Birdeatsbaby - The world conspires

Dr. Music / Recordjet
VÖ: 18.10.2019
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Immer einmal mehr wie Du

Wenn Kinder sich mit Worten duellieren, geraten sie recht schnell in Not. Nicht selten enden Debatten dann mit Ausrufen wie "Unendlich!" oder "Immer einmal mehr wie Du!". Dass es eigentlich "als" statt "wie" heißen müsste, interessiert den Nachwuchs dabei natürlich nicht. Was das alles mit der britischen Band Birdeatsbaby zu tun hat? Ziemlich viel. Denn es ist davon auszugehen, dass sich bei den Engländern im Studio ähnliche Dialoge abspielen. Vor allem, wenn es um die Arrangements ihrer Songs geht. "The world conspires", das fünfte Album mit Eigenkompositionen des Quartetts, erschlägt den Hörer förmlich. Reduktion als Stilmittel ist Birdeatsbaby fremd. Wer also Probleme mit Theatralik hat, sollte um das Werk einen Bogen machen. Dabei entspringt die große Geste dem Selbstverständnis der Band. "Dark cabaret" geistert als Genrebezeichnung durchs Netz, womit ein guter Anknüpfungspunkt gefunden wäre.

Ein bisschen funktioniert die Musik wie deutsche Filme aus der Weimarer Republik aus heutigem Blickwinkel. Sie wirkt opulent und majestätisch, aber auch wie aus der Zeit gefallen. Birdeatsbaby machen im Kern Psychedelic-Rock, scheuen aber nicht vor progressiven Elementen zurück. Die exzentrische Sängerin Mishkin Fitzgerald ist der Fixpunkt des Getöses, ihre Stimme verfügt nicht nur über einen großen Umfang, sondern ist auch äußerst wandlungsfähig. Besonders umwerfend sind die Momente, in denen die Musiker alle Hemmungen fallen lassen. So pendelt "ZeryFortyThree" zwischen Niedergeschlagenheit und Manie, ehe es im großen Finale hymnisch wird. Auch "Esmerelda" bedient sich diesem Muster und begeistert dank einer orientalisch eingefärbten Lead-Melodie. Ähnlich ausufernd wird es im Titelsong, wobei hier die Vorzeichen umgekehrt werden. Der Song beginnt furios und ebbt dann immer weiter ab, um schließlich als Trauermarsch zu enden.

Doch es geht auch anders: "Painkiller" landet nach einigen Hakenschlägen bei einem Riff, für das Matthew Bellamy morden würde. So brutal geht die Band jedoch nur selten vor. Meist bewegen sich die Songs im Midtempo-Bereich, wirklich ruhig wird es aber nur selten. Selbst Verschnaufpausen wie "Ropes" kommen nicht ohne himmelhochjauchzende Geigen aus. Birdeatsbaby sind Erzähler. Und wenn die Geschichte nach einer irren Begleitung verlangt, spendiert die Band ihr diese. Musterbeispiel hierfür ist das komplett überkandidelte "Kill no one", das wie eine Kreuzung aus Guts Pie Earshot und Misfits klingt. In "Dido's lament" passiert dann das Unvermeidliche: Die Mezzosopranistin Feline Lang singt sich zu Barackenbarock um Kopf und Kragen. Was eigentlich überhaupt nicht geht, ergibt im Kontext des Gesamtwerks absolut Sinn. Denn das hat gerade noch gefehlt. Die dürfen das, weil sie es können. Doppelspiegel!

(Christopher Sennfelder)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Painkiller
  • ZeroFortyThree
  • Esmerelda
  • Dido's lament

Tracklist

  1. Hold your breath
  2. Painkiller
  3. ZeroFortyThree
  4. The world conspires
  5. Lady grey
  6. How do I
  7. Box of razorblade
  8. Esmerelda
  9. Hurricane
  10. Whisper
  11. Ropes
  12. Dido's lament
  13. Kill no one
  14. Bad blood
  15. Look away
Gesamtspielzeit: 67:58 min

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Corristo

2019-11-14 00:54:49

Tatsächlich ein ziemlich gutes Album, soweit ich es bisher beurteilen kann. Der Rezensionstext hat mein Interesse geweckt.

Stilistisch ziemlich interessant. Einige Rock/Gothicballaden, doch es gibt auch immer wieder Metalelemente. Sowieso einiger Eklektizimus am Start. Anderes wirkt dann wiederum eher poppig. So ein Steam Punk-Vibe lässt sich auch öfter mal ausmachen.

Bewogen mich mit der Band zu beschäftigen hat mich allerdings dieser Track vom Vorgängeralbum, der die Chamäleonhaftigkeit der Band auch zeigt:

https://www.youtube.com/watch?v=cM7L7Lbtzuw

Robert G. Blume

2019-10-31 10:03:29

Nie gehört, aber bei so nem Bandnamen muss ich mal ein Ohr riskieren ...

Armin

2019-10-30 20:23:31- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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