
You Guitarprayer - Art won't tear us apart again
Krachladen / TimezoneVÖ: 15.11.2019
Die wüsten Söhne
Das nennt man dann wohl konstruktive Zerstörungswut. Aus Köln macht sich ein Trio auf, dem psychedelischen Noise-Rock ein garstiges Meisterwerk angedeihen zu lassen. You Guitarprayer, bestehend aus Soheyl Nassary, Gitarre und Gesang, Scharco am Bass und Drummer Spiro Kotsomitopoulos, erschaffen auf "Art won't tear us apart again" das scheinbar Widersprüchliche: Ständig am Rande des Zusammenbruchs operierend, entwickelt dieses Album einen Zug, einen Druck und Drive, der derart kraftvoll und getrieben runterrauscht, dass man die ganzen garstigen Widerhaken erst bei mehrmaligem Hören schmerzhaft spürt.
You Guitarprayer, extrem kompakt und tight im Zusammenspiel, rattern direkt von Beginn an durch Höllenschlunde. Die Druckbetankung von Schlagzeug und Bass in "Black Khaleesi" beeindruckt kolossal, die Saiten der Bassgitarre sind ein Fall für den Seismographen, das Drumming ist voluminös, aber eben auch schonungslos direkt. Dazu brutzelt und schmirgelt die Gitarre in einem infernalen Ringen, immer zwischen klaren Wirkungstreffern und verwaschenem Feedback-Schmutz changierend. Einen Trick haben die Rheinländer übrigens sehr fein raus: Trotz psychedelischer Elemente, weite Schleifen ziehender Gitarren und psychotischer Breakdowns wird die Stoßrichtung nie verwässert. Die wuchtig pumpenden Drums von "Bat Capone" lassen sich nicht vom scharf konturierten Weg abringen, das Riffing treibt weiter an und auch im Gesang scheint das Gefühl durch, unbedingt und genau jetzt zum Punkt kommen zu müssen.
Doch es ist wie gesagt auch Platz für Differenzierung und zweite Blicke. Das dezente Taumeln der Rhythmusgruppe von "Muscle rub" lässt den Boden schwanken, das seekranke Auf- und Abschwingen lässt die Gewissheiten bröckeln. Dazu aber immer ein Punch und eine Entschlossenheit, die in ihrer Konsequenz beeindruckt. Das giftige Brodeln von "Three times three" wühlt sich durch nebulöses Feedback, hält aber eindeutig Kurs in Richtung letztendlicher Umnachtung. Dass dabei zwischendurch ein schartiger Bass mit runder Vehemenz ins Rampenlicht rückt, ist auch ein Verdienst der vielschichtigen Produktion.
Ebenso fein ausgearbeitet ist der Wechsel zwischen wahnhaftem Stillstand und Hochgeschwindigkeits-Hatz bei "Lupus dei". Ein Oben oder Unten ist schwer auszumachen in dem ganzen wirren Trubel, der aber dennoch eine klare Bewegung in eine Richtung forciert. Die angerosteten Ruhephasen sind dabei natürlich trügerisch und bereiten nur die nächsten Attacken vor. Richtig qualvoll wird dann die Vorhölle des Titelsongs: auch hier wieder gnadenloser Antrieb neben angeknacksten Hängepartien in der eigenen Unzurechnungsfähigkeit. Es drückt und schabt an allen Stellen, auch wenn dies unmittelbar nachlässt, verhallt noch ein peinigendes Echo dessen an den Rändern der Wahrnehmung. Und dass You Guitarprayer im abschließenden "Weißer Squier" innerhalb von acht Minuten noch einmal diese kolossale Fähigkeit demonstrieren, komplexe Schmerzhaftigkeit mit energetischer Schussfahrt zu kreuzen, bringt auf den Punkt, was man eigentlich schon vorher wusste: Aus dem Rheinland kommen die wirklich gefährlichen Jungs.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Bat Capone
- Muscle rub
- Art won't tear us apart again
Tracklist
- Black Khaleesi
- Bat Capone
- Muscle rub
- Three times three
- Lupus dei
- Art won't tear us apart again
- Corazon horizon
- Weißer Squier
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zurueck_zum_beton
2025-04-13 08:46:17
Das Paket gibt es bald in Bonn. Da kommen valborg auch her. Im Kult 41 kosten die Konzerte selten mehr als 10€. Die Bühne ist sehr sehr hoch, unnötig hoch. Aber sonst ist es dort nice, günstige Getränke, ein Kettenrauchbus.
Valborg habe ich von weitem in Nordfrankreich auf einer festivalbühne gesehen. Peinlich!
Mann 50 Wampe
2025-04-13 08:38:47
Anfag März bin ich extra in einen kleinen Club gefahren, um You Guitarprayer als Support von Valborg zu sehen. Valborg sind irgendeine Durchschitts Metal Band die ich vorher überhaupt nicht kannte und die mich musikalisch auch nicht sonderlich interessiert haben.
Beim Konzert kamen die aber als erstes auf die Bühne und spielten ihr Set runter, was dann ganz ok war. Ich habe mich schon gewundert was mit You Guitarptayer ist und mal nachgefragt, ob die jetzt als zweites spielen. Da hiess es dann die wären gar nicht da, weil die Band erkrankt wäre. Sehr ärgerlich, zumal nichts davon online oder im Club mitgeteilt wurde. Valborg hätte ich mir nie alleine angesehen.
Mayakhedive
2025-04-12 22:08:21
Dachte auch sie beschränken sich auf Singles.
Aber hey, ich nehm gern noch so ein Album :D
Freut mich sehr.
The MACHINA of God
2025-04-12 22:06:08
Ach geil da kommt noch was? Hätte ich nicht gedacht.
Mayakhedive
2025-04-12 21:52:12
Krass, "Transsurfer" hab ich voll verpennt.
Neue Single "Saffron Eyes" als Vorbote auf ein zweites Album kommt am 02.05.
Die könnten gerne mal auch außerhalb des Ruhrpotts spielen.
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