Ultraísta - Sister
PIAS / Partisan / Rough TradeVÖ: 13.03.2020
Hail to the thief
Nur mal angenommen: Thom Yorke wäre nicht Sänger von Radiohead, sondern selbige hätten zwar ihren "typischen" Sound, aber eine Frontfrau mit angenehmer, aber unaufgeregter Stimme. Wie würde das klingen und würde man es gut finden? Nun, wer sich diese Frage selbst auch schon einmal so, oder so ähnlich gestellt hat, erhält jetzt mit "Sister" von Ultraísta eine Antwort, wobei "jetzt" irreführend ist, denn bereits vor acht Jahren erschien das selbstbetitelte Debüt. Dabei sind Ultraísta keineswegs stilistische Trittbrettfahrer, sondern können durchaus als eine Art Ableger betrachtet werden: Bei den Mitgliedern handelt es sich um Sängerin Laura Bettinson (Femme, Lau.ra), Schlagzeuger Joey Waronker (Beck, R.E.M, Atoms For Peace) und Multiinstrumentalist sowie Radiohead-Produzent Nigel Godrich.
So mag es zwar kurz merkwürdig erscheinen, etwa in "Harmony" oder "Ordinary boy" dieses typisch elektronische, leicht blecherne Drumming Radioheads, wahrzunehmen und eben nicht leidendes Gejammer dazu zu hören, sondern klare, an Poliça erinnernde, Vocals. Dieses "Was-wäre-Wenn" lässt sich beliebig fortführen. Was wäre, wenn die Streicher in "Burn the witch" weniger aggressiv, aber immer noch genauso schön-schräg woanders eingebaut werden? "Anybody" zeigt es. Neun neue, sehr kurzweilige, Stücke sind es, die wie dutzende bekannte klingen. An jeder Ecke, hinter jedem Beat, jedem leichten poltern eines Synthesizers versucht der Kopf eine Einordnung in Bekanntes, wird dabei anfangs oft verwirrt von Bettinsons Gesang.
Nun mögen einige Hörer hier eine ziemliche Gotteslästerung sehen – der Sound der großen Helden als luftige Indiepop-Version – ein Skandal! Gut, es mag als Konsument eh immer schwierig sein, Musik zu puristisch, zu ernst zu nehmen und gerade mit Radiohead selbst wird so viel Schindluder getrieben (siehe aktuell These Grey Men mit ihrem "Street-spirit"-Cover), dass eh schon einiges erduldet werden muss. Aber das hier? Keine Cover, sondern eine glasklare Adaption? Nun, "Sister" bringt eine Stärke mit: Die Qualität der Kompositionen. Radiohead sind eben nicht nur Yorke, sondern auch andere, die sich für den bahnbrechenden Sound verantwortlich zeigen und wer ist man schon, genau diesen Menschen jetzt vorhalten zu wollen, ihr persönliches Werk auch in andere Projekte zu tragen – gerade wenn jeder der Titel für sich genommen ein musikalisches Kleinod ist.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Harmony
- Anybody
- Save it 'til later
Tracklist
- Tin king
- Hamony
- Anybody
- Save it 'til later
- Ordinary boy
- Mariella
- Water in my veins
- Bumblebees
- The moon and mercury
Im Forum kommentieren
Fiep
2020-10-12 16:50:54
Heute wieder mal am hören.
Die singles waren leider schon die highlights für mich.
Und diese klingen dem erstwerk am nähesten.
Tin King hat einen guten vorwärtsdrang.
Harmony ist angenehm, Anybody ist nochmal gewachsen, und in summe gefällt es mir sehr.
Man hört aber versatzstücke im hintergrund von daydreaming (Radiohead, moon shaped pool), da hat wohl nigel die tapeloops auch gesampled.
Save it til later wirkt wie eine demo mit sehr viel potential. Das gesangs looping hinten rum, die baseline teilweise, hier wäre mehr drinnen gewesen aus songsicht, die elemente sind schon vorhanden.
Ordinary boy war ein bischen ein sleeper, gefällt aber.
Mariella: keine ahnung, das zündet bis heute nicht bei mir.
Water in my veins: wieder einen schritt zurück, und das album hätte hier wirklich einen bruch gebraucht. etwas das es wach rüttelt.
Bumblebees ist dan diese abwechslung, reduzierter am anfang, wieder die orchestralen samples in der 2. hälfte. Etwas weniger effekt auf der stimme wäre mir lieber gewesen am anfang. Guter song, den sie so bisher nicht hatten.
Moon and Mercury: vergleichbare struktur zu bumblebees, direkt dahinter. Auch kein schlechter track, aber irgendwas anderes hätte ich mir zum abschluss gewünscht, nachdem die 2. hälfte sehr ruhig geworden ist.
In somme eine 6-7 für mich. Keine Ausfälle, aber zu wenig Form.
Highlights:Tin King, Anybody, Ordinary Boy, Bumblebees
Middle: Harmony, Save it til later
lowlights:
Mariella, Water in My Veins, Moon and Mercury
Bin etwas verwundert das das erste album nie gereviewd wurde.
Fiep
2020-03-05 10:29:38
Bisher nur die 2 Singles gehört. Ich bin jedenfalls froh das es ein 2. album gibt, das erste hat mir damals sehr gefallen.
Schade find ich das es so lange gedauert hat, gefühlt würden sie mehr zeit miteinander brauchen un ihr potential auszukosten. Tin King gefällt, besonders die gesangs melodien und die hintergrund gesänge. Anybody Wird in der 2. hälfte besser, ab auch hier ist es primär die gesangsmelodie die sich wiederholt, und der synth. Die komposition ansich ist eher langweilig.
Das die produktion wie radiohead/thom yorke klingt sollte kein wunder sein, da Nigel Godrich da wohl mitunter den größten einfluss hatte. Wen man sich ansieht, wie die synths, die pianos etc klingen merkt man einfach, das dies sein einfluss war im studio.
Aber wie richtig gesagt, radiohead ist nicht nur Thom und Nigel, da für das songwriting die anderen ebenfalls einiges beitragen.
Nebenbei: sie erinnert mich bei ultraista immer irgendwie daran:
https://youtu.be/fU-8PBwFSdE
Als vergleich: beim ersten waren die highlights für mich Bad Insect, Static Light, Smaltalk, Strange Formula, Wash it Over, You're Out. Aber ja, smaltalk ist wohl immer noch mein lieblings track.
Armin
2020-03-03 13:07:24- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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