Blanck Mass - Animated violence mild
Sacred Bones / CargoVÖ: 16.08.2019
Der Zerschmetterling
Was treibt Dich voran? Sind es Raps in Hochgeschwindigkeit und pumpende Beats? Sind es synthgeladene