Amorphis - Far from the sun
Labels / Virgin / EMIVÖ: 26.05.2003
Sonnenflecken
Amorphis also. Mit großem Elan einst angetreten, den Metal zu revolutionieren. Und dreizehn Jahre nach Bandgründung schon fast selber ein Dinosaurier, wenn auch ein kleiner. Album Nummer sechs rotiert auf dem Plattenteller, und eins wird gleich klar: Eine Rückkehr zu den alten Tönen dürfte tatsächlich kaum erwünscht sein. Natürlich klangen sie kraftvoller und böser, als sie beispielsweise mit \"Tales from the thousand lakes\" die Headbangerfraktion beglückten. Aber die Grunzphase der Finnen ist passe, und zwar nicht erst mit diesem Werk.
Und doch klingt alles ein wenig nach früher. Gleich der Opener \"Day of your beliefs\" erinnert an die Zeit, in der die Band den Umschwung vollzog. Auf \"Elegy\" war das, als Pasi Kaskinen vermehrt zum Einsatz kam. Verschreckt nahmen die Konzertbesucher das kahlgeschorene Männchen zur Kenntnis, das wie ein Derwisch über die Bühne hopste und mit cleanem Stimmchen den Obergurgler der Formation in die Schranken wies. Für viele alte Fans der Band war das ein Signal, den Nordeuropäern schnell den Rücken zu kehren.
Geschert haben sich Amorphis um diese Tatsache nicht. Konsequent feilten sie einen neuen Sound heraus, den sie auf \"Far from the sun\" nun aus ihrer Sicht perfektioniert haben. Diese Perfektion aber leidet ein wenig unter ihren doch etwas eingeschränkten Fähigkeiten. Auch wenn Songs wie der einleitende oder \"Killing goodness\" durchaus Qualitäten aufweisen, gelingt es nicht, ein gleichmäßig stimmiges Album zu präsentieren. Zu sehr schlingern Amorphis durch Vergangenheit, Gegenwart und eventuelle Zukunft, um richtig im Jetzt anzukommen.
Was dem Album fehlt, ist Atmosphäre. Zwar beschwören die sechs Finnen durchaus eine grundsolide, beschwingte Stimmung herauf, doch mehr eben nicht. Leicht machen es Amorphis dem kritischen Hörer im Urteil allerdings auch nicht. Ihre Platte ist zu nett, um als mißlungen durchzugehen und - leider, leider - zu durchschnittlich, um bleibenden Wert im Gesamtwerk zu erreichen. Manchmal wünscht man sich beim Lauschen der Klänge, die nicht ganz ohne hippieske Momente auskommen, daß Sänger Koskinen ein wenig mehr Aggressivität in sein Stimmchen legen, die Herren Gitarristen noch ein wenigen fetter in die Saiten greifen und der Schlagzeuger seiner ganzen Bande mal ordentlich in den Hintern treten würde. Aber dafür sind die Jungs vielleicht einfach zu nett.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Day of your beliefs
- Planetary misfortune
- Killing goodness
Tracklist
- Day of your beliefs
- Planetary misfortune
- Evil inside
- Mourning soil
- Far from the sun
- Ethereal solitude
- Killing goodness
- God of deception
- Higher ground
- Smithereens
Referenzen
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