Boomtown Rats - Citizens of boomtown

BMG / Warner
VÖ: 13.03.2020
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Die Ratten bleiben an Bord

Wenn die Eckdaten eines Künstlers zum Kulturgut einer Generation gehören, erscheint ein Comeback mit der Band, mit der alles einmal angefangen hat, sonderbar. Wenn das Ganze dann auch noch ganze 36 Jahre nach den letzten Lebenszeichen der hierzulande gerne als One-Hit-Wonder wahrgenommenen Gruppe passiert, stellt sich die Frage nach dem Warum und vor allem nach dem Warum-jetzt? Doch diese Fragen beantwortet "Citizens of boomtown" nicht, es tut vielmehr so, als hätte es die Lücke nicht gegeben.

Mit Boomtown Rats setzt Bob Geldof die Wege fort, die er einst verlassen hat, um als Solokünstler und als meinungsstarker Initiator anders abzubiegen. Sicherlich verfehlen die meisten Texte auf "Citizens of boomtown" nicht den Weg, kritisch und doch gleichzeitig unterhaltsam zu sein, doch sollen es hörbar die Beine oder das Genick sein, die hier die stärkere Beanspruchung erleben. Dass das dann zu Power-Pop mit keifender R'n'B-Mundharmonika wie im stampfenden "She said no", dem boogieinfizierten "Monster monkeys" oder der ersten mit Glam und Gloria flirtenden Single "Trash glam, baby" führt, klingt konsequent, bekommt aber trotz der beherzt aufspielenden Musiker einen nicht unerheblichen nostalgischen Beigeschmack. "Passing through" flirtet zudem nicht nur wegen des Piano-Interludes ganz schön deutlich mit einer langatmigen Elton-John-Schmonzette, wäre allerdings merklich hörbar lieber als Bowie-Zitat wahrgenommen worden.

Dass die Band Bock hat, die alten Zutaten für catchy Hooks und schweißtreibende Beats zusammenzuführen, merkt man, doch zu oft bleibt es bei einer Idee, die zwar hübsch beginnt, doch dann irgendwie nicht zum richtigen Schluss führt. Ganz besonders fällt das bei den beiden abschließenden Versuchen auf, den Zeitgeist einzufangen. Das mag ja cheesy, im besten Fall sogar von latenter Ironie durchzogen und beim ersten Hören gar durchaus amüsant sein, doch spätestens, wenn die Band sich eigentlich nur noch in Wiederholungen übt und der stampfende Dancebeat nostalgischer klingt als der Rest, macht das nur noch wenig Freude. Zuvor übertriebt es zudem "K.I.S.S." mit Shuffle-Beat, Handclaps und Robbie-Williams-Gedächtnis-Rap arg mit guter Laune und Überschwang, die "Rock'n roll yé yé" mit seinem an AC/DC und Kiss erinnernden Chorus und breitbeiniger Pose eigentlich kaum überbieten könnte. Falsch gedacht.

"Let me hear you say yeah", begann es einst bei 2 Unlimiteds "No limit", mit nahezu identischem Duktus und einer heute kaum noch ernstzunehmenden Aciduntermalung skandiert die Band ähnlich aufpeitschend "The Boomtown Rats" im letzten Stück des Comeback-Albums, fast so, als wollte sie beweisen, dass sie tatsächlich immer noch da ist. Dass das nicht ganz in die Hose geht, ist der deutlich stärkeren ersten Hälfte geschuldet und durch die sich "Citizens of boomtown" gut in der Diskographie der Iren behaupten hätte können. So bleiben die Ratten zwar an Bord, ziehen aber nach 36 Jahren Albumabstinenz nicht immer die richtigen Zeitgeist-Schlüsse ...

(Carl Ackfeld)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Trash glam, baby
  • Sweet thing

Tracklist

  1. Trash glam, baby
  2. Sweet thing
  3. Monster monkeys
  4. She said no
  5. Passing through
  6. Here's a Postcard
  7. K.I.S.S.
  8. Rock'n roll yé yé
  9. Get a grip
  10. The Boomtown Rats
Gesamtspielzeit: 41:20 min

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