber ebenso herrlich zeitlos ist. Und wenngleich die Band ganz dem Hippie-Gedanken der lange vergangenen Tage huldigen und auf das Beste hoffen, schauen sie dem Schlechten doch auch mutig in die Augen – und setzen zur Rotzschlacht mitten in die Fresse an.

Dabei ist "Hyacinth" keineswegs ein gewalttätiges Album, durchaus aber ein gewaltiges, voller großer Melodien und ausladender Gesten. So breitbeinig wie "Ghosting" startet, kann so mancher erfahrenerer Leder-Rocker schon seit 20 Jahren nicht mehr auf der Bühne stehen. Und so charmant wie "Get high" da in die Saiten haut, tönte es von gewissen New Yorker Bands zuletzt kurz nach der Jahrtausendwende. Also doch Musik von gestern? Mitnichten. Wenn schon, dann von vorgestern. Oder, betrachtet man sich das bluesig-schmusige "Black cat" etwas genauer, vielleicht auch von vorvorvorvorgestern.

Manchmal lohnt sich der Blick zurück also eben doch, wenn sich "It's alright" etwa mit Achtzigerjahre-Punk-Attitüde den Brexit-Frust von der Seele schrammelt, während "Never enough" den etwas versöhnlicheren Weg mit The-Beach-Boys-Surf-Gitarren zu gehen versucht. Der psychedelische Hauch, der "Hyacinth" wie ein roter Faden durchzieht, steht dem Quartett überaus gut zu Gesicht, so auch im abschließenden Feuerwerk von "Thing of the past", das mit kleinen Laser-Zischeinlagen glatt noch die gute Zukunft mit ins Boot holt. Oder zumindest das, was man einst als Zukunft verstanden hat. Fliegende Autos, schwebende Schuhe, Weltraum-Urlaub? Mit "Hyacinth" und Spinning Coin scheint nichts unmöglich.

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Get high
  • Ghosting
  • Never enough

Tracklist

  1. Avenues of spring
  2. Feel you more than world right now
  3. Get high
  4. The long heights
  5. Despotic sway
  6. Ghosting
  7. Laughing ways
  8. Black cat
  9. Soul trader
  10. Never enough
  11. Slips away
  12. It's alright
  13. Thing of the past
Gesamtspielzeit: 41:19 min

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Gordon Fraser

2020-04-21 14:50:35

Ah, ich war zuerst ein bisschen skeptisch (war ich beim Debüt aber auch), aber die Platte ist wieder ziemlich gut geworden. "Get High" und "Ghosting" sind auch meine Highlights.

Telecaster

2020-03-25 08:48:10

Ein Highlight des bisherigen Jahres! Muss mir gleich mal die erste von denen reinziehen...

Armin

2020-03-17 20:12:46- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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