Anorak - Sleep well

Uncle M / Cargo
VÖ: 27.09.2019
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Gemischtes Bällchen

Im Allgemeinen hat der olle Kompromiss keinen sonderlich guten Ruf. Das klingt so nach Politik, nach Parlamentsarbeit, nach peinlichen Irrungen und Wirrungen zum Thema Hans-Georg Maaßen. Nach dem Mittelweg eben, auf dem niemand so richtig zufrieden sein Dasein fristen muss. Dabei braucht man nur Anorak zu hören, um den Platz zwischen diversen Stühlen, die in diesem Fall übrigens vage mit den Worten Post, Hard, Emo, Screamo und Core skizziert werden können, zumindest im Einzelfall schätzen zu können. Wer sich bei Blackout Problems an der stets angezogenen Handbremse stört, aber Touché Amoré irgendwie zu hart findet, könnte hier glücklich werden.

Und alle anderen übrigens auch. Dass das Quintett aus Köln mit ihrem Zweitling "Sleep well" das gemischte Bällchen unter den Post-Hardcore-Alben vorlegen, mag vielleicht despektierlich klingen, aber Leute, es ist wirklich nicht so gemeint. Wenn man nämlich nur ein kleines bisschen genauer reinhört in diese elf Songs – die nur auf's erste Hören recht flüchtig vorbeiziehen –, entdeckt man Widerhaken, soweit das Auge reicht. Ideen, in denen man sich gerne verlieren mag. Die "An imprint of a pigeon which flew against the window" in seinen ruhigen Momenten zu einer der interessanteren Post-Hardcore-Nummern machen, die man in letzter Zeit gehört hat. Die dafür sorgen, dass sich das Gesingschrei von "Caffeine" ziemlich nachhaltig im Hinterkopf einnistet. Und die es im Notfall auch mal gar nicht braucht.

Schließlich müssen es nicht immer die hinterlistigen Ideen sein, die einen Song besonders machen. Anorak schleppen diesbezüglich zur starken Albummitte von "Sleep well" das Doppel aus "Red flower" und "The sun" an. Ersteres lässt Melancholie-Gitarren sprechen, die einen ganz plötzlich und durchaus schmerzlich an die beinahe vergessenen Everton erinnern, Zweiteres macht nicht lange rum, sondern kommt direkt per Breitwandrefrain der sehr guten Sorte zur Sache und zeigt auf, dass sich Anorak auch in sehr eingängigen Gefilden souverän bewegen. Noch besser ist "Phasing" geraten, das anfangs den Blick zu Ceremony schweifen lässt und sich dann doch auf krachigeres Terrain begibt. So steht am Schluss ein Album, das man lange zu schätzen weiß. Kaum vorstellbar, dass hier niemand unzufrieden sein wird.

(Martin Smeets)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • An imprint of a pigeon which flew against the window
  • The sun
  • Phasing

Tracklist

  1. Introduction
  2. An imprint of a pigeon which flew against the window
  3. Caffeine
  4. Applause
  5. Red flower
  6. The sun
  7. Phasing
  8. Flourish
  9. Interlude
  10. Perpetuum mobile
  11. Dune
Gesamtspielzeit: 39:37 min

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Armin

2019-09-25 20:42:15- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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