Solo Ansamblis - Olos

Artoffact / Cargo
VÖ: 21.02.2020
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Tanz debil

Hand aufs Herz: Wie viele litauische Musikschaffende sind gemeinhin bekannt? Noch dazu in Landessprache singende? Wie, versteht doch keiner? Was Isländer können, können wir schon lange – zeigen Solo Ansamblis aus Vilnius auf ihrem Album "Olos". "Sad Dance" nennen sie ihr Genre selbst und auch wenn dieser Begriff bislang ebenso wenig Verbreitung gefunden hat, ist er doch eine schöne und vor allem passende Umschreibung für den Stil des Quartetts. Solo Ansamblis bedienen sich dabei insbesondere beim Post-Punk und der Electronic Body Music der 1980er-Jahre. Demzufolge klingt "Olos" herrlich Lo-Fi-altbacken und nach der eingestaubten Generation analoger Synthies, die noch einen ziemlichen Rumpelsound erzeugen. Dazu gesellen sich ein stampfender Bass und The-Cure-Gedächtnis-Gitarren.

Das Kunststück dabei ist, dass Songs wie die treibenden "Baloje", "Oro balionu" oder "Netildai" halten, was sie versprechen und wirklich in einer fatalistisch schrägen Art tanzbar sind. Elektro, Post-Punk, Gothic, Wave und Rave in einen so tanzflächentauglichen Mix verrühren – das muss man erst einmal hinkriegen. Oder anders gesprochen: Wer bei der musikalischen Anarchitektur der frühen Einstürzenden Neubauten oder Joy Division schon leichte Zuckungen im Bein verspürt, wird sich hier kaum mehr halten können.

Die Texte sollen dabei von Philosophie und Selbsterfahrung künden, was natürlich kaum jemand wird bestätigen können. Wie das trotzdem funktionieren kann, zeigt das eingangs genannte Beispiel Island und insbesondere ein Blick zu Sigur Rós, deren Lautsprache genau genommen auch nur ein weiteres musikalisches Element bildet. Auch hier ist das hörbar, denn das vernuschelte Litauisch fügt sich gut ins Soundbild ein. Verpeiltes gesangliches Setup, möglicherweise noch leicht einem im Tee bei einem Liveauftritt – und schon klingen Solo Ansamblis, als würden sie einfach nur aus dem Ruhrpott kommen und undeutlich singen.

Verwirrend ist dabei nur, dass sich durch diese Hitdichte ein Großteil von "Olos" als ziemlich ohrwurmig entpuppt. So lagern sich unverständliche Silben in den Gehörgängen ab und verschwinden so schnell nicht mehr, obwohl die Ohren dem Gehirn einen fiesen Streich mit nicht zu verarbeitenden Wortfetzen spielen. Wirkt "Olos" im Ersteindruck noch befremdlich, setzt sich das Album mit jedem weiteren Durchgang immer tiefer fest – sagt nicht, ihr wärt nicht gewarnt worden.

(Klaus Porst)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Baloje
  • Oro balionu
  • Netildai

Tracklist

  1. Intro (Fosforinis baseinas)
  2. Fosforinis baseinas
  3. Baloje
  4. Piligrimai II
  5. Neturėjom dainos
  6. Bydermejeris
  7. Oro balionu
  8. Netildai
  9. Nepabust
Gesamtspielzeit: 50:00 min

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MM13

2020-02-21 19:16:47

komliment,sehr gute rezi,kann ich so unterschreiben,da lacht doch mein 80er waver,gothic,bzw.postpunk herz,wenn ich auch textlich nichts verstehe,erinnert alles ein bisschen an meine sturm und drangzeit im oz und odeon in stgt. :-)

Armin

2020-02-17 21:00:51- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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