
Courtney Barnett - MTV Unplugged - Live in Melbourne
Marathon / Rough TradeVÖ: 06.12.2019
Daheim bei Freunden
Zwei Gedanken, die sich da spontan im Kopf ausbreiten, während man die frohe Kunde des neuen Live-Albums von Courtney Barnett liest: "Oh, ein neues Live-Album von Courtney Barnett?" Wenig originell, stimmt schon. Der zweite Gedanke: "'MTV Unplugged' gibt es noch?" Tatsächlich. Die in den Neunzigerjahren vielleicht beste Adresse für die intimsten Auftritte der Lieblingskünstler ist noch aktuell und als Institution lebendig wie eh und je. Das passt bestens zum live stets munteren bis quirligen Wesen der Australierin Barnett, wovon man sich in Deutschland zuletzt im Winter 2018 ein Bild machen durfte. Während Freunde handfester Publikationsmedien auf die CD beziehungsweise das Vinyl noch bis Februar 2020 warten müssen, gibt es die Digitalausgabe von "MTV Unplugged - Live in Melbourne" schon seit Anfang Dezember auf den gängigen Streaming-Plattformen und auf Barnetts Bandcamp-Seite – und ist damit im Rahmen eines entsprechenden Abos ohne Zusatzkosten verfügbar.
Acht Songs gibt es von der Show aus Barnetts Heimatstadt, die am 22. Oktober 2019 aufgenommen wurde. Darunter befinden sich fünf Originale und drei Coverversionen sowie den einen oder anderen Gast. Aber von vorne: Da darf nämlich der kleine Publikumsliebling "Depreston" den Anfang machen, der nicht nur dank der Unterstützung von Lucy Waldron am Cello für einen heimeligen, gemütlichen Einstieg sorgt. Während man bei Barnetts üblichen Performances aus voller Kehle am Ende mitgrölt, bleiben die zwischen Aufmunterung und gleichzeitiger Verzweiflung schwankenden Zeilen "If you've got a spare half a million / You could knock it down and start rebuildin'" so immer noch zumindest eine schöne, kleine Anekdote mit dem einen oder anderen Tränchen, die heimlich die Wange runterkullern. Apropos Gemütlichkeit – im darauffolgenden "Sunday roast" gibt es den dampfenden Braten zwar nur gedanklich, ein warmes Gefühl im Gefühl breitet sich dennoch aus. "It's all the same to me", singt die 32-Jährige da, was man angesichts dieser Besonderheit doch kaum glauben mag.
Mit "Charcoal lane", ursprünglich von Barnetts Landsmann Archie Roach, gibt es an dritter Stelle den ersten der drei Coversongs, bei dem Gastsänger Paul Kelly mitwirkt und eine kleine Geschichte darüber zum Besten gibt, wie er den Song zum ersten Mal gehört hat. Fast fühlt es sich an, als ob man hier in einer kleinen Runde unter Freunden wäre, in der jeder ein bisschen was vortragen darf. Und irgendwie stimmt das ja auch: Wie ein alter Bekannter auf Kuschelkurs schmiegt sich diese ruhige Variante von "Nameless, faceless" ans Ohr. Und da man sich schon so lange kennt, fordert der Überhit "Avant gardener" glatt frech zum Tanz auf und zwinkert dabei sicher nicht nur Bojack Horseman tröstend von der Seite zu. It gets easier! Zum Schluss liefert "So long, Marianne" eine wirklich wunderschöne Reinterpretation der Leonard-Cohen-Single von 1967 – noch so ein alter Kumpel, der noch dazu schmerzlich vermisst wird. Und der schon damals, vor über 50 Jahren, offenbar genau die richtigen Worte wusste für Momente wie diese: "We met when we were almost young", ja. Und: "It's time that we began to laugh / And cry and cry and laugh about it all again." Einfach wunderbar, so ein Abend mit Freunden.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Depreston
- So long, Marianne
Tracklist
- Depreston
- Sunday roast
- Charcoal lane (feat. Paul Kelly)
- Avant gardener
- Nameless, faceless (feat. Evelyn Ida Morris)
- Untitled (Play it on repeat)
- Not only I (feat. Marlon Williams)
- So long, Marianne
Im Forum kommentieren
Cade Redman
2019-12-19 23:57:08
Dieses doofe Cover ist gar kein Slackerpop mehr, der den Song so auszeichnet.
Cade Redman
2019-12-19 23:51:49
"Avant Gardener" zählt zu den allerbesten Songs der 10er, auch in der Akustikversion hier.
Eurodance Commando
2019-12-09 23:10:03
Das Cohen-Cover ist in der Tat sehr gelungen. Schön.
Armin
2019-12-09 21:21:04- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
Eurodance Commando
2019-12-09 20:25:08
Wat? Das schnarchige Cover ist ja mal megalahm.
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