
Squarepusher - Be up a hello
Warp / Rough TradeVÖ: 31.01.2020
Hirnlego
Man kann Tom Jenkinson alias Squarepusher ja so einiges vorwerfen. Dass er seit einigen Jahren auf hohem Niveau stagniert zum Beispiel. Mit "Be up a hello" legt er ein Album vor, das alle Stärken und Schwächen seiner jüngeren Werke zusammenführt. Die musikalische Nähe zu Aphex Twin, seinem Bruder im Geiste, tritt diesmal sehr deutlich hervor. So hätte "Speedcrank" sich auch wunderbar auf "Syro" gemacht. Der Synthbass dreht frei, während ein Breakbeat genüsslich dekonstruiert wird. Darüber liegen schräge Flächensounds. Innovativ ist das vielleicht nicht, aber es klingt immer noch nach der Zukunft. Auf komplett abstruse Experimente verzichtet der Brite diesmal, weshalb "Be up a hello" für Squarepusher-Verhältnisse beinahe ein zugängliches Album ist.
Mit "Detroit people mover" befindet sich sogar ein astreiner Ambient-Track ohne schiefe Töne auf ihm. Allerdings findet Jenkinson die wirklich magischen Momente weiterhin im Halsbrecherischen. Grandios gerät der Einstieg: Sowohl das melodietrunkene "Oberlove" als auch das voranpreschende "Hitsomi" wissen bereits beim ersten Hören zu gefallen. Deutlich mehr Einarbeitungszeit ist für "Vortrack" nötig. Hier regiert Atonalität, ungeübte Hörer dürften sich in dem Dickicht aus kaputten Drumsamples und röchelnden Synthesizern nur schwer zurechtfinden. Wobei Squarepushers Musik noch nie etwas für Bauchmenschen war. Seine bis ins kleinste Detail ausgearbeiteten Exzesse waren schon immer Nerdkram, der sich primär zur Beschallung des Bordells zur Befriedigung der intellektuellen Gelüste eignete.
Passend hierzu: "Terminal slam", ein Song, der es sich zunächst einige Minuten im eigenen Saft gemütlich macht, bevor dann wie aus dem Nichts die Hölle losbricht. Wer es bis zum Ende durchhält, wird mit einer schönen Melodie belohnt. In eine ähnliche Kerbe schlägt "Mekrev bass", das in seiner Verspultheit an das seinerzeit großartige "Just a souvenir" erinnert, Commodore-Sounds inklusive. Man muss Squarepusher wohl einfach so akzeptieren, wie er ist. Zwar sind die Zeiten der Orientierungslosigkeit, die ihn vor gut einer Dekade befallen hatte, vorbei, er opfert jedoch gleichzeitig viele innovative Ansätze für ein geschlosseneres Gesamtbild. Der Track, der dies auf den Punkt bringt, heißt "Nervelevers". Strukturell beinahe poppig, soundtechnisch leider vom Reißbrett. Spaß macht das Geblubber und Gestolper natürlich trotzdem. Nur überwältigen kann es nicht mehr.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Oberlove
- Hitsonu
- Terminal slam
Tracklist
- Oberlove
- Hitsonu
- Nervelevers
- Speedcrank
- Detroit people mover
- Vortrack
- Terminal slam
- Mekrev bass
- 80 Ondula
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Armin
2020-01-19 20:46:17- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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