!!! - Wallop

Warp / Rough Trade
VÖ: 30.08.2019
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Die Dreschflegel

"Why won't you let the rhythm change you / Why won't you let me arrange a thing or two?" Nach einem Vierteljahrhundert im Dance-Business darf das eine Band schon mal fragen, gerade wenn sie in den letzten zweieinhalb Dekaden so manches Ausrufezeichen gesetzt hat. !!! von der amerikanischen Westküste waren immer dann am stärksten, wenn sie den instinktiven Bewegungstrieb in klare Rhythmen und Melodien übersetzt haben. Gerade in ihrer Frühphase, beispielsweise auf dem ekstatischen "Louden up now", drehten sie damit ziemlich frei. Auf späteren Alben kam relativierende Clverness dazu, nicht immer zum Vorteil. Doch wenn im Eröffnungstrack der neuen Platte "Wallop" (zu deutsch "Dresche", Obacht also) die Ausgangsfrage als Kronjuwel inmitten eines schwitzigen Dance-Tracks steht, ist schnell klar: Diese Band macht zum Glück wieder Ernst. Klare Kante in Sachen Beats und Hooks, treibend, schweiß-fördernd.

"Wallop" war nicht zuletzt als politisches Statement geplant, doch allzu direkte Textarbeit stellte sich als hinderlich heraus. Was bei dem achten Album der Band um Nic Offer aber haften blieb, war dieses Do-or-die-Feeling am Rande des Abgrundes: "Tanzt, als wenn es kein Morgen gäbe." Das heftig wirbelnde Gitarren-Motiv von "Couldn't have known" mündet in sich überschlagenden Beats und einen Mickey-Mouse-Stimmeffekt. Keine Zeit, das eigene, elegante Outfit zu bestaunen, Kleider weg, es wird schwitzig. "Off the grid" mit seinen weiblichen Agit-Shouts harmoniert mit dem lüstern-zähen Gesang von Offer, ist sexuell aufgeladen, aber eben auch parolenhaft politisch. Und vor allem: Es bounced wie Hölle! Die Bande aus Sacramento haben endlich den direkten Wumms vor allem zu Beginn des Albums wiederentdeckt – schön. Und wenn man erstmal entschieden das Feld abgesteckt hat, bleibt dann auch Platz, etwas differenzierter zu Werke zu gehen. !!! steht der Schulterpolster-Pop im Stil von The 1975 von "Serbia drums" äußerst gut und das sämig dahingleitende "My fault" wirkt wie ein golden schimmerndes Relaxans, inklusive einer in funkelnden Schweiß getauchten Hook.

"Slow motion" treibt, wie es der Songtitel andeutet, lasziv dahin, die Konzentration liegt auf jenen geschmacksicher platzierten Beats, die das Grundgerüst dieser Platte bilden. Und diese führen immer wieder zurück auf die Tanzfläche. Der dezent verwackelte Disco-Funk von "$ 50 million" ist das dezidierteste Politik-Statement, schert sich aber vor allem um den nicht abreißenden Groove. Ein bisschen HipHop, ein wenig Jazz haftet "Domino" an, Offers hingehauchter Gesang riecht nach Sex in der Kühlkammer, und damit kommt es eben nicht nur hier zur Verschmelzung von schweißtreibender Körperbetätigung und reflektierter Eleganz. Das untergründig schwurbelnde "UR paranoid" massiert die Nervenenden, sorgt für einen untergründigen Kitzel, !!! halten hier den offensiven Ausbruch zurück, viel wichtiger ist aber: Oft genug lassen sie ihn zu.

(Martin Makolies)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Let it change u
  • Couldn't have known
  • Off the grid

Tracklist

  1. Let it change u
  2. Couldn't have known
  3. Off the grid
  4. In the grid
  5. Serbia drums
  6. My fault
  7. Slow motion
  8. Slo mo
  9. $ 50 million
  10. Domino
  11. Rhythm of the gravity
  12. UR paranoid
  13. This is the door
  14. This is the dub
Gesamtspielzeit: 44:18 min

Im Forum kommentieren

KingAdRock

2019-08-27 18:58:44

Ich finde Louden Up Now durchgängig gut (7/10), Myth Takes hatte nur Beethoven.

Grizzly Adams

2019-08-26 17:47:14

Moin. Auf das neue Album freue ich mich. Nach den Vorab-Tracks erwarte ich eine deutliche Steigerung zu den letzten beiden, die in meiner Sammlung verstauben...
„Thri!!er“ war nicht sehr gut, aber ganz gut. „Myth Takes“ auch m. M. n. die bisherige Sternstunde der Band.

The MACHINA of God

2019-08-26 02:32:50

Die Best of heisst für mich "Myth takes". :D

Und "Beethoven" ist mit Abstand ihr bester Song.

Watchful_Eye

2019-08-25 21:29:46

Ich höre immer die selbe handvoll Tracks von denen - den Rest praktisch nie. Wäre eine gute Band für ein Best-Of.

Jetzt gerade "Bend over Beethoven"

Armin

2019-08-25 20:41:24- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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