
Kvelertak - Splid
Rise / BMGVÖ: 14.02.2020
Nach dem Löwen eine Ratte
Kvelertak, das war lange Zeit Gift und Galle mit Hochdruck. Gerade die ersten beiden Alben waren wüste Prügelattacken, die unheimlich entschlossen durchrauschten. Mit "Nattesferd" kam 2016 ein kleiner Einschnitt, Midtempo-Passagen und der Einsatz von Akustikgitarren, einige Gründe für Fans der ersten Stunde, leidenschaftlich zu diskutieren. Das Urteil lautete nicht selten, dass die Norweger ein wenig ihren Biss verloren hatten. Und dann kam 2018 noch ein Wechsel an noralgischer Stelle hinzu, Ivar Nikolaisen übernahm das Mikrofon von Erlend Hjelvik. Hjelvik sei ein Löwe gewesen, er nur eine kleine, angepisste Ratte, sagte "der Neue" bescheiden. Also einige Fragezeichen bei "Splid", dem vierten Longplayer von Kvelertak.
Unabhängig vom neuen Frontmann stellt man aber mal wieder mühelos fest, wie fokussiert Kvelertak im Laufe der Jahre geworden sind. Es geht nicht mehr so heillos drunter und drüber wie am Anfang, aber die Stücke treiben mit gehörigem Druck zielgerichtet voran, jeder Break sitzt, jede Abfahrt geht schnittig runter. Und am meisten Spaß machen Kvelertak immer noch, wenn sie es einfach bissig laufen lassen, so wie im Opener "Rogaland". Neu dabei ist, dass teilweise auf Englisch gegeifert wird. Das führt zu markigen Aussagen wie "I got judgement day / In my DNA", wohl bekomms. Der Death'n' Roll von Kvelertak weist aber inzwischen noch mehr Abwechslung auf, mächtig schwingende Chor-Refrains in mittlerem Tempo gibt es da oder Space-Rock-Gitarrensoli, alles ein wenig bekömmlicher als zu Anfangstagen.
Anhänger aus dieser Zeit dürften manches Mal die Frage stellen, ob das nötig sei. Objektiv gesehen macht das aber gehörig Spaß, die mit großer Intensität geschrammelten Akustikgitarren zu Beginn von "Crack of doom" zum Beispiel, bei dem auch Mastodons Troy Sanders mitmischt. Oder dieses "Bråtebrann", welches Weltraum-Prog mit schmutzigem Geschredder verbindet. Das große Plus ist, dass solche kompositorischen Besonderheiten mühelos in den mitreißenden Ritt eingegliedert sind, das nimmt man dann als Hörer gerne mit.
Auf der zweiten Hälfte des Albums sind Kvelertak dann erst recht mit Erfolg auf Varianz aus. "Fanden ta dette hull!" gibt sich als selbstbewusster Midtempo-Rocker, der ein wenig "Hells bells"-Feeling verbreitet, dann aber auch die Thrash-Metal-Keule mit Schmackes schwingt. Auch "Delirium tremens" mit seinem gemäßigten, fast sanften Beginn überrascht, weist im weiteren Verlauf mit breitbeinigen Riffs und Schlagzeug-Grabenkämpfen aber wieder die geliebten Trademarks dieser Band auf. "Ved bredden av Nihil" gibt sich dann zum Abschluss beinahe majestätisch, Chöre, Akustikgitarren-Intro und dann ein herzliches Van Halen-Solo. Dies ist theatralisch und auch bewusst artifiziell, doch passt dies alles in den wüsten Überbau einer Band, die nicht mehr so hemmungslos Gas geben mag wie früher, links und rechts von dieser Kompromisslosigkeit jedoch jede Menge spannende Dinge entdeckt hat.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Rogaland
- Bråtebrann
- Delirium tremens
Tracklist
- Rogaland
- Crack of doom
- Necrosoft
- Discord
- Bråtebrann
- Uglas hegemoni
- Fanden ta dette hull!
- Tevling
- Stevnemøte med Satan
- Delirium tremens
- Ved bredden av Nihil
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fuzzmyass
2020-07-09 23:23:43
Finde nicht, dass die letzte Bronx ein Ausfall war... hatte sicher ein Paar Durchhänger bzw. schwächere Momente, aber da sind trotzdem einige Killersongs und auch gute Melodien... alles in allem ein sehr solides Album...
sizeofanocean
2020-07-09 20:14:42
bei den Herren Bronx war erst das letzte Album ein ziemlicher Ausfall, vor allem durch den wirklich grausamen Gitarrensound. Bronx II war auch kein gutes Album, hatte aber zumindest 2 der dicksten Hits mit an Bord. die Hoffnungen für deren neues Album sind jedenfalls auch eher niedrig...
fuzzmyass
2020-07-09 18:31:43
Ich finde The Bronx haben sichnfantastisch entwickelt ohne 0815 zu werden... gerade III und IV sind die Highlights...
tjsifi
2020-07-09 16:32:38
@sizeofanocean: Kann nachvollziehen was Du meinst, ist immer so wenn sich eine Band in eine andere Art entwickelt wie man es sich gewünscht hat.
Für mich sind da immer The Bronx ein gutes Beispiel die von Album zu Album immer mehr zu einer 0815 Punk Kapelle geworden sind nachdem sie mit ihrem Debut jedem einzelnen Arschloch auf der Erde die Zähne ausschlagen wollten.
sizeofanocean
2020-07-09 16:00:23
*resigniertes Kopfschütteln*
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