Airbourne - Boneshaker

Spinefarm / Universal
VÖ: 25.10.2019
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

For those about to rock

Irgendwann hat wohl jede Band einmal eine Art Vision, ein Leitbild, ein "Warum machen wir das alles überhaupt?". Klar, Spaß an der Musik, aber das darf wohl jedem Künstler unterstellt werden. Geld verdienen? Zumindest in den ersten Versuchen im Proberaum bestenfalls zweitrangig, aber sicherlich höchst willkommen, wenn es so sein sollte. Vor allem aber ist einer der wichtigsten Beweggründe, seinen großen Vorbildern nachzueifern. Womit wir bei Airbourne wären. Wer immer noch nicht mitbekommen hat, dass die Truppe aus dem lauschigen Küstenort Warrnambool in der Nähe von Melbourne AC/DC zu nicht völlig überraschenden Idolen erkoren hat, befand sich in den letzten Jahren entweder auf einem wunderschönen anderen Planeten oder interessiert sich dermaßen wenig für Rockmusik, dass er dann sicherlich auch diese Zeilen nicht lesen dürfte. Egal. Über vier Alben jedenfalls bestehen schon die so ziemlich einzigen Unterschiede zwischen besagten Bands a) im Füllstand des Festgeldkontos und b) darin, dass es sich bei der Gruppe um die Brüder O'Keeffe um vier statt um fünf beteiligte Musiker handelt. Die Kopie als Daseinsberechtigung? Aber hallo.

Fakt also: Airbourne sind quasi eine AC/DC-Coverband. Nix Neues. Ebenso wie der Umstand, dass das Quartett mit dem Klammerbeutel gepudert sein müsste, wollte es auf "Boneshaker" von dieser Marschrichtung auch nur einen Zentimeter abweichen. Und genau deshalb dauert es maximal 20 Sekunden, bis Haare fliegen, Fäuste in den Himmel gereckt und höchste Ansprüche an die lückenlose Versorgung mit Dosenbier gestellt werden. Was für ein Opener, was für ein Kracher ist "Boneshaker" bitte? Falls Angus Young noch auf der Suche nach Ideen für die angekündigte neue Platte der so gehuldigten Aussie-Rock-Legenden sein sollte, hier dürfte er reichlichst fündig werden. Denn dieser Titeltrack wütet entschlossener als alles, was die Altmeister in den letzten 20 Jahren je produziert haben.

Und jetzt kommt die Überraschung. Denn plötzlich grooven die Aussies wie die Hölle. Nachdem "Sex to go" eine kurze Reminiszenz an den anderen großen Bruder von Down Under bietet, nämlich Rose Tattoo, ist "Backseat boogie" exakt jenes – eleganter Boogie-Rock, bei dem nun wirklich niemand sehr ruhig sitzen bleiben kann, ein tolles Riff sowie perfektes Zusammenspiel zwischen dem Neuzugang Harri Harrison an der Gitarre mit dem Bassisten Justin Street inbegriffen. Und während Joel O'Keeffe davon singt, was auf dem Rücksitz so alles passieren kann, taucht vor dem geistigen Auge das verschmitzte Grinsen des unvergessenen Bon Scott auf. Insofern breiten wir über "Blood in the water", dessen Anfang dann doch zu überdeutlich von "Whole lotta Rosie" inspiriert ist, gnädig den Mantel des Schweigens.

Ansonsten muss hier mal überhaupt nichts verschwiegen werden. Zum einen, weil "Boneshaker" ohnehin laut sein will, laut sein muss. Zum anderen aber auch, dass die Platte vor Spielfreude nur so sprüht, was beim Vorgänger "Breakin' outta hell" nicht durchgängig der Fall war. Besonders fällt dies nochmals beim abschließenden Statement "Rock'n'roll for life" auf, bei dem die Vier noch einmal so richtig unbekümmert eskalieren dürfen, als gelte es, die eh schon verschwitzte Meute endgültig in Grund und Boden zu rocken. Im Grunde müssten Angus Young die Tränen der Rührung in den Augen stehen. Denn während der Gitarrist versucht, das große Banderbe halbwegs würdevoll zu verwalten, zeigen die Nachfolger schon längst den Altmeistern, wie sie einmal geklungen haben. Nur dass die Pubs, in denen dieser Rock'n'Roll einmal entstand, längst zu klein für Airbourne geworden sind. We salute you.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Boneshaker
  • Backseat boogie
  • Rock'n'roll for life

Tracklist

  1. Boneshaker
  2. Burnout the nitro
  3. This is our city
  4. Sex to go
  5. Backseat boogie
  6. Blood in the water
  7. She gives me hell
  8. Switchblade angel
  9. Weapon of war
  10. Rock'n'roll for life
Gesamtspielzeit: 30:40 min

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Armin

2019-10-16 21:33:46- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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