Itchy - Ja als ob

Findaway / Soulfood
VÖ: 07.02.2020
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Neuanfänger

Wird es denn jetzt jedes Mal anders? Da haben Itchy unter alter Flagge als Itchy Poopzkid permanent ein vernachlässigenswertes Album nach dem anderen veröffentlicht, nur um im Herbst 2017 plötzlich mit "All we know" zu zeigen, dass sie sehr viel mehr können als reihenweise mittelmäßige Singalongs für die Grabbelkiste zu schreiben. Und Anfang 2020 kommt das Trio mit "Ja als ob" um die Ecke und lässt dem Neuanfang von damals gleich den Nächsten folgen. Was einmal funktioniert, gelingt auch wieder? Möglich. Die offensichtliche Veränderung dieses Mal: Man spricht jetzt Deutsch. Wie die Donots. Wie Smile And Burn. Was nicht weiter wichtig ist, weil die Frage nach der Trittbrettfahrt bei guter Umsetzung einfach überflüssig ist.

Die Frage ist also vielmehr: Taugt die Umsetzung was? Haben Sibbi, Panzer und Max – Mensch, beim nächsten Album könnten sie vielleicht mal über die Spitznamen nachdenken – ihre musikalische Form vom letzten Album ins Jetzt retten können? Die eindeutige Antwort: irgendwie ein bisschen. Aus der Meckerecke kommen da zum Beispiel Stimmen, die "Ich piss' gegen den Wind" nicht so richtig als Refrain akzeptieren wollen und sich eine bessere Textqualitätskontrolle wünschen. Die sich im nächsten Satz auch an "Beyoncé & Jay-Z" abarbeiten, weil "7000 Kommentare / Hashtag Nahostkonflikt / Jeden Tag noch mehr Artikel / Wie der Mensch die Erde fickt" einfach aus keinem Blickwinkel eine gute Zeile, die Grundaussage des Song bestenfalls gut gemeint ist und der Song vor allem auch musikalisch nicht so recht vom Fleck kommen will.

Überhaupt, die Musik: Wo "All we know" sich bisweilen noch verhältnismäßig weit vor die Tür getraut habt, verlagert "Ja als ob" merkwürdig unentschlossen sein Gewicht von einem Bein auf das andere. Dabei geht die Rutsche noch schwungvoll los: "Faust" springt mitsamt der Erkenntnis, die Band habe nichts zu verlieren, beherzt ins Uptempo und macht schnörkellos Lust auf mehr. Doch schon der Titeltrack dreht das Album ins Midtempo. Dort geht dank guter Einfälle in den Strophen trotz eines einfallslosen Refrains noch alles gut. In weiterer Folge aber kann man die Ideendiät, auf der "Ja als ob" offenbar gehalten wurde, jedoch nicht ausblenden. "Nicht weg" wird trotz aller Mühe niemals über das Etikett Billy-Talent-B-Seite hinaus kommen, "Herzlich willkommen" versucht sich als Kopfnicker, lässt selbigen aber immer nur nach unten sinken, und "Auf dem Gewissen" steht schließlich völlig orientierunglos im Raum.

Es ist fast gemein, dass Itchy immer dann, wenn man "Ja als ob" gerade als Schuss in den Ofen abschreiben will, mit einer vernünftigen Idee um die Ecke kommen. "Unser Lied" stibitzt zwar die ein oder andere Idee bei den Donots, bei "Stop the clocks", um genau zu sein, funktioniert aber dank seiner melancholischen Schlagseite über die vollen vier Minuten einwandfrei. Gleiches gilt für "Pflastersteine", das unterstreicht, dass Itchy im Jahre 2020 am besten sind, wenn sie entweder voll aufs Gas treten oder selbiges komplett raus nehmen. Was auch das abschließende, kraftvolle wie charmante "Wo seid ihr denn alle?" beweist. "Ja als ob" gerät am Ende nicht wirklich schlecht, steht aber zu häufig verloren in der Mitte. Beim nächsten Neuanfang bitte wieder mehr Mut!

(Martin Smeets)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Faust
  • Unser Lied
  • Pflastersteine

Tracklist

  1. Faust
  2. Ja als ob
  3. Godzilla
  4. Ich wollte nicht (feat. Sebastian Madsen)
  5. Herzlich willkommen
  6. Meine Fresse
  7. Unser Lied
  8. Gegen den Wind
  9. Nicht weg
  10. Pflastersteine
  11. Auf dem Gewissen
  12. Wo seid ihr denn alle?
Gesamtspielzeit: 39:27 min

Im Forum kommentieren

Armin

2020-01-28 19:28:16

Huch ... ist mir so gar nicht aufgefallen bei Upload und Newsletter. Und auch nicht beim Redigieren. Danke für den Hinweis. Ist korrigiert. Im Text war's überall richtig.

MartinS

2020-01-28 09:18:40

Oha! Danke für den Hinweis!

sizeofanocean

2020-01-28 09:05:17

furchtbare Band, jetzt sogar noch furchtbarer. aber den Albumtitel könntet ihr trotzdem richtig schreiben, sowohl bei der Rezension als auch hier im Threadtitel.

Armin

2020-01-27 20:45:41- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

manfredson

2019-11-16 19:33:55

Ich verstehe im Refrain immer "...außer uns selbst und die Hand voller Asseln". Keine schöne Vorstellung.

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