Boris - Love & Evol
Third ManVÖ: 04.10.2019
Perpetuum mobile
Boris machen einfach weiter. Mehrfach wurden sie schon abgeschrieben, nur um dann umso fulminanter zurückzukommen. So war "Dear" eine Rückkehr zu alter Größe. Nach so einem Werk den Krempel hinzuschmeißen, scheidet logischerweise aus. "Love & Evol" ist im Gegensatz zum Vorgänger eine deutlich schwierigere Angelegenheit. Ein Album, dessen innere Zerrissenheit schon der Titel nahelegt. Es gibt Momente der Schönheit, aber auch Leerlauf. Sehr viel Leerlauf. So klingt "Coma" tatsächlich eher wie eine Episode aus der Tiefschlafphase. Derlei Ambienteskapaden besitzen lange nicht mehr die Strahlkraft vergangener Tage. Deutlich besser macht es da "EVOL", das mit seinem treibenden Groove den Hörer direkt vereinnahmt. Schlappe 16 Minuten dauert der Track, wer am Ende noch steht, darf sich Hoffnungen auf eine Karriere bei der Leibwache der Queen machen. Besonders eindringlich gerät hier ein hymnischer Bombastpart in der Songmitte.
Der Opener "Away from you" bedient sich hingegen ungleich simplerer Mittel. Ein paar unscheinbare Akkorde reichen dem Trio aus Fernost. Allerdings krankt auch dieser Song darunter, dass einfach zu wenig passiert. Nun muss es nicht immer gleich der große Krawall sein, Boris haben in ihrer langen Laufbahn schon mehrere zartbesaitete Alben aufgenommen. Doch wenn praktisch nichts vorangeht, dann stellen sich doch rasch Ermüdungserscheinungen ein. Hinzu kommt, dass der Sound des Albums merkwürdig kraftlos wirkt. Viel zu selten gibt es die zum Markenzeichen avancierten Boris-Soundwände, stattdessen tröpfeln selbst laute Passagen nur so dahin. Ein Beispiel hierfür ist "Uzume", das zwar aus schönem Gebrumme besteht, aber nicht lange im Gedächtnis bleibt.
Dabei zeigt das Trio in "LOVE", wozu es immer noch in der Lage ist. Endlich finden Sound und Songwriting zusammen. Endlich stellt sich Unbehagen ein. Denn bei aller Liebe zum Understatement: Ein bisschen Gewaber ersetzt einfach keine Weltuntergangsstimmung. Das eigentliche Problem des Albums ist aber die eingangs erwähnte Orientierungslosigkeit. Die einzelnen Ideen wollen sich nicht recht zu einem schlüssigen Ganzen zusammenfügen. Zu fragmentiert ist das Konzept, zu blutleer die Umsetzung. Immer wieder werden Momente der Hoffnung durch fragwürdige Entscheidungen zunichtegemacht. Weshalb beispielsweise "Shadow of skull" genau dann versandet, als es spannend wird, bleibt das Geheimnis der Musiker. Schon ärgerlich, das alles. Vielleicht hat die Band schlicht eine Verschnaufpause gebraucht. Sie sei ihnen gegönnt. Abschreiben sollte man Boris jedoch nicht.
Highlights & Tracklist
Highlights
- EVOL
- LOVE
Tracklist
- Away from you
- Coma
- EVOL
- Uzume
- LOVE
- In the pain(t)
- Shadow of skull
Im Forum kommentieren
salarias
2020-01-02 22:44:25
ich idiot hab einfach mal das Konzert am 3.12. im Berliner binu verpasst. war dort jemand ? wie wars?
salarias
2020-01-02 22:39:29
aha- super danke:)
Clown_im_OP
2020-01-02 10:17:59
was ist denn was ? wie sieht die tour Variante aus, kenn nur die Doppel Variante als einzel lp`s
Einziger Unterschied ist die Farbe. Die Tour-Version kommt mit Splatter-Effekt (genau wie die Tour-Versionen von Akuma no Uta und Feedbacker, die Indie-Version ist marmoriert:
https://www.discogs.com/Boris-L%CE%A6VE-EV%CE%A6L/release/14111452
salarias
2020-01-02 09:53:32
was ist denn was ? wie sieht die tour Variante aus, kenn nur die Doppel Variante als einzel lp`s
Clown_im_OP
2019-10-31 12:17:51
Ich verfalle bei jedem neuen Boris-Release in einen Kaufrausch und hab mir jetzt auch mal die Pink 3LP geordert. Bei Sargent House gab's auch noch die von dir gepostete Farbe, glaube ich. Mal sehen, ob ich sie auch wirklich bekomme.
Die Indie-Version von Love & Evol ist sehr schick, kommt leider ohne MP3-Code. Gefällt mir besser als die Tour-Variante.
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