One True Pairing - One True Pairing
Domino / GoodToGoVÖ: 20.09.2019
Gut isoliert
Anstatt anlässlich des ersten Soloalbums vom ehemaligen Wild Beasts-Bassisten Tom Fleming erneut das Ende jener Band zu beweinen, könnte man es einfach mal pragmatisch sehen: Wenn jedes der Mitglieder zukünftig auf eigene Rechnung agiert, vermehrt das den Output potenziell starker Musik um einiges. Der Ex-Frontmann Hayden Thorpe hat da schon mal vorgelegt, und sein Werk "Diviner" ist ja auch ein feines Kleinod, das in seiner Reduziertheit für reichlich schöne Momente sorgte. Das gewagtere Stück Musik kommt indes von Fleming unter dem Namen "One True Pairing". Dreckig und geschmacklos wollte der Britte dieses Album haben, mit viel Rock und Haltlosigkeit. Schön für den Hörer ist nun jedoch, dass dieser Wille zum Ungeschlachten nur in abgemilderten Wellen zum Hörer vordringt. Dieses Album hat nämlich eine fast schon hermetisch abgeschlossene Form, mit Stil-Strenge und eng eingegrenzten Ausdrucksformen.
Die Songabläufe ähneln sich häufig. Ein oftmals agiler, offensiver Rhythmus trägt die Stücke, welche mit ihren Synthies und Gitarrenfiguren, die jene pH-neutrale Schroffheit kommerzieller Rocksongs der Achtziger aufleben lassen, relativ zugänglich erscheinen. Und dennoch: "One True Pairing" trägt Verzweiflung, Trotz und ein einsames Außenseitertum in sich, perfekt ins Leben gebracht von Flemings Gesang, der zwar brüchig und verletzlich daher kommt, zu dem man aber nur schwerlich vordringt. Denn diese Stimme scheint in Wolken gehüllt, umgibt ihren Kern mit luftiger Undurchlässigkeit, wie ein schmerzender Nerv inmitten eines großen Vakuums. Einen ähnlichen Effekt kann man bei Anohni erleben, nur ist hier der Kontext ein anderer. Das textliche Setting bedient nämlich eine Outlaw-Romantik, die klassische Rock-Erzähler wie Springsteen oder Tom Petty etabliert haben. Wenn Fleming in "I'm not afraid" auf einer Welle von schnittigen Gitarren reitet, dauert es nicht lange, bis sich Verzweiflung und Niedergeschlagenheit zu einer trotzigen Kraft verbinden: "It's too late to turn your face away / And I won't go back down to that place again." Das jedoch vorgetragen von einer Stimme, die ihren Furor in eine abmildernde Nebelschicht ausatmet.
Für Wild-Beasts-Anhänger vielleicht nicht ganz unwichtig ist, dass auf dieser Platte die Synthies eine gewichtige Rolle spielen. Im eröffnenden "Zero summer" sorgen sie in einem von verhaltenen Percussions, mild glänzenden Gitarrenfiguren und defensivem Gesang dominierten Stück für ein paar wenige Glitzerakzente. In "Blank walls" erzeugen sie mit den vorwärtsdrängenden Gitarren für eine Pop-Süße, die sich erstaunlich schlüssig an das emotionale Schattenboxen in Flemings Gesang anschmiegt, "Staring down a deep hole", während synthetisch erzeugte Flötentöne eine komfortabel ausgepolsterte Stimmung herbei halluzinieren. In diesem Zusammenhang sei noch mal darauf hingewiesen, dass diese Platte eben nicht die rotzige Grobschlächtigkeit besitzt, die Fleming angesteuert hat. Der große Reiz ist vielmehr, dass hier trotz emotionaler Ausnahmezustände kein Ausbruch aus dem Gesitteten, Wohlgeformten erreicht wird, trotz mitunter panischer Bemühungen, die jedoch nur undeulich unter den Schichten aus Weichheit und gefasster Form hindurch schimmern. Am nächsten an einem brutalen Bruch ist Fleming in "Weapons", wenn die Gitarren im Refrain noisig austicken und der Gesang sich in fast unartikulierten Zuckungen gegen enge Wände wirft. Doch Fleming bleibt ein Gefangener, ein Prügelknabe, "I'm the dog / You can't kick enough", wie es in dem klaustrophobisch plukernden "King of the rats" heißt, da ändern auch die nach den Spielregeln der Achtziger aufgezogenen Pop-Songs nichts, die in Rhythmus und Melodie stetig voranschreiten, dabei aber immer an inneren Widerständen abprallen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- I'm not afraid
- Blank walls
- King of the rats
Tracklist
- Zero summer
- I'm not afraid
- One true pairing
- Weapons
- Dawn at the factory
- Blank walls
- Reaper of souls
- Elite companion
- Alive in the resplendent flames
- King of the rats
- Only god can judge me
Im Forum kommentieren
NeoMath
2024-06-20 22:09:14
One True Pairing... tolles Album! Transportiert die warme Stimmung der späten 80er. Gleich mal wieder rauskramen.
