The Orielles - Disco volador

Heavenly / [PIAS] Cooperative / Rough Trade
VÖ: 28.02.2020
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Die Jetsons im Tanzrausch

"Disco volador" ist Spanisch für "fliegende Scheibe" und gleichzeitig Titel der neuen Platte von The Orielles. Und da die Band um Frontfrau Esmé Dee Hand-Halford Service am Kunden groß schreibt, liefert sie gleich die Assoziationen für den Albumnamen mit. Man denke an eine Frisbee-Scheibe, die die Luft eines sommerlichen Parks durchschneidet – klar, ein UFO geht natürlich auch. Aber vielleicht handelt es sich auch um eine angesagte Space-Disco. Und mit den letzten beiden Gedankenbildern kommt man dem Flair von Platte Nummer zwei der Engländer schon ganz nahe. Denn "Disco volador" hat einen retrofuturistischen Milchstraßen-Touch, der liebevoll und konsequent das ganze Album durchzieht.

"Come down on Jupiter" – da weiß der Hörer direkt Bescheid, wird aber dennoch verblüfft sein, was in diesem Song alles zusammenkommt. Angejazzter Lounge-Rock lässt sich von einem Power-Pop-Refrain wachküssen, bevor zum interstellaren Funk die Jetsons das Tanzbein schwingen. Die schiere Gelenkigkeit der Songs auf diesem Album ist schon beachtlich: In "Rapid i" findet man zum Beispiel einen übergeordneten Blumenkinder-Flow, Sommerwiese und weites Himmelszelt sind die Kulisse, doch melodisch und rhythmisch wird das Stück immer wieder sanft aufgebrochen, Hand-Halford wirft sich im einen Moment noch einem funky Groove um den Hals, gleitet im nächsten aber schon wieder auf einer glatten Stromlinie.

Lieblich, zart und dennoch raffiniert ausgestattet schmachtet sich "Memoirs of Miso" dann durch einen wunderbar flüssigen Refrain, bevor "Bobbi's second world" zu grellem Keyboard-Funkeln und robustem Bass eine weitere Funk-Shownummer zündet. Aber auch bei diesem urbanen Straßenfest ist Platz für einen hymnischen Chorus mit Blickrichtung Stratosphäre. Zu vertrackten Beats entrollt sich dann das folgende "Whilst the flowers look" und man ist wieder erstaunt über diese Leichtigkeit und Luftigkeit, die dennoch Platz für kleine Kniffligkeiten bietet. Vintage-Orgel und Downtown-Soul-Rhythmik vermitteln nicht nur in "The square eyed pack" einen Eindruck davon, wie man sich in der Vergangenheit die Zukunft im Kosmos vorgestellt hat. Dazu kommt immer wider eine wuselige Quirligkeit, die zwischen zackiger Beat-Gymnastik und sanftmütigem Dahinfließen vermittelt.

"Disco volador" ist damit ein Verbindungsstück zwischen hippiesker Melodieseligkeit und den afroamerikanischen Musikspielarten der Sechziger und Siebziger, Funk, Soul und Disco. Dass die abschließende "Space samba" in Form eines interplanetarischen Disco-Jams daherkommt, aufgeweckt, verspielt, aber immer im Fluss, passt da wunderbar ns Bild. Denn "Disco volador" ist eine einzige Umarmung, aufgelockert durch kleines, energetisches Knuffen in die Seite. Ein helles, quicklebendiges Stück Sommermusik, das in Form einer silbrig glänzenden Scheibe nur zu gerne in den eigenen CD-Spieler fliegen will.

(Martin Makolies)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Come down on Jupiter
  • Bobbi's second world
  • Space samba (Disco volador theme)

Tracklist

  1. Come down on Jupiter
  2. Rapid i
  3. Memoirs of Miso
  4. Bobbi's second world
  5. Whilst the flowers look
  6. The square eyed pack
  7. 7th dynamic goo
  8. A material mistake
  9. Euro Borealis
  10. Space samba (Disco volador theme)
Gesamtspielzeit: 43:51 min

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Armin

2020-02-25 19:39:52- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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