Demons & Wizards - III

Century Media / Sony
VÖ: 21.02.2020
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Ein Freund, ein guter Freund

Kooperationen zwischen Musikern verschiedener Bands haben gerne einmal das Geschmäckle, unter dem sanften Druck diverser Manager entstanden zu sein. Klar, Ausnahmen bestätigen die Regel, aber in Summe gibt es schlicht zu viele Supergroups, die sich nach einer Platte dann doch eher als mittelsuper entpuppten. Zu diesen Ausnahmen gehören sicherlich Demons & Wizards. Denn deren Protagonisten sind nicht etwa nur Kollegen, die "einfach mal was machen wollen". Nein, die gemeinsame Geschichte von Hansi Kürsch und Jon Schaffer beziehungsweise deren Bands verdient schon einen genaueren Blick. Denn es war 1989, als Blind Guardian auf der Tour zu ihrem zweiten Album "Follow the blind" eine amerikanische Band als Support engagierten, die mit ihrem Demotape "Enter the realm" als der heißeste Scheiß im Metal-Underground galt. Die Rede ist natürlich von Iced Earth. Nun, der Rest ist schnell erzählt: Diverse weitere Touren sollten folgen, und zwischen Kürsch und Schaffer entwickelte sich das, was gemeinhin als Männerfreundschaft bezeichnet wird.

Erst zehn Jahre später sollte mit "Demons & Wizards" das erste Album des gleichnamigen Projekts entstehen, und ganz im Vertrauen – so richtig konnten die beiden Alphatiere die Erwartungen nicht erfüllen. Erst recht nicht mit dem 2005 veröffentlichten Nachfolger "Touched by the crimson king", der eher nach einer gemeinsamen Resteverwertung aus den jeweiligen Proberäumen klang. Folgerichtig wurde das Projekt nicht weiter verfolgt, zumal sich Blind Guardian und Iced Earth in unterschiedliche stilistische Richtungen entwickelten. Und bis auf ein paar lose Ankündigungen im Jahr 2011 geschah entsprechend erst einmal nichts weiter. Bis 2019 anlässlich des Jubiläums des, nun ja, Debüts dann doch das von vielen Fans ersehnte dritte Album in Angriff genommen wurde. Und "III" schickt sich gleich mit dem Opener "Diabolic" an, die zuletzt sehr verkopften Produktionen von Blind Guardian vergessen zu machen. Was insbesondere daran liegt, dass Schaffers Riffs zwar nicht immer Grammy-verdächtig, aber doch erheblich geradliniger angelegt sind – und damit Kürschs Hang zur Theatralik auf äußerst positive Art und Weise einebnen.

Mehr noch: Der Krefelder Frontmann zeigt plötzlich längst vergessene Facetten, lässt im Opener gar einige brachiale Growls hören und verleiht dem düsteren "Wolves in winter" durch geradezu giftig-aggressiven Gesang eine ganz eigene Note, bis der Refrain dann doch noch schützend die Arme ausbreitet. "Timeless spirit" hingegen ist eine Powerballade, wie sie Iced Earth zu ihren besten Zeiten geschrieben haben, mit wuchtigem Refrain und tollem Spannungsbogen. Und wer das Ganze dann je nach Hauptautor Iced Guardian oder Blind Earth nennen will, der kann förmlich das breite Grinsen der beiden Hauptakteure zu Beginn von "Midas disease" hören, das mit feiner AC/DC-Note beginnt und in einen Queen-artigen Refrain mündet, der sich ähnlich in die Gehörgänge frisst wie der von "Universal truth".

Glanzstück der Platte ist allerdings das abschließende "Children of Cain", bei dem beide Akteure nochmals ihr ganzes Können in die Waagschale werfen. Denn eines ist klar: Bombastische Spannungsbögen können sie beide, begabte Geschichtenerzähler sind sie auch. Doch während vor allem "Touched by the crimson king" zu oft uninspiriert, ja nebeneinander her komponiert schien, wirkt nicht nur der Abschlusstrack wie aus einem Guss. Natürlich ist auch "III" zwangsläufig eine kompositorische Mixtur, die zu gleichen Teilen aus Blind Guardian und Iced Earth besteht. Reduziert jedoch um den verzweifelten Versuch nach Progression auf der einen und um bisweilen arg verquaste Verschwörungstheorien auf der anderen Seite. Vielleicht ist das nicht immer in jeder Facette organisch, vielleicht fehlt Kürsch und Schaffer nach all den Jahren dann doch der musikalische Dreck unter den Fingernägeln. Aber angesichts der Klasse von "III" ist den beiden Busenfreunden zu wünschen, dass sie wenigstens etwas von diesem Esprit zurück in ihre Hauptbands nehmen.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Diabolic
  • Wolves in winter
  • Children of Cain

Tracklist

  1. Diabolic
  2. Invincible
  3. Wolves in winter
  4. Final warning
  5. Timeless spirit
  6. Dark side of her majesty
  7. Midas disease
  8. New dawn
  9. Universal truth
  10. Split
  11. Children of Cain
Gesamtspielzeit: 64:49 min

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Armin

2020-02-17 20:58:05- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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