Dives - Teenage years are over
Siluh / CargoVÖ: 15.11.2019
Down under
Wüsste man es nicht besser, würde man das österreichische Indierock-Trio Dives irgendwo zwischen Perth und Brisbane verorten. Viktoria Kirner, Tamara Leichtfried und Dora de Goederen scheinen in den vergangenen Jahren jedenfalls einigermaßen viel Courtney Barnett, Julia Jacklin und Co. gehört zu haben, denn ihre Musik atmet den Vibe, den auch die besagten Künstlerinnen verströmen. Ihr Debütalbum "Teenage years are over" ist dennoch weit mehr als bloße Ehrerbietung: zehn Songs in etwas mehr als einer halben Stunde, ausgestattet mit Melodien, die jedoch für Tage im Ohr haften. Die Haltung der Band ist, natürlich, feministisch, ohne jedoch moralinsauer zu wirken. Ihre Stücke klingen leicht, frisch und stürmisch und kommen im Grunde genommen sechs Monate zu früh. Oder zu spät. Denn eigentlich passt diese Musik besser in die hitzetrunkenen Sommermonate.
Schon der rasante Opener "Chico" macht die Marschroute unmissverständlich klar: immer nach vorne, denn Dives gehen offensichtlich ungern Umwege. Am besten knallt es also direkt. Die Stimmen der drei Bandmitglieder ergänzen sich, ergeben einen dringlichen, harmonischen, manchmal aber auch leicht kratzigen Chor, der den Hörer auf gespenstische Weise becirct. Das folgende "Waiting" kommt mit reichlich Hall daher, trägt feinstes schwarzes Ornat und erinnert in Stil und Sounddesign an die britische Indiepop-Formation Veronica Falls, die bis zu ihrer Auflösung 2014 zwei tolle Platten veröffentlichte. Ähnlich wie die Band aus London bringen die drei Österreicherinnen ein feines Gespür für tanzbare Rhythmen und zuckersüße Melodien mit. Und vereinen diese Eigenschaft mit einem guten Schuss Melancholie, der aus freidrehenden Popsongs ein existenzielles Lebenselixier macht.
Schön auch, wie "Stay right here" mit einem tiefen Basslauf startet und die langsam einsetzenden Stimmen sich zärtlich umgarnen, die Drums stoisch gegen das emotionale Unwetter anspielen. Die folgenden Harmoniegesänge erinnern an Die Heiterkeit und die Soloarbeiten von Stella Sommer. Im fantastischen "Tomorrow" spielen Dives sehnsuchtsvollen Collegerock, dem man seine österreichische Provenienz nicht anhört. Die zweite Albumhälfte umfasst dann weniger herausstechende Hits, Dives spielen nun fein gezirkelten Postpunk, der die Achtzigerjahre im Herzen und möglicherweise ein Joy-Division-Shirt am Leib trägt. "Teenage years are over" endet mit dem düsteren Schlussakkord "Drinking paradise": Ein in Moll getränkter Abschied, der wieder freundlich gen Australien grüßt. Und der sich vor Barnett und Co. wahrlich nicht zu verstecken braucht.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Chico
- Heads
- Tomorrow
Tracklist
- Chico
- Waiting
- Heads
- Stay right here
- Tomorrow
- Dear lavender
- Pumpkin
- Looking for a fight
- Nightdrive
- Drinking paradise
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Armin
2019-11-21 21:37:55- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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