Jay Som - Anak ko

Lucky Number / Rough Trade
VÖ: 23.08.2019
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Ganz ohne Stützräder

Herbst 2019, höchste Zeit für die Wahl des Sommerhits. Unbedingt in der Auswahl: Das herrliche "Superbike" von Jay Som, Anfang Juni als Leadsingle ihres neuen Albums "Anak ko" veröffentlicht und seitdem hartnäckig in den Gehörgängen jener Musikfans mit Vorliebe für schrammelig-schöne Melodien. Das Teil hätte auch Ende der Neunzigerjahre erscheinen können, um auf dem Soundtrack einer Coming-of-age-Serie wie "Dawson's creek" das Highlight der Compilation zu werden. Das Problem: Da war Jay Som noch ein Kind. Zarte 25 Jahre hat die Kalifornierin gerade mal auf der Uhr. Macht aber nichts – zu spät dran sind weder "Superbike" noch "Anak ko".

"Mein Kind" lautet die Übersetzung aus dem Philippinischen, ein Kosename, den ihr ihre eigene Mutter verpasst hätte, sagt Melina Duerte alias Jay Som. Passt ja: Nach der Songsammlung "Turn into" von 2016, die aus ihren alten Bandcamp-Demos zusammengestellt wurde, und dem ein Jahr später veröffentlichten "Everybody works" ist "Anak ko" ein weiteres Baby in Duertes kleiner, aber feiner Karriere. Und auch in anderer Hinsicht bietet sich der Titel durchaus an – denn tatsächlich wächst und gedeiht die Sängerin mit jeder weiteren Platte ein bisschen mehr. Musik zum Erwachsenwerden? Dafür ist man hier genau richtig.

Neun Titel in nicht ganz 35 Minuten gibt es auf "Anak ko", minimal kratzbürstige Rebellen wechseln sich mit sehnsüchtigen Unschuldsengeln ab. Das bockstarke Fahrrad ist dabei beileibe nicht der einzige Track, der an frühere Zeiten erinnert, die Duerte selbst gar nicht so bewusst erlebt haben dürfte. Groß ist sie natürlich trotzdem schon, so berichtet das harmonische "Nighttime drive" von den langen Fahrten im Tour-Alltag, weit weg von Zuhause, ganz nah am Abenteuer. Das groovige "Tenderness" ist eine Hymne an die Liebe, während der fantastische Opener "If you want it" nicht nur mit seinem tollen Einstieg überzeugt, sondern auch mit seinen Anlock-Künsten: Hier bekommt man nämlich direkt Lust auf mehr.

Mehr gibt es, zum Glück: Da überrascht dann nicht nur das Feature von Lætitia Tamko alias Vagabon als Gastsängerin in den Songs "Devotion" und "Peace out", sondern auch die bemerkenswerte Geradlinigkeit des Albums im Gesamten. Da fällt nicht mal der finstere Titeltrack von "Anak ko" aus der Reihe, der sich ab seiner zweiten Hälfte mitsamt Störgeräuschen in ein völlig eigenständiges kleines Drama verwandelt, das sich so leicht nicht vergessen lässt. Aber wer will das auch schon? Zum Finale gibt es "Get well" sei Dank dann sämtliche Jahreszeiten in knapp vier Minuten: melancholischer Herbstspaziergang, kuscheliger Winterschlaf, belebendes Frühlingserwachen und fröhlicher Sommerurlaub. Und schon ist es wieder Zeit für den nächsten Hit – Jay Som wird sicher etwas einfallen.

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • If you want it
  • Superbike
  • Nighttime drive

Tracklist

  1. If you want it
  2. Superbike
  3. Peace out
  4. Devotion
  5. Nighttime drive
  6. Tenderness
  7. Anak ko
  8. Crown
  9. Get well
Gesamtspielzeit: 34:27 min

Im Forum kommentieren

saihttam

2023-01-25 00:46:51

Finde den Vorgänger stärker. Hab das hier aber auch schon länger nicht mehr gehört. Wäre eigentlich auch mal wieder Zeit für was neues.

fakeboy

2023-01-24 22:25:19

Mal wieder rausgeholt. Sehr schönes Album. Franst gegen hinten vielleicht ein wenig aus, was nicht weiter tragisch ist. Superbike, Peace Out und Devotion sind herrlich. Insgesamt wohl 'ne knappe 8/10.

u.x.o.

2019-12-22 16:59:30

Der Vorgänger hat mir deutlich besser gefallen. Anak Ko fand ich im Vergleich irgendwie fade. Schade.

fakeboy

2019-12-22 15:18:03

Sehr schönes Album. Dream-Pop, Schlafzimmer-Pop, Shoegaze, Indie-Pop - unspektakulär aber sehr gekonnt angerichtet. Hits: Superbike, Devotion

Armin

2019-10-16 21:37:50- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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