King Gizzard & The Lizard Wizard - Infest the rats' nest
Flightless / [PIAS] Cooperative / Rough TradeVÖ: 16.08.2019
A Greta opportunity
Die Galionsfigur des Klimaschutzes, Greta Thunberg, ist im Pop angekommen. Teile ihrer berühmten Kampfesrede schmücken nun ein Stück von The 1975. Wichtig und gut ist das, zum apokalyptischen Szenario und zum anarchistischen Gehalt ihrer Rede hätte aber das neue Album unserer liebsten Psych-Onkel King Gizzard & The Lizard Wizard besser gepasst. Die haben sich ja schon auf ihrem letzten Werk "Fishing for fishies" eingehend mit dem Thema Umwelt auseinander gesetzt, nur konnte man das bei dem sommerlichen Country-Boogie-Kuschelkurs fast überhören.
Nun ist es ja nicht verwunderlich bei dieser Band, dass sie ihren Musikstil laufend verändern, eigentlich mit jedem neuen Output. Man darf also vorstellen, "Infest the rats' nest", nur echt mit jeder Menge Thrash-Metal, blutigen Ellenbogen und raushängendem Gedärm. Die Band um Stu Mackenzie ist für diese Platte zu einem Trio gesund geschrumpft und war noch nie so giftig und aggressiv. Dabei ist der nahende Untergang von Mutter Erde ja auch wahrlich Grund genug, höllischen Lärm und musikalische Schocktherapien vom Stapel zu lassen. Als Hook des Openers ragt dann auch gleich der Plakat-Slogan heraus, der die Ängste und das Ansinnen der "Fridays for future"-Bewegung zusammenfasst: "There is no planet B!"
Dabei hätte das Ganze natürlich schiefgehen können: Eine Band, die immer wieder nach musikalischer Neuausrichtung trachtet, könnte dies relativ unmotiviert zum Selbstzweck verkommen lassen, Marke "Heute mal Bossa Nova." Doch King Gizzard & The Lizard Wizard scheinen in allem, was sie angehen, eine intensive Leidenschaft freizulegen. Und so brennt "Infest the rats' nest" von der ersten Sekunde. Das knüppelnde Schlagzeug, die garstg-giftigen Gitarren-Riffs und auch der an eleganter Brutalität schwerlich zu überbietende Gesang Mackenzies bilden das solide Grundgerüst, um richtig was loszutreten.
"Organ farmer" ist eine wüste Fieber-Schlacht, brutal, hitzig, wie der In-Fight zweier höchst angestachelter Kampf-Hähne. In Richtung doomigen Weltraum-Blues geht "Superbug", welches das Tempo ausnahmsweise einmal drosselt, nur um die alle Grundfeste erschütternden Riffs passgenau auf seine Opfer loszulassen. Bei dem ultra-schnittigen "Perhelion" malt man sich dann direkt aus, wie die gute Greta auf einem Höllenross mit Flammenschwert in der Hand hinter selbstzufriedenen, satten Politiker-Bonzen hinterher hetzt. Plus: Der Song hat einen kolossal guten Refrain.
Die Australier haben auf "Infest the rats' nest" also genug Gift und Galle, um diesen schmissigen Songs die nötige Wucht und Dynamik mitzugeben. Dies liegt eben auch an dem reduzierten Line-Up. Indem sich dieses Mal auf Gitarre, Schlagzeug und Bass konzentriert wird, intensiviert sich deren Zusammenspiel und steht klar im Mittelpunkt. Ein Song wie "Self-immolate" berauscht sich am Saiten-Geschredder, am rumpeligen Auf und Ab der Drums und wirkt dabei streng gerichtet, ein Höllen-Kommando mit klarer Struktur, unheimlich tight und angriffslustig. Damit müssen sich die Fans der Band mal wieder neu orientieren, doch es lohnt erneut. Und vielleicht hört Greta ja auch mal rein.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Planet B
- Superbug
- Perhelion
Tracklist
- Planet B
- Mars for the rich
- Organ farmer
- Superbug
- Venusian 1
- Perihelion
- Venusian 2
- Self-immolate
- Hell
Im Forum kommentieren
Hierkannmanparken
2024-09-02 20:57:55
Über das Album hab ich sie kennen und lieben gelernt
tjsifi
2024-09-02 11:25:10
Definitv meine ,mit Abstand, Lieblingsplatte von denen.
fakeboy
2024-08-21 23:04:07
Heute vor 5 Jahren schrieb ich folgendes auf Facebook. Die Beschreibung würde ich heute kein Wort anders formulieren:
Nun auch physisch vorhanden. Die neue Platte von King Gizzard & The Lizard Wizard ist der Knüller geworden, den ich mir nach der grossartigen Vorab-Single „Planet B“ erhofft hatte. Rasanter, dreckiger early 80s-Thrash meets Black Sabbath/Melvins-Schwere. Grossartige Riffs, tonnenweise Breaks, Rhythmuswechsel und Hooks, ohne dabei verkopft zu sein. Die Australier (deren letztes Album im Frühling eine herrlich verquere Boogie-Kraut-Pop-Platte war) haben den Metal quasi auf seine Essenz eingedampft. Die Platte besteht fast nur aus Highlights; ganz besonders toll ist der melodiöse Chorus in „Parahelion“ sowie der Rausschmeisser-Part von "Hell".
