Esther Rose - You made it this far
Father Daughter / H'artVÖ: 30.08.2019
Ein echtes Country-Girl
Ein einzähniger, jaulender Goldwäscher mit einem aus einer Büchse selbstgebastelten Banjo und mit etwas Glück ein Duettpartner, der Metalltöpfe zum rhythmischen Trommeln benutzt: Wenn etwas zu viel Klischee und Fantasie mitspielt, könnte Americana mancherorts immer noch so klingen und aussehen. Ein Glück für europäische (und im Grunde auch alle anderen) Ohren, dass es Künstlerinnen wie Esther Rose gibt. Die Songwriterin schafft mit ihrem zweiten Album "You made it this far" nicht nur Vorurteile des nicht immer liebsam behandelten Genres aus dem Weg, sondern liefert gleich viele Gründe, sich sogar ein wenig in verzerrte Saitenklänge und Schunkelmelodien zu verlieben.
Eine zunächst zaghafte und dann noch dynamische Gitarrenmelodie und ihre ebenso energieladen-emotionale Stimme: Viel mehr braucht Rose im Opener "Always changing" nicht, um einen echten Hit zu erschaffen. Von ungewöhnlichen Instrumenten oder zu countryesken Annäherungen ist hier noch keine Spur, und so scheint es, als hätte die Sängerin schon eine Menge Pulver verschossen. Als "Handyman" direkt mit Geigen startet, kostet es noch etwas Überwindung, die Vorbehalte auszublenden. Spätestens aber, als Rose im catchy Refrain "I hope you change your mind / Ooh, try" wiederholt und die Violinen in den Hintergrund rücken, wird deutlich, dass der musikalische Rahmen die Songs nicht kaputt macht, sondern sie sogar bereichern kann. Auch der nächste Ohrwurm "Only loving you" setzt auf Geigen, die mal hektisch und dann wieder angenehm berieselnd klingen. Neben Gitarre, zurückhaltendem Schlagzeug und Roses Gesang sind sie aber nur Teil eines angenehmen Gleichgewichtes.
Ein Umzug, eine Trennung und Krankheit begleiteten die Songwriterin beim Entstehungsprozess des Albums. Herausgekommen sind Songs über Selbstakzeptanz in den schwierigsten Phasen und die gleichzeitige Toleranz gegenüber anderen Menschen. Während "Three" und "Only loving you" noch romantisiert von bedingungsloser Liebe singen, erzählt Rose im schwermütigen Schlusslied "Don't blame it on the moon" ungeschönt von Szenen aus dem Ende einer Beziehung. Die Instrumentierung von "You made it this far" verändert sich dabei nie. Rose gelingt es aber, Rhythmus, Tempo und sogar einfache Lagerfeuer-Akkorde einer akustischen Gitarre so stark zu variieren, dass das gar nicht weiter auffällt. Zwischen übermäßigem Geigeneinsatz und hohen Stimmlagen verlaufen die Grenzen zwischen Americana und puren Country-Songs bei Rose fließend und tendieren hin und wieder eher zu letzterem. Sei's drum. Wenn Dolly Parton trotz Country-Ur-Gen unumstritten eine talentierte Songwriterin ist, warum nicht auch Esther Rose?
Highlights & Tracklist
Highlights
- Always changing
- Handyman
- Only loving you
Tracklist
- Always changing
- Handyman
- Five minute drive
- Only loving you
- Sex and magic
- Lower 9 Valentine
- Three
- Rio en Medio
- You made it this far
- Don't blame in on the moon
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Armin
2019-10-09 21:05:57- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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