Omni - Networker

Sub Pop / Cargo
VÖ: 01.11.2019
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

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Vielleicht gibt es momentan keine unspektakulärere Band als Omni. Kaum erschienen, sind Alben wie "Deluxe" oder "Multi-task" auch schon wieder verschwunden. Entweder im Regal, da ihre beinahe papierdünnen Digipak-Covers zwischen den klobigen Boxen von Oasis und Ozzy Osbourne kaum auffallen, oder aus der öffentlichen Wahrnehmung, in der das manchmal als Trio agierende Duo aus Frankie Broyles und Philip Frobos nebst Sound-Mann und Teilzeitmitglied Nathaniel Higgins praktisch nicht stattfindet. Wenigstens Sub Pop, Seattles beste Adresse für sympathische Außenseiter, nahm Omni wahr – und das so wohlwollend, dass der dritte Longplayer nun beim semi-legendären Renommier-Label erscheint. Denn obwohl die Musiker aus Atlanta so wenig Aufhebens um sich selbst machen, präsentieren sie sich auch auf "Networker" stilistisch hochversiert und mit allen Wassern aus mehreren Jahrzehnten Indie-Gitarre gewaschen. Ob die Welt diesmal Notiz davon nimmt? Zeit wird es.

Aufmerksamkeit verdienen Omni nämlich auch, wenn sie sich nicht wie einst Julian Casablancas von Lou Reed ein Buch mit einer Widmung für die eigene Band signieren lassen und anders als bei Flasher aus Washington kein Mitglied einen Nebenjob bei der Pizza-Kette vorweisen kann, von der aus Hillary Clinton absurder- und fälschlicherweise einen Kinderporno-Ring betrieben haben soll. Auch die Tatsache, dass Broyles mal ein paar Jahre Mitglied von Deerhunter war, taugt zu wenig mehr als zur Randnotiz – und doch sind die Genannten durchaus gültige Beschreibungsebenen für Omnis auf engsten Raum komprimierte Musik, zu der man ähnlich prima im Rechteck tanzen kann wie einst zum Television-Klassiker "Marquee moon". Und spätestens im immer wieder schrill zerplatzenden zweiten Stück "Courtesy call" ist auch "Networker" bei den rhythmisch versetzten Leads angekommen, die sich Tom Verlaine und Richard Lloyd bereits vor 40 Jahren um die Ohren zu hauen pflegten. Nur dass Omni es bedeutend eiliger haben.

Schließlich geht dank der digitalen Identitäten, auf die sich "Networker" nicht nur im Titel bezieht, alles immer schneller. Da ist als Auftakt höchstens ein hektisches "Sincerely yours" zu abgezirkelten Riffs drin, und bei Nichtgefallen des Online-Profils muss in "Skeleton key" ein schmallippiges "Scroll on by" reichen. Auch die elf Stücke schaffen es nur knapp über 30 Minuten, in denen Omni eingedampftem Indie-Rock und geometrisch präzisem Post-Punk das Fett absaugen und die Muskeln aufpumpen. "Moat" benötigt für sein sehniges Uptempo keine 120 Sekunden, die Leads von "Flat Earth" hüpfen bis zur spontanen Verpuffung auf einem Bein klirrend im Kreis, das verschleppte "Underage" formt aus Gang-Of-Four-Rudimenten und einer irrlichternden kleinen Keyboard-Melodie einen besonders verzüglichen Song. Und mit "Present tense" fehlt auch der angespitzte Dance-Rocker nicht, der Omni fast so cool dastehen lässt wie The Strokes. Reife Leistung für eine unspektakuläre Band – die vor allem eine sehr gute ist.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Courtesy call
  • Underage
  • Present tense
  • Flat Earth

Tracklist

  1. Sincerely yours
  2. Courtesy call
  3. Moat
  4. Underage
  5. Skeleton key
  6. Genuine person
  7. Present tense
  8. Blunt force
  9. Flat Earth
  10. Networker
  11. Sleep mask
Gesamtspielzeit: 31:53 min

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Armin

2019-11-21 21:41:53- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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