Thick - 5 years behind
Epitaph / IndigoVÖ: 06.03.2020
Damenwahl
"5 years behind" nennt sich die erste Garage-(Pop-)Punk-Platte des noch frühen Jahres 2020, die man als Genre-Freund tunlichst nicht verpassen sollte. Fünf Jahre liegt der Schulabschluss von Nikki Sisti, Shari Page und Kate Black aus New York zurück? Die drei jungen Damen, die lieber dreckigem Gitarrenrock denn hipsterigem Brooklyn-Synth-Pop frönen, halten das für eine verdammt lange Zeit. Der Rezensent kann da nur milde lächeln, aber tut dies ob dieses Debüts ohnehin gern – und wird spätestens beim kleinen Hit "Sleeping through the weekend" vom hektisch wippenden Fuß und dem Ansatz zum Luftgitarren-Solo daran erinnert, dass solch euphorisch auf den Punkt geschrammelte Musik auch zähe Glieder urplötzlich zum Zucken erweckt. Was einen dieses Album sonst noch lernt? Das hängt in der Tat manchmal doch vom Lebensfortschritt ab, denn Zeilen wie "My friends have changed / And so have I" nach unliebsamen Klassentreffen mit Ehemaligen werden – obgleich sie natürlich ins Schwarze treffen – eher den Jüngeren als Warnung dienen.
Die laute Zunge indes, mit der Thick ihre Themen zwischen alltäglichem Twentysomething-Kram und aktuellen gesellschaftlichen Themen aufbereiten, ist bewusste Damenwahl und macht bloß eines: gewaltigen Spaß. Dieses Prädikat fängt auch musikalisch die gesamte erste Albumhälfte ein. Und so erscheint es vielmehr logisch denn nervig, dass Thick gleich mehrere sehr geläufige musikalische Vorbilder in ihrem Sound hochleben lassen. Der Opener und Titelsong kann sich zwischen Gossip und The Distillers nur schwer entscheiden und liegt damit sehr richtig, "Fake news" packt zum Kontrast ein hochaktuelles Problem unserer Gesellschaft und Medien und schnaubt die Wut des Trios in nicht mal 50 Sekunden unters Volk, während die jüngste Single "Bumming me out" den noch in der Ferne winkenden Sommer irgendwo zwischen altem Weezer-Surfrock und shoegazendem Indie à la Alvvays herbeiruft. Im eher melancholischen Midtempo bewegt sich auch "Home" und deutet den Rückzug der jungen New Yorker vom Freizeitstress an. Ja, auch hippe Großstädter ziehen sich trotz unendlicher Möglichkeiten gerne mal von der Hektik zurück.
Mit fletschenden Gitarren-Zähnen und lautem Scheppern auf dem Drums-Kessel knöpfen sich Thick mit "Mansplain" die männliche Zunft und deren Belehrungen vor: "I know my body / And I know my voice!" ätzt das Trio. Und ja, man müsste feststellen, dass sie bei diesem spätestens seit der #Metoo-Debatte allgegenwärtig diskutierten Problem auch pauschalisieren und polarisieren. Doch statt uns zu beschweren und den Zeigefinger zu zücken, könnten wir Männer uns ja auch mal ehrlich hinterfragen, was dran ist. Das trashig-lustige "Your mom", wie wenige andere Stücke bereits von den Vorab-EPs vergangener Jahre bekannt, steht stellvertretend für die konsequent durchgezogene Unbeschwertheit der Jugend, die "5 years behind" auch abseits seiner nur knappen halben Stunde zu einer kurzweiligen Angelegenheit macht. Ob wir Party machen wollen, fragen die drei zum Abschluss inmitten eines letzten wilden Garage-Punk-Orkans? Aber klar doch!
Highlights & Tracklist
Highlights
- 5 years behind
- Sleeping through the weekend
- Bumming me out
- Mansplain
Tracklist
- 5 years behind
- Sleeping through the weekend
- Bumming me out
- Fake news
- Home
- Mansplain
- WHUB
- Won't back down
- Can't be friends
- Your mom
- Party with me
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Armin
2020-03-03 13:07:13- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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