Friendly Fires - Inflorescent
Polydor / UniversalVÖ: 16.08.2019
Fanfaren des Normalen
So, bitte alle mal melden, die die britische Band Friendly Fires in den letzten acht Jahren so richtig vermisst haben. Hmm, sparsame Resonanz. Aber zugeben, dass das Trio rund um den letzten Jahrzehnt-Wechsel durchaus annehmbare Dance-Musik gemacht hat, dürften doch einige. Vielleicht liegt das Problem ja darin, dass Friendly Fires sich nicht gerade mit einem Höhepunkt in die stattliche Schaffenspause verabschiedet haben. Auf den quietschfidelen Indie-Pop des selbstbetitelten Debüts folgte 2011 nämlich das arg routinierte, schablonenhafte "Pala". Der vorwitzige Spaß blieb dabei auf der Strecke, man war schnell durch mit der Platte. Nun aber hatten die drei Jungs ausgiebig Zeit und Anlauf, um ein paar richtig kraftvolle Tanzflächen-Feger aus dem Hut zu zaubern, und ein gewisses Interesse seitens der Hörerschaft sollte auch da sein – also legt mal los mit "Inflorescent".
"Can't wait forever" startet mit "Badabada"-Parts von Frontmann Ed Macfarlane und einem satten Disco-Groove. Stakkato-Piano und hinlänglich bekannte Bläser-Fanfaren tun ihr Übriges, um schnell aufzuzeigen, dass hier eine Band streng nach Kovention vorgeht. Ob man jedoch damit eine potenzielle Club-Klientel noch hinter dem Ofen vorlockt, ist fraglich. Da passt der hektisch verschwurbelte Rhythmus von "Heaven let me in" schon besser ins Portfolio, kontrastiert von mild-rauchigem Gesang. Doch es bleibt relativ schnell nur die Erkenntnis, dass Friendly Fires auf Nummer sicher gehen. Die Beats, die Keyboard-Melodien, das Bläser-Werk – alles bis zur Erschöpfung kampferprobt. Das heißt dann zwar, dass diese Platte funktioniert, aber auch, dass sie darüber hinaus keine erfrischenden Genüsse oder Überraschungen bietet. Wenn "Sleeptalking" das zähe Schwelgen in einer handfesten Insomnie andeutet, wird dies eher unbefriedigend in einen sachten Breakbeat-Parcours überführt. Hier hätte es spannendere Lösungsmöglichkeiten gegeben – aber Friendly Fires wollen merklich nicht zu weit hinaus schwimmen.
Im Gegenteil fühlt sich "Kiss and rewind" wohl im lauwarmen 80s-Pop, gönnt sich Plastik-Rhythmen und dezentes Keyboard-Geflimmer und macht vom Setting her zweifelsohne Spaß. Doch das Songwriting selbst ist lau und schnell durchschaut – da hilft der etwas dynamischere Mittelpart auch nicht weiter. Man kann immer wieder eine gewisse Freude oder Wohlgesonnenheit angesichts dieser Songs entwickeln, doch wird man nicht so recht gepackt von "Love like waves" oder "Lack of love". Letzteres Stück swingt und groovt angenehm unterkühlt, wirkt letzten Endes jedoch nur wie eine entseelte Schablone. Das Highlight heben sich Friendly Fires für den versöhnlichen Schluss auf: "Run the wild flowers" gibt sich endlich einmal verschwenderisch, was extravagante Percussion-Strukturen betrifft, lässt die Synthies einige grelle Tupfer absondern und hat zudem einen packenden Refrain. Endlich ein Song, der mal so etwas wie Charakter entwickelt und sich auch in Verästelungen auslebt. Und dies wäre auch auf Albumlänge eine wichtige Zutat gewesen, die der geschmackvollen Klangästhetik von "Inflorescent" das nötige Leben eingehaucht hätte.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Heaven let me in
- Run the wild flowers
Tracklist
- Can't wait forever
- Heaven let me in
- Silhouettes
- Offline
- Sleeptalking
- Kiss and rewind
- Love like waves
- Lack of love
- Cry wolf
- Almost midnight
- Run the wild flowers
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Armin
2019-08-11 13:55:31- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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