Van Morrison - Three chords and the truth

Caroline / Universal
VÖ: 25.10.2019
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Self made Van

Van Morrison war fleißig: Seit 2017 kredenzte er ein halbes Dutzend Alben, für den Nordiren im besten Rentenalter ist das ein kolossaler Arbeitsnachweis. Ein wenig schade nur, dass die Qualität jenes Outputs nicht immer in den oberen Bereichen lag, vielleicht lag dies daran, dass eine Unzahl an Cover-Versionen die Platten bevölkerte. Und die waren so manches Mal wenig inspiriert, so dass selbst eingefleischte Anhänger Van Morrisons mitunter gelangweilt abgewunken haben. Nun jedoch "Three chords and the truth." 14 Eigenkompositionen, frisch aus der Feder des Meisters, der seit über 50 Jahren im Geschäft ist. Und ja, die neuen Songs haben mitunter wirklich die Frische und Beseeltheit, die man in den letzten Jahren bei Van Morrison ein wenig vermisst hat.

Bereits die "March winds in February" künden von neuer Lust am innigen Gleiten zwischen Soul und Blues. Der Song findet immer wieder zu einer markanten Hook zurück, stromert mit leichtem Gitarrenspiel und samtiger Orgel aber ansonsten weit hinaus ins Grenzgebiet von Winter und Frühling. Van Morrisons Stimme ist dabei weich aber markant, endlich wieder beherzt. Und so signalisiert dieser Song, mildes Sinnieren trifft auf einen zackigen Aufbruch, dass im Songwriting des Belfaster Jungen wieder vitale Abwechslung statt starre Schematik herrscht, "It's coming on spring". Auch "Fame will eat the soul" kommt aus einer locker verschmitzten Entspannungshaltung, die Akkorde rollen sich munter ab, Van Morrison erhöht in der Bridge leicht den gesanglichen Druck, um in einen herrlich souligen Refrain einzulaufen. Ach ja, die Orgel gibt dazu übrigens einen wunderbar weich gebetteten Kommentar ab.

Übrigens hat Van Morrison auf "Three cords and the truth" altbekannte Unterstützung erfahren. Gitarrist Jay Berliner veredelte bereits "Astral weeks" und Schlagzeuger Bobby Ruggiero gab schon auf dem legendären "Moondance" den Takt vor. Und irgendwo merkt man auch, dass Van Morrison sich in der Umgebung seiner neuen Platte wohl fühlt. Alles läuft hier rund, ohne zum halbkonzentrierten Abklatsch zu geraten. Der Blues von "Dark night of the soul" gräbt tief, reibt sich mit mildem Schmelz an Vergeblichem auf und wirkt generell unheimlich rund und vollmundig ausgearbeitet.

Und so wirkt der entspannte Sonntagmorgen-Shuffle von "Does love conquer all" eben nicht blasiert oder allzu routiniert, sondern zeichnet mit Liebe und warmem Instrumentarium butterweiche Melodien an die Schlafzimmerwand. Aber der Belfast Cowboy kann auch anders: "Nobody in charge", tief im rustikalen Kneipen-Blues verhaftet, rüttelt und schüttelt einen ätzenden Kommentar zum Brexit aus den Kleidern, findet aber, und das macht die Sache interessant, auch eine gutmütige Melodie-Folge im Song. Dieses Album gewinnt aber, ob Liebeslied oder Zeitkommentar, immer dadurch, dass es mit voller Überzeugung daher kommt. Der traurige Abgesang "Days gone by" vermittelt zum Beispiel endlich wieder das Gefühl, dass Van Morrison sich hier richtig reingekniet hat, das Sehnsüchtige in seiner Stimme ist nicht zu überhören, so dass man auch als Hörer wieder Anteil nimmt. Und so ist "Three chords and the truth" ein Comeback zu alter Größe, welches zwar keine neuen Seiten des Briten zeigt, sein bekanntes Antlitz aber im besten Licht erstrahlen lässt.

(Martin Makolies)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • March winds in February
  • Does love conquer all
  • Days gone by

Tracklist

  1. March winds in february
  2. Fame will eat the soul
  3. Dark night of the soul
  4. In search of grace
  5. Nobody in charge
  6. You don't understand
  7. Read between the line
  8. Does love conquer all
  9. Early days
  10. If we wait for mountains
  11. Up on Broadway
  12. Three chords and the truth
  13. Bags under my eyes
  14. Days gone by
Gesamtspielzeit: 67:30 min

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Armin

2019-10-30 20:26:42- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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