Swain - Negative space

End Hits / Cargo
VÖ: 26.07.2019
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
4/10

Hail to the thieves

"The long dark blue", das letzte Album der (ehemaligen) Hardcore-Grunge-Formation Swain, deutete bereits an, dass Hardcore nicht mehr lange Thema für die Band sein würde. Den Punk haben die ehemaligen This Routine Is Hell auch so ziemlich auf der Strecke gelassen. Und so richtig grungig sind sie auch nicht mehr. Stattdessen haben sich Swain auf ihrer Zweiten LP unter diesem Namen ordentlich am Sound von Indie- und Alternativgrößen der auslaufenden Neunziger- und frühen Nuller-Jahre bedient. Fallen wir doch gleich mal mit der Tür ins Haus: "Negative space" kupfert wo es nur geht bei den Großen ab. Das ist beinahe unverschämt, funktioniert im Endeffekt aber einfach auch ziemlich gut. Sicher gibt es zu diesem Sachverhalt mehr als eine Meinung, hier aber zuerst einmal eine von einem Rezensenten, der es einerseits genießt, welche Erinnerungen Swain mit ihrem Sound zutage fördern, die Schwelle zwischen Hommage und Rip-off aber das ein oder andere Mal als klar überschritten ansieht.

Der Opener "Negative space" macht mit seinem ruhigen Intro und der schlagartigen Wendung Richtung Refrain sicher nichts falsch, eröffnet das Album und dessen eher düstere Thematik mit Zeilen wie "Feels better when it hurts like this" sehr stimmungsvoll. Bereits hier ist klar, wie sehr der Sound der ehemaligen Hardcore-Band sich gen Massenkompatibilität gewandelt hat. Allerdings sind die Vorbilder dieser Verwandlung möglicherweise ein wenig zu offensichtlich. Und auch der Song selbst erinnert ganz explizit an "bereits Gehörtes". Dieser Makel zieht sich durch das ganze Album und lenkt manchmal davon ab, dass Swain durchaus eigene Qualitäten haben.

Der klagende Gesang in "Skin on skin", wenn Casper mit seiner seine Stimme aushilft, das zwischen aggressiv und entspannt pendelnde Gitarrenspiel in "Big dumb boy", oder der dramatisch inszenierte Abschluss der Platte zeigen das Herzblut und das Können, das Swain in ihr zweites Album haben einfließen lassen. Es ist jedoch schade, dass es zwischendurch auch kürzere Durststrecken zu überstehen gilt. Gerade die zweite Hälfte des Longplayers krankt ein wenig an zu vielen Wiederholungen, einer gewissen Belanglosigkeit im Songwriting und einer Armut an Höhepunkten. Hier wäre mehr drin gewesen. Doch dann sind da auch wieder Momente wie das Finale von "Uncomfortably aware", das nach langem Aufbau luftige Höhen erreicht oder das introvertierte "Self", das zuerst wie ein leeres Teelicht langsam erlischt, plötzlich jedoch mit aller Kraft aufleuchtet.

Es finden sich glücklicherweise einige solcher Passagen, in denen Swain ihre Einflüsse in ihre eigenen Formen gießen und zeigen, dass hinter dem stellenweise etwas unbeholfenen Songwriting eine Menge Potenzial verschüttet liegt. Mit "Negative space" zeigt sich eine gute Band von ihrer guten, aber eben nicht besten Seite. Wen das Gefühl eines Déjà-écouté nicht stört, oder besser noch, wer aus welchen Gründen auch immer keine Ahnung hat, wo sich Swain beispielsweise bei "But then what?" bedient haben, wird einige spannende, atmosphärisch gut inszenierte Momente erleben können. Dennoch ist Swain zu wünschen, dass sie in Zukunft den Absprung von den Schultern der Riesen wagen, auf denen sie es sich mit "Negative space" vielleicht etwas zu gemütlich gemacht haben.

(Christopher Padraig ó Murchadha)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Negative space
  • Skin on skin
  • Uncomfortably aware

Tracklist

  1. Negative space
  2. Same things
  3. But then what?
  4. Skin on skin
  5. Dispel
  6. Fistful of hair
  7. Big dumb boy
  8. Uncomfortably aware
  9. Self
  10. Hit me till I break my bones
  11. Strange light
Gesamtspielzeit: 42:30 min

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Armin

2019-10-02 23:22:47- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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