Marcus King - El Dorado
Fantasy / Concord / UniversalVÖ: 17.01.2020
Das Paradies erhalten
Die amerikanische Rootsmusik ist schlau genug, ihre zahlreichen Weisheiten so lange zu zitieren und zu variieren, bis sie unverrückbar erscheinen und sich selbst bestätigen. So entstehen Traditionen. Und wer sie intensiv genug studiert, wirkt mit gerade einmal 23 Jahren so souverän wie Marcus King. Der ungemein umtriebige Dan Auerbach hat nun dessen erstes Soloalbum produziert, bislang trat King nämlich mit seiner 2013 gegründeten Marcus King Band in Erscheinung. Dass die Band aus dem Künstlernamen wegfällt, deutet die Richtung der zwölf Lieder an, die selten auf schweren Bluesrock setzen und ruhiger daherkommen. Dabei springt King beherzt durch das Liederbuch der amerikanischen Südstaaten, bewegt sich stets auf vertrautem Terrain und lässt sich unterstützen von musikalischen Begleitern wie den Memphis Boys, die einst bereits mit Elvis und Dusty Springfield im Studio waren.
Der Opener "Young man's dream" beginnt wie eine abgehangene Country-Nummer von der Veranda und entwickelt sich dann scheinbar mühelos und organisch zu einem schleppenden und doch heiteren Blues. Von Anfang an ist klar: Die enge Verknüpfung traditioneller amerikanischer Genres ist kein verkrampftes Programm Kings – vielmehr sind Rock, Blues, Soul und Country bei ihm längst und ganz natürlich zu einem distinkten Klang zusammengewachsen. Und so leitet der groovende Hardrock der Single "The well" über zu "Wildflowers & wine", das bittersüß sinniert wie einst Otis Redding oder Sam Cooke. Und mit "One day she's here" folgt federleichter, eleganter Soul, den fantastische Bassläufe, Glockenspiel und dezente Backgroundchöre als ein kleines Meisterwerk davonschweben lassen. Auch wenn Songs wie "Sweet Mariona" nach einem jungen Ryan Adams klingen, wird man am Ende des Albums den Eindruck nicht los, dass Kings größte Liebe eben jenem Soul und seinen Balladen gilt: "Left my home when I was seventeen / Feet were dirty but my soul was clean."
Die zwei Eckpfeiler von "El Dorado" bilden Kings virtuoses Gitarrenspiel und seine enorm vielseitige und ausdrucksstarke Stimme, die sich mal kratzig gegen groovende Riffs auflehnt, dann wieder samtig und sanft mit grazilen Licks harmoniert. In Songs wie "Beautiful stranger" oder "Break" wird King dann zum waschechten Crooner und richtet sich mehr und mehr in einer Intimität ein, die wilde Gitarrensoli außen vor lassen muss. Stattdessen Streicher, Orgeln und viel Zärtlichkeit. Zwar verliert die zweite Hälfte ein wenig an Fahrt und wird mitunter zu behaglich, aber der ungemein gekonnte Umgang Kings mit seinen Einflüssen, denen er viele Tricks abgelauscht hat, legt längst Zeugnis ab über einen gewissenhaften und vielversprechenden Songwriter. Innovation ist kein Kriterium, an dem sich "El Dorado" misst, das problemlos auch aus den Siebzigern stammen könnte. King konserviert vielmehr das musikalische Erbe seiner Heimat mit Spielfreude, Respekt und Kompetenz und erweist so den halkyonischen Tagen einer Ära die Referenz. Der Traum dieses jungen Mannes wächst aus seinen Wurzeln.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Young man's dream
- Wildflowers & wine
- One day she's here
Tracklist
- Young man's dream
- The well
- Wildflowers & wine
- One day she's here
- Sweet Mariona
- Beautiful stranger
- Break
- Say you will
- Turn it up
- Too much whiskey
- Love song
- No pain
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Armin
2020-01-19 20:40:07- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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