The Dead Sound - Cuts

Crazysane / Cargo
VÖ: 19.07.2019
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Slow down

Immer dann, wenn das Konträre aufeinander trifft oder in unmittelbarem Kontext steht, gibt es Spannung. Diese Anziehungskraft wird seit Jahrhunderten schon in der Malerei genutzt, um mit Farben, Formen oder Techniken aus dem Gegensätzlichen eine markante Atmosphäre zu generieren. Das Rezept ist so alt wie wirkungsvoll, wie Karl Brausch alias The Dead Sound mit auf den ersten Blick simplen Stilmitteln beweist. Das Cover des Debüts "Cuts" bringt die Dunkelheit der Künstlerkennung mit dem harmonisch-romantischen Licht des Sonnenuntergangs in einem wilden Palmenwald zusammen. Womit wir beim Bandnamen angekommen wären – einer zugegebenerweise ebenfalls recht klassischen Betrachtungstechnik auf dem Feld der Musikrezension.

The Dead Sound, das klingt nicht nur auf Englisch ziemlich spektakulär, die beiden sinntragenden Nomen fassen die als kalt und morbide geltende Ausdrucksform musikalischen Schaffens auch prima ein. Brausch, sonst in erster Linie Rhythmusbeauftragter der Deutsch-Post-Punks Love A, verschreibt sich mit seinem Projekt vollends dem unterkühlten, hallgetränkten Sound der einschlägig oft kopierten, vielzitierten und beliebten Vorbilder der frühen Achtziger. Das vorab ausgekoppelte "Do you fear?" mit seiner penentrant-feinen Synthie-Figur ist nicht durch Zufall ein Paradebeispiel und der erneute Beweis, wie magisch das Stoische sein kann, wenn es am Ende nochmal eines mit der Gitarrenspur übergebraten bekommt. Diese neun Stücke auf "Cuts", alle in Eigenregie und zunächst mit Drumcomputer entworfen, können durchaus schroff und beinahe destruktiv sein, wie etwa "Not your heart" oder "Into the dark", das die Synthies mit dem Bass von Brauschs Love-A-Kollege Dominik Mercier und den kantigen Gitarren um die Wette schmirgeln lässt, während Brausch leicht sprechsingend aus dem Seelenleben erzählt.

Der Post-Punk von The Dead Sound saugt neben zarten Cold-Wave-Elementen noch zwei weitere wichtige Komponenten mit auf und gibt ihnen Raum: einerseits die lärmaffinen Gitarren, die in "Kill this love" bewusst Staub und Dreck zwischen die Schichten lassen, andererseits aber zaubern die Songs auch schöne Popmelodien und Halb-Refrains aus dem Hut, die man so eher bei The Velvet Underground oder Wire verortet. "Here with you" schweift mit Ausnahme des energischen Drummings von Lars Bormann auch mal in Shoegaze-Gefilde ab, während das eingängige "Poison lips" sich unter seiner hallgefluteten Oberfläche zwischen 80s-Ramones und The Cure ins Gras schmeißt. Und so wirkt "Cuts" als soundtechnisch absolut homogenes Album, das vor allem nach gewisser Zeit seine begeisternden Nuancen entfaltet, wie ein unwirklicher Ruhepol – wie ein Konterpart zu einer immer schnelleren, nach rechts und links, oben wie unten auseinanderdriftenden, polarisierenden Welt.

(Eric Meyer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Do you fear?
  • Kill this love
  • Poison lips

Tracklist

  1. Do you fear?
  2. Not your heart
  3. Kill this love
  4. Into the dark
  5. No tomorrow
  6. More fun
  7. Here with you
  8. Alone
  9. Poison lips
Gesamtspielzeit: 35:18 min

Im Forum kommentieren

slowmo

2020-01-20 16:28:45

Habe sie gestern mal als Live gesehen. Musikalisch war es schon recht gut, aber der Gesang war ging gar nicht klar. Kam da kaum durch und auch zu monoton. Der Junge wirkte auch sehr schüchtern auf der Bühne. Wirkte vom Sound her sehr komisch abgemischt, dass ganze.

Auf Platte gefallen sie mir da besser.

wilson

2019-10-25 09:11:24

habe das erst das erst als halbgare lightversion von a place to bury strangers oder ceremony (die von der ostküste, nicht die ex-hardcoreband) abgetan...nachdem ich dem ganzen dann 'ne zweite, dritte chance gegeben habe gefällt es mir aber doch noch...die songs sind einfach verdammt catchy!

MM13

2019-08-27 19:44:42

das mit der antipathie mit der stimme kenn ich,wenns nicht passt,passts nicht.
ps:man verzeihe mir meinen fauxpas mit jesus and mary CHAIN!

Saschek

2019-08-27 19:27:42

Ich meinte tatsächlich nicht die Art der Abmischung, sondern die Stimme - den Charakter, Klang, Ausdruck der Stimme - an sich. Der Sänger wirkt, als sei er selbst nicht von dem überzeugt, was er da macht bzw. sagt. Dass das vermutlich massiv täuscht, kann durchaus sein. Stimmen sind natürlich Geschmackssache. Klar - daran sollte man eine Bewertung nicht festmachen. Mir fällt es einfach schwer, eine einmal empfundene Antipathie zur Gesangsstimme zu überhören.

wilson

2019-08-26 21:46:57

jesus and mary JANE!?...is klar....;-)

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