
Liam Lynch - Fake songs
S-Curve / Virgin / EMIVÖ: 14.07.2003
Hail to the thief
Was macht man aus seinem Leben, wenn man an Paul McCartneys höchsteigener Musikschule lernen durfte? Wenn man vom Sir himself als einer von fünf Stundenten für den persönlichen Gitarrenunterricht auserkoren wurde? Mit drei Vierteln der Beatles die Bühne teilen durfte? Für die Foo Fighters ein Video gedreht hat? Ja, was macht man denn, wenn einem sämtliche Türen des Musikgeschäfts offen stehen? Ganz einfach. Man schlägt die Türen zu und zieht das Geschäft durch den Kakao. Gegen alle Regeln der Kunst. Zumindest wenn man Liam Lynch heißt.
Es fing schon kurz nach der Schule an. Damals kam Lynch nämlich bei MTV unter und zog dort mit einem Kumpel die herzhaft sinnentleerte Puppenshow "Sifl & Olly" auf. Später saß der gute Liam beim Dreh des ebenso albernen wie genialen "Tribute"-Videos von Tenacious D auf dem Regiestuhl, und jetzt hat er auch endlich mal eine eigene Platte fertig bekommen. "Fake songs". Schrammel-Rock, Lagerfeuer-Folk, Gospel, Hochglanz-Disco-Trash - dem Kerl ist nichts heilig. Alles nur geklaut eben. Aber so was kommt heute ja in den besten Familien vor.
Keine Platte auf diesem Planeten, die Lynch nicht zur Zielscheibe umfunktionieren könnte. Islands Pop-Elfe wird im "Fake Björk song" zu stilechtem Eso-Blubbern übers Knie gelegt, und wenn die Pixies drankommen, schreit Lynch sich gar ein paar unschöne Pickel auf die Stimmbänder. Ganz wie der Herr Black früher. Schmerzhaft auch für die Bauchdecke, wie David Bowie den Spiegel vorgehalten bekommt. "Sorry, Mum / I'm five years late for teatime." Das hübsche Wörtchen Parodie trifft es längst nicht mehr. Lynch ist das Böse, zynisch bis zum Gehtnichtmehr und selbst für das flauschigste Zwerchfell eine Nummer zu groß. Ganz ehrlich. Wenn der Typ den "Rapbot" gibt, wachsen ihm sogar blondierte Haare aus dem Arsch.
Aber auch wenn Lynch seine hornbebrillte Nase nicht in die Mülldeponien der Großen steckt, hat er mal mindestens sämtliche Lacher auf seiner Seite. Zum ersten wegen einer kunterbunten Gratis-DVD voll hirnverbrannter Videos, Animationen und sonstigem Schnickschnack. Zum zweiten wegen Songs wie der trockenen 90-Sekunden-Single "United States of Whatever", die zeigen, wie ein Mittelfinger zum Manifest werden kann. Und zum dritten wegen des luftigen Rummelplatz-Tunes "Happy", der sich als neue "Southpark"-Titelmelodie empfiehlt. "Happy as a coupon for a 20-dollar-whore". A propos: Gemeinsam mit Four-Letter-King Jack Black besingt Lynch hier auch eine verwegene "Rock and roll whore". Müßig zu erwähnen, daß da weder Augen noch Damen trocken bleiben. Ein ziemlich versauter Spaß ist das. Und Ringo Starr unterstützt sowas auf zwei Songs auch noch. Was wohl Kollege McCartney davon hält? Uh... Whatever!
Highlights & Tracklist
Highlights
- United States of Whatever
- Electrician's day
- Fake David Bowie song
- Fake Pixies song
Tracklist
- SOS
- United States of Whatever
- Fake Björk song
- Still wasted (from the party last night)
- Cuz you do
- I'm all bloody inside
- Electrician's day
- Rapbot
- Fake David Bowie song
- Rock and Roll whore (with Jack Black)
- Sugar walkin'
- Fake Pixies song
- Happy
- Well hung
- Fake Depeche Mode song
- Try me
- Vulture's son
- Horny kind of love
- Fake Talking Heads song
- Sir track
Referenzen
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- Liam Lynch - United states of whatever / Fake songs (21 Beiträge / Letzter am 30.01.2004 - 11:27 Uhr)