The Who - Who

Polydor / Universal
VÖ: 06.12.2019
Unsere Bewertung: 3/10
3/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Who are you?

Schwer ist es, das Alterwerden. Gerade für eine Band wie The Who muss es eine ziemlich knifflige und auch undankbare Aufgabe sein, das eigene musikalische Erbe fortzuführen. Denn was machte diese Band in ihrer Blütezeit denn aus? Es war der zivile Ungehorsam, der sich durch die frühen Werke der Briten zog, ab Mitte der Sechziger war die Gruppe um Pete Townshend eine gepfefferte Ohrfeige fürs Establishment, lieber sterben als alt werden. Jetzt ist man nun genau dies, und trotzdem können The Who es nicht lassen, nach 13 Jahren mit "Who" mal wieder eigenes Material zu veröffentlichen. Das beste Album seit "Quadrophenia", behauptet Sänger Roger Daltrey und was soll man sagen? Ziemlich falsch, diese Aussage, denn The Who haben eindeutig den Saft schon lange ausgetrunken, und auf ihrem zwölften Studioalbum ist die Handbremse das wichtigste Werkzeug.

Da gibt sich die Band im eröffnenden "All this music must fade" zwar kämpferisch, Kritiker werden abgewatscht, doch fehlt es völlig an Druck und Drive. Fast der gesamte Song wirkt wie eine einzige runtergekühlte Bridge, man wartet auf einen pfiffigen Zug, doch vergeblich: Trotz der typischen Who-Gitarren, etabliertem Schlagzeugwirbel und Roger Daltreys wenigstens im Ansatz agilem Gesang schmort dieser Song selbstgefällig und satt im eigenen Saft. Und das geht so weiter: "Ball and chain" ist ein unengagierter Blues, der zwar ein paar gemäßigt spannende Soundschleifen zur Zierde trägt und auch ein Piano munter aus dem Dunkel sprudeln lässt, doch wieder entsteht keine Anteilnahme beim Hörer, zu lauwarm, schnarchig und auch desinteressiert wird dieses Stück abgespult.

Und auch wenn der routiniert runtergespielte Rocker "I don't wanna get wise" einigermaßen funktioniert, ist es an anderer Stelle geradezu bestürzend, dass Songwriter Townshend scheinbar das Gespür völlig verloren hat, was geht und was nicht. "Detour" ist ein von eher ungelenker Percussion gelenkter Unsinn, soll agil und aufgeweckt wirken, hat aber nur abgestandenes Fieber aus zweiter Hand zu bieten. Der eingeschobene, ruhige Zwischenpart wirkt da auch eher affektiert und aufgesetzt. Das mild orchestrierte "Beads on one string" geht leider auch eher in Richtung einer zuckrigen, ansonsten aber geschmackfreien Schlagerballade. Dies ist für sich gesehen schon schlimm, unter Vergegenwärtigung der Bedeutung dieser Band für unter anderem die Mod- und Punkbewegung wird es richtig ärgerlich.

Wenn man auch nicht verlangen darf, dass The Who den gleichen Furor erzeugen wie zu ihrer Blütezeit, einfallsreiches Songwriting und ganz einfach Seele sollten es dann aber doch sein. Das abgeschmackte "Hero ground zero", was das Songwriting betrifft im pathetischen Autopiloten unterwegs, oder das aufgebläht dahin gleitende "Street song" lassen zwar die Handschrift Townshends erkennen, aber eben auf völlig unmotivierte und unbeteiligte Weise, als hätte er mal eben elf Songs zusammengeschustert, rückgreifend auf das üppige Portfolio der Band. Und so gibt es eigentlich nur einen feinen Moment, wenn das luftig-folkige ""Break the news" sanft einschwebt und dennoch emotionale Varianz und Tiefe aufweist. Ansonsten ist "Who" aber eine ernüchternde Angelegenheit, die statt Einfalsreichtum gesättigte Selbstkopie aufweist, ärgerlich und dieser Band absolut nicht würdig.

(Martin Makolies)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Break the news

Tracklist

  1. All this music must fade
  2. Ball and chain
  3. I don't wanna get wise
  4. Detour
  5. Beads on one string
  6. Hero ground zero
  7. Street song
  8. I'll be back
  9. Break the news
  10. Rockin' in rage
  11. She rocked my world
Gesamtspielzeit: 45:44 min

Im Forum kommentieren

Darno Übel

2022-10-28 22:07:05

The hu

The MACHINA of God

2021-10-06 22:05:53

Hehe. :)

hos

2021-10-06 16:46:35

wenn du alle who alben besitzen willst, schon.

Nasenfahrad

2021-10-06 16:20:36

Ist dieses Album Pflicht?

Annie

2020-01-13 11:26:58

Es ist besser geworden als befürchtet. Noch lieber wäre mir aber gewesen, Pete Hätte es als Solo Album rausgebracht. Ich finde er ist der angenehmere Sänger und es wäre Auch ehrlicher gewesen, weil ist die who eigentlich nicht mehr gibt.

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