MickHead
2024-06-20 19:49:08
Mal wieder ein Lebenszeichen von Tom Fleming (Ex-Wild Beasts) aka "One True Pairing".
3 neue Songs im letzten halben Jahr.
Be Strong
https://www.youtube.com/watch?v=0eDuNfdCMS8&t=92s
Mid-Life Crisis
https://www.youtube.com/watch?v=jiSbezNld2o
Frozen Food Centre
https://www.youtube.com/watch?v=aagm33kSNPI
Armin
2019-09-08 19:45:00- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
Armin
2019-07-19 21:26:28
Armin
2019-07-19 21:21:00- Newsbeitrag
DEBÜTALBUM 'ONE TRUE PAIRING' ERSCHEINT AM 20.09. VIA DOMINO RECORDS/GOODTOGO
VIDEO ZUM NEUEN SONG 'I’M NOT AFRAID' HIER ANSEHEN
SHOW AUF DEM REEPERBAHN FESTIVAL 2019
Dass die musikalische Kreativität der 2018 aufgelösten Wild Beasts noch lange nicht am Ende war, bewies Ende Mai Hayden Thorpe mit seinem Solo-Debütalbum Diviner. Auch sein ehemaliger Bandkollege, Multi-Instrumentalist, Songwriter und Co-Vocalist Tom Fleming sprudelt immernoch vor Tatendrang. Heute kündigt er die Veröffentlichung seines Solo-Debütalbums One True Pairing für den 20. September an. Vor Kurzem veröffentlichte er bereits den Albumtiteltrack One True Pairing. Heute legt er mit I’m Not Afraid nach.
Das Video zu I’m Not Afraid kann man hier ansehen.
Hier kann man den Song via Spotify & Co. streamen.
"Ich wollte über die reale Welt schreiben, ich wollte nicht, dass es eine künstlerische, ausbalancierte, geschmackvolle Platte wird", sagt Tom Fleming über sein Soloalbum. "Ich wollte, dass es ein Rockalbum wird, ein Protest gegen den guten Geschmack." One True Pairing ist eine Wendung aus der Internet-Fan-Fiktion, mit der man die perfekte Beziehung beschreibt, von der man sich immer gewünscht hat, dass sie existiert. "Die Idee, dass Prinz Charming und Cinderella am Ende glücklich sind bis an ihr Lebensende, macht doch überhaupt keinen Spaß.“ Das Debüt des ehemaligen Wild Beasts Songwriters ist geprägt von Klassenfrustration und Selbstzweifeln. Auf den 11 Songs, die von einer disharmonischen Gitarre und aggressiven Synthies geprägt sind, kanalisiert Fleming seine Unzufriedenheit mit Großbritannien im Jahr 2019 und "dem Gefühl von richtungsloser Wut und Betrug, das sich nicht gelegt hat".
Toms musikalische Vorbilder sind Bruce Springsteen, Don Henley, Tom Petty, Depeche Mode und Swans. Er schrieb und spielte alle Songs auf seinem Debütalbum selbst und brachte dann Ben Hillier (Nadine Shah, Graham Coxon) für den Mix mit in die Produktion.
Live:
18. – 21.09 Hamburg, Reeperbahn Festival
Tracklisting:
1. Zero Summer
2. I’m Not Afraid
3. One True Pairing
4. Weapons
5. Dawn At The Factory
6. Blank Walls
7. Reaper Of Souls
8. Elite Companion
9. Alive In The Resplendent Flames
10. King Of The Rats
11. Only God Can Judge Me
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Referenzen
Spotify
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