Mädness - OG

Mädness / Groove Attack
VÖ: 23.08.2019
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Lässisch

"Yassin ohne Audio88, das ist doch wie Mett ohne Brötchen", konnte man auf dieser Seite kürzlich lesen. Beim neuen Album von Yassins Kumpel Mädness drängt sich ein ähnlicher erster Gedanke auf. Zwar sind "de Gude" und sein Bruder Döll nicht seit eh und je eine eingespielte Kombo. Aber gerade deshalb war die Freude ja so maßlos, als die beiden sich endlich zusammengerauft und mit "Ich und mein Bruder" eine erstklassige Rap-Platte abgeliefert haben. Und obwohl der persönliche Auslöser zu dieser so unverhofften wie naheliegenden Kollaboration wohl alles andere als erfreulich war – "Ich und mein Bruder" war ein Befreiungsschlag zur richtigen Zeit. Mit diesem erstaunlich optimistischen Album haben sich die beiden nicht nur selbst aus der Scheiße gezogen. Auch was den Fame angeht: Nach vielen kleinen Achtungserfolgen bekamen Mädness und Döll nun die schon lange verdiente Aufmerksamkeit. Titelstory in der Juice, Support für K.I.Z. – kann man machen.

Nun ist Fame aber vermutlich das, worauf es den beiden ungleichen Rappern am wenigsten ankommt. Weshalb man die "IUMB GbR" zwar nicht komplett abgemeldet hat, aber trotzdem zunächst lieber jeder für sich weitermacht. Konsequenterweise knüpft der Hesse mit seiner ersten Single daher auch nahtlos an seine letzte Soloveröffentlichung an. "OG" macht selbstironisch auf dicke Hose und reiht in bester "Maggo"-Manier einen abgedrehten Vergleich an den nächsten. Vergeblich wartet man darauf, dass gleich Cheerleader und Marschkapelle um die Ecke biegen. Stattdessen gibt sich der "Alman mit Hessenschnute" als Big Lebowski im Winter, wird von rollschuhfahrenden Tänzerinnen und souligen Background-Chören umschwirrt. Und klar, das hier ist kein Gangster-Rap, vielmehr wird der "Original Gude" gefeiert.

Auch klar: Mädness wird in diesem Leben kein Gute-Laune-Rapper mehr. Dafür wiegen die Krisen der Vergangenheit zu schwer. Aber wie schon "Ich und mein Bruder" zeugt auch "OG" von einer gewissen Klarheit und Souveränität. Der mit schleppenden Trap-Beats unterlegte Opener "Mässisch" und vor allem das darauf folgende "Team Allein" arbeiten sich darum auch gar nicht so sehr an Feindbildern ab, sondern richten den Blick auf die eigene Person und das engste Umfeld. Unabhängigkeit lautet das Stichwort. Auf "OG" heißt es unter anderem, Abschied zu nehmen von alten Weggefährten und eingerostete Freundschaften zu hinterfragen. Dass sich der Darmstädter musikalisch hingegen schon seit geraumer Zeit mit genau den richtigen Leuten umgibt, ist kein Geheimnis. Unter anderem haben dieses Mal Suff Daddy und Nico K.I.Z die passenden Beats gezimmert. Und für seine Zeitreise in die Provinz hat sich "de Gude" mal eben Marteria dazu geholt. Das Feature "Kein Ort" weckt wohlig schaudernde Erinnerungen an jugendliche Besäufnisse auf der Kirmes und andere Tragödien. Hingegen lotet "Arbeit/Urlaub" die Work-Life-Balance aus und "Was soll ich Dir schon erzählen?" betreibt einmal mehr augenzwinkernde Selbstfeierei, während tief unten der Bass knarzt. Unter dem Strich ist "OG" so eine kurzweilige und rundum gelungene Platte, der die neu gefundene Gelassenheit merklich gut tut. Mett schmeckt offenbar auch ohne Brötchen. Aber Mädness ist das wahrscheinlich eh alles egal: "Nenn' es wie Du willst / Ich nenne es meine Story / Und schreib' gerade für das Happy End / Ich schreibe mir alles von der Seele / Und ich schreibe, als wären keine Zweifel existent."

(Markus Huber)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Mässisch
  • Team Allein
  • Kein Ort (feat. Marteria)
  • OG

Tracklist

  1. Mässisch
  2. Team Allein
  3. Endlich neue Freunde
  4. Anderer Mensch
  5. Kein Ort (feat. Marteria)
  6. Arbeit/Urlaub
  7. OG
  8. Was soll ich Dir schon erzählen?
  9. So wie sie
  10. Ich mach's noch mal neu
Gesamtspielzeit: 37:10 min

Im Forum kommentieren

Erpelinchen, naknak

2019-08-11 14:46:54

Keine Meinung!

Armin

2019-08-11 13:56:59- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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