Geowulf - My resignation

PIAS / Rough Trade
VÖ: 25.10.2019
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Girlgroups und gebrochene Herzen

Es gibt Ideen im Leben, die nicht nur einfach, sondern auch gut erscheinen, die sich dann aber ganz schnell als furchtbar entpuppen können. Jegliches Multitasking zum Beispiel, aber auch, mit besten Freunden eine WG zu gründen. Oder wahlweise eben eine Band. Bei Star Kendrick und Toma Banjanin verläuft zumindest Letzteres einwandfrei. Aus der Idee, mit Sounds und Gesang zu experimentieren sind mittlerweile zwei, wie die Wahl-Londoner es selbst nennen, Beachpop-Alben in weniger als zwei Jahren entstanden. Während das Debüt "Great big blue" den lässigen Soundtrack eines unbeschwerten Sommers auf Poolmatten umhüllt von Erdbeereis lieferte, widmet sich "My resignation" gefühlsbetonteren, persönlicheren Themen.

So beschreibt die Vorabsingle "Lonely" die bewusste Entscheidung, lieber allein zu bleiben, anstatt aus gesellschaftlichem Druck oder Gewohnheit Teil einer Beziehung zu sein, die einem nur das Herz bricht. Kendrick sorgt mit ihrem zarten Gesang und dem griffigen Refrain für einen echten Ohrwurm, während der Sound Retro-Vibes aus den frühen Siebzigern bis in die achtziger Jahre verströmt. Geowulfs Musik erinnert nicht selten an Camera Obscura oder das leider immer noch viel zu stark missachtete Duo Tennis. "Lonely" ist gleichzeitig ein Statement zur Selbstliebe: Während das Mikro nach und nach abgedreht wird, wechselt Kendrick zum Sprechgesang und schlägt sich überraschend souverän: "Always needing someone else completing me / My only weakness was feeling / That I can't make myself happy."

"He's 31" knüpft inhaltlich in einer ähnlichen Ecke an. "He's all fucked up and 31 / And I thought I was something", besingt Kendrick ironischerweise eine ungleiche Dynamik innerhalb einer heterosexuellen Beziehung, während sich der Gesang und eine sanft gezupfte Gitarre gekonnt ausbalancieren. Musikalisch spielen Geowulf mit dem Song auf Phil Spectors Girlgroup-Pop an: Der schlichte, repetitive Beat ist nicht nur der gleiche wie in The Ronettes' "Be my baby", sondern bezieht sich auch bewusst auf den zeitlosen Schunkel-Klassiker. Denn auch das Trio thematisierte damals die Unausgeglichenheit in einem Verhältnis zu einem Mann.

Doch schon der Titelsong und Opener ist mit seinen sechs Minuten eine Ansage. Mit Ohrwurm-Charme und abwechslungsreicher Instrumentierung gelingt es Geowulf dennoch, in jeder einzelnen zu fesseln. Hektische und sich durchgehend wiederholende Keyboards bilden den Rahmen, während Kendricks Gesang von Anfang an melodisch gegensteuert. Wo der Song sich zunächst wieder mit Girlpop-Vibes einschaukelt, wird er energischer, wenn die Sängerin "You don't feel like mine anymore / I'm empty, baby, again" klagt und die Gitarren einsetzen. Auch "Falling for you" besingt unerwiderte Liebe und schlüpft mit einer großen Portion Hall in ein 80s-Gewand. Immerhin den Spaß an Experimenten haben sich die zwei gebürtigen Australier also bewahrt. Ein Glück für alle, die ihnen zuhören.

(Lena Zschirpe)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • My resignation
  • Lonely
  • Round and round
  • Evolution

Tracklist

  1. My resignation
  2. I see red
  3. Lonely
  4. He's 31
  5. Round and round
  6. I want you tonight
  7. Evolution
  8. Falling
  9. Rainy day
  10. If only I could feel it
  11. Celebrate
Gesamtspielzeit: 44:26 min

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Pierre Baguette

2020-03-22 23:03:28

Habe ich gerade für mich entdeckt, ganz feine Platte. Danke für den Tipp

Armin

2019-11-14 21:23:00- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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