fakeboy
2023-08-21 21:20:15
Heute vor 4 Jahren schrieb ich folgendes auf Facebook. Die Beschreibung würde ich heute kein Wort anders formulieren:
Nun auch physisch vorhanden. Die neue Platte von King Gizzard & The Lizard Wizard ist der Knüller geworden, den ich mir nach der grossartigen Vorab-Single „Planet B“ erhofft hatte. Rasanter, dreckiger early 80s-Thrash meets Black Sabbath/Melvins-Schwere. Grossartige Riffs, tonnenweise Breaks, Rhythmuswechsel und Hooks, ohne dabei verkopft zu sein. Die Australier (deren letztes Album im Frühling eine herrlich verquere Boogie-Kraut-Pop-Platte war) haben den Metal quasi auf seine Essenz eingedampft. Die Platte besteht fast nur aus Highlights; ganz besonders toll ist der melodiöse Chorus in „Parahelion“ sowie der Rausschmeisser-Part von "Hell".
fuzzmyass
2019-09-03 16:32:53
Finde das Album bereitet so unfassbaren Spaß...
There is no Planet B
Open your eyes and see
Grandios1
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Spotify
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Forum
- King Gizzard & the Lizard Wizard - Flight b741 (94 Beiträge / Letzter am 07.11.2024 - 16:04 Uhr)
- King Gizzard & The Lizard Wizard (KGLW) live (167 Beiträge / Letzter am 07.11.2024 - 08:59 Uhr)
- King Gizzard & The Lizard Wizard - Infest the rats' nest (42 Beiträge / Letzter am 02.09.2024 - 20:57 Uhr)
- King Gizzard & The Lizard Wizard (150 Beiträge / Letzter am 19.06.2024 - 21:28 Uhr)
- King Gizzard & The Lizard Wizard - Live at Red Rocks '22 (321 Beiträge / Letzter am 05.06.2024 - 16:03 Uhr)
- King Gizzard & The Lizard Wizard - The silver cord (Extended edition) (139 Beiträge / Letzter am 30.01.2024 - 16:29 Uhr)
- King Gizzard & The Lizard Wizard - PetroDragonic apocalypse; or, dawn of eternal night (268 Beiträge / Letzter am 01.01.2024 - 04:55 Uhr)
- King Gizzard & The Lizard Wizard Top 10 Alben (24 Beiträge / Letzter am 28.12.2023 - 15:56 Uhr)
- King Gizzard & The Lizard Wizard - Nonagon Infinity (19 Beiträge / Letzter am 25.12.2023 - 11:20 Uhr)
- King Gizzard & The Lizard Wizard - Laminated denim (12 Beiträge / Letzter am 08.09.2023 - 15:41 Uhr)
- King Gizzard & The Lizard Wizard - Butterfly 3000 (23 Beiträge / Letzter am 05.09.2023 - 08:03 Uhr)
- King Gizzard & The Lizard Wizard - Changes (27 Beiträge / Letzter am 03.09.2023 - 14:21 Uhr)
- King Gizzard & The Lizard Wizard - Omnium gatherum (156 Beiträge / Letzter am 19.08.2023 - 02:00 Uhr)
- King Gizzard & The Lizard Wizard - K. G. (48 Beiträge / Letzter am 10.08.2023 - 15:11 Uhr)
- King Gizzard & The Lizard Wizard - Fishing for fishies (21 Beiträge / Letzter am 03.08.2023 - 14:40 Uhr)
- King Gizzard & The Lizard Wizard - Gumboot soup (18 Beiträge / Letzter am 26.07.2023 - 12:38 Uhr)
- King Gizzard & The Lizard Wizard - Ice, death, planets, lungs, mushrooms and lava (59 Beiträge / Letzter am 14.07.2023 - 18:40 Uhr)
- King Gizzard & The Lizard Wizard - Murder of the universe (36 Beiträge / Letzter am 13.07.2023 - 20:43 Uhr)
- King Gizzard & The Lizard Wizard - L.W. (30 Beiträge / Letzter am 24.07.2022 - 01:50 Uhr)
- King Gizzard & The Lizard Wizard - Polygondwanaland (53 Beiträge / Letzter am 13.02.2022 - 22:44 Uhr)
- King Gizzard & The Lizard Wizard - Butterfly 3001 (2 Beiträge / Letzter am 13.01.2022 - 00:51 Uhr)
- King Gizzard & The Lizard Wizard - Live in San Francisco '16 (6 Beiträge / Letzter am 20.11.2020 - 11:14 Uhr)
- King Gizzard & The Lizard Wizard - Chunky Shrapnel (Live-Album und Film) (19 Beiträge / Letzter am 01.06.2020 - 20:18 Uhr)
- King Gizzard & The Lizard Wizard With Mild High Club - Sketches of Brunswick East (2 Beiträge / Letzter am 17.10.2017 - 19:45 Uhr)