The Growlers - Natural affair
Beach GothVÖ: 25.10.2019
Durch die Nacht mit ...
Sind sie nicht großartig, diese Lifestyle-Werbungen, in denen hippe Menschen durch die Stadt ziehen und einfach frei sind? Nein, sind sie nicht. Aber eins muss man den verantwortlichen Marketingagenturen lassen: Hin und wieder haben sie ein gutes Händchen für Musik. Denn es gibt sie, die Songs, die es schaffen, ein Lebensgefühl perfekt auf den Punkt zu bringen.
Genau das ist den Growlers mit dem Album "Natural affair" gelungen, wobei musikalisch und textlich nicht vordergründig ein Lebensgefühl, sondern vielmehr eine Tages-, pardon, Nachtzeit eingefangen wird. Stilistisch bedienen sie sich dabei beim Discosound – klare, eingängige Rhythmen, die mit Oldschool-Synthesizern und Gitarren untermalt werden.
Inhaltlich werden viele Situationen aufgegriffen, die einem in der Dunkelheit begegnen können. "Long hot night" beschreibt die Nacht, in der man diesen besonderen Menschen trifft, wenn man ahnt, aber nie genau wissen kann, was sich daraus noch entwickelt und welche Bedeutung das alles einnehmen wird. Gut so, denn sonst könnte man sich nie so ungezwungen in die Nacht fallen lassen. Dieser Kontrast zwischen zweiflerischer Bedeutungsschwere und gedankenlosem Sich-treiben-Lassen wird auch musikalisch umgesetzt – die Strophe noch getragen und schwärmerisch, der Chorus tanzbar und befreit. "Coinstar" wird zum Bekenntnis zur Trinkerei und zum Nachtschwärmen, und "Tune out" beschreibt das Ausbrechen: "Tune out like riding forever / Forgetting who is driving the car."
Was man dieser Platte hoch anrechnen muss, ist, dass sie sich trotz aller Disco-Einflüsse nicht völlig der Elektronik hingibt. Bei den meisten Songs wird auf Drumcomputer verzichtet. Der Symbiose aus akustischen Elementen und elektronischen Tönen ist es zu verdanken, dass dem Album "Natural affairs" trotz aller Achtziger-Danceflor-Attitüde die Seele nicht verlorengeht. Das Intro zu "Truly" sowie "Try hard fool" sind Beispiele für diese dezenten, aber großartig klingenden Gitarren und Synthesizer, an denen man sich gar nicht satt hören kann und nie genau weiß, ob man an Cyndi Lauper oder The Smiths denken soll. Dazu gesellen sich die groovigen Disco-Nummern, die musikalisch manchmal etwas beliebig, inhaltlich, wie in "Social man", aber durchaus gehaltvoll daherkommen, und schon hat man ein Album, das man sich auf die Ohren wünscht, wenn man durch die nächtliche Großstadt streift, sich selbst aus der Totalen sieht, wie Darsteller*innen in Hochglanzwerbespots.
Mit "Die and live forever" erhalten Platte und Nacht einen würdigen Abschluss. Inhaltlich wird hier der ewige Zusammenhat beschrieben, den man sich meist zu vorgerückter Stunde beschwört, wenn man sich nur noch selig in den Armen liegt. Eine Nacht, die die melancholischen Momente nicht ausspart, aber dennoch immer intensiv und positiv bleibt, an deren Ende man erschöpft aber glücklich ins Bett fällt, zu sehr erfüllt von Eindrücken, als das einen noch irgendein Gedanke wachhalten könnte.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Long hot night (Halfway to certain)
- Truly
- Coinstar
- Try hard fool
Tracklist
- Natural affair
- Long hot night (Halfway to certain
- Pulp of youth
- Social man
- Foghorn town
- Shadow woman
- Truly
- Tune out
- Coinstar
- Stupid things
- Try hard fool
- Die and live forever
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Armin
2019-11-21 21:38:47- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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