Singapore Sling - Killer classics

Fuzzclub
VÖ: 23.08.2019
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
4/10

Ein kleines bisschen Horrorschau

Henrik Björnsson brummt. Seit fast 20 Jahren erweckt er mit seiner nach einem griechischen Horrorfilm benannten Band den Rock'n'Roll zum Leben. Doch dieser Rock'n'Roll ist anders. Cool, mit bösartigem Grinsen und zynisch erhobenem Mittelfinger schleicht er sich von hinten an, packt einem ins Genick und beisst genüsslich zu. Auf "Killer classics" leben Singapore Sling ihre psychedelischen Horrorvisionen leidenschaftlich aus.

Seit jeher durchzieht die Songs der Isländer eine Energie, die sich weder in atemberaubender Geschwindigkeit noch besonderer Vehemenz ausdrückt. Laut sind sie, das merkt man spätestens bei "It's a hit" sowie dem folgenden "Switchblade". Ersteres eher gemächlich im Strom der Klänge dahinziehend, bis einen der grummelnde Björnsson die Güte des Songs durch einen Urwald aus Reverb und Noise entgegen schreit. Das andere, deutlich stärker nach vorne drängende Stück lässt die Saiten schnarren und die Drums scheppern. Sicherlich ist das Lärm und auf jeden Fall auf das erste Ohr auch reichlich unstrukturiert, doch merkt man schnell, welch aufregende und teilweise feine Strukturen sich in den Songs darunter verbergen. Das geht dann ziemlich schnell unter die Haut und in die Beine, denn nicht nur der Opener "Suicide twist" lädt auch im Titel zum Tanz ein und würde sich auch auf einem Tarantino-Soundtrack glänzend in Position bringen.

"Sugar and shite" klingt nach Horror-Country à la King Dude, "Highway reject" nach nächtlicher Autofahrt mit unliebsamen Überraschungen. Der Schrei nach weiteren Filmassoziationen wird laut, doch "Killer classics" visualisiert schon als Selbstzweck. Das Schneiden der Gitarren in "Lynchbilly" durchbricht das stoische Schlagzeug wie ein Sägeblatt und knüpft fühlbar an klaustrophobische Genreklassiker an. Konnte man auf früheren Alben noch einen Hauch von Modulation entdecken, ist Björnsson inzwischen viel zu cool dafür und hat mehr Lou Reed im Blut, als man zu träumen gewagt hat. Hinzu kommt dieses allem anderen vorangestellte auf- und abschwellende Grundrauschen, das die kurzen, eruptiven Gitarrenfiguren umfängt. Zuweilen schleicht sich gar ein geisterhaftes Sirren zwischen die Töne wie eine zufällige Erscheinung auf eine Doppelbelichtung.

"Nothing matters but rock'n'roll" heißt es im letzten Drittel des Albums, das während einer knappen Dreiviertelstunde ganz schön bange machen kann. Wie wenn "Underground man" wie eine zu langsam abgespielte Single der Dandy Warhols klingt. Oder "Confusion then death" mit den himmlischen Herrscharen und jeder Menge verstimmter Trompeten in den Orkus verschwindet. Dieser Rock'n'Roll ist wahrhaftig anders. Nichts anderes zählt.

(Carl Ackfeld)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Suicide twist
  • Highway reject
  • Underground man

Tracklist

  1. Suicide twist
  2. All the way in
  3. Sugar and shite
  4. Highway reject
  5. Lynchbilly
  6. It's a hit
  7. Switchblade
  8. Nothing matters but rock'n'roll
  9. Underground man
  10. Dub swirl
  11. Confusion then death
Gesamtspielzeit: 41:35 min

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Armin

2019-09-08 19:46:01- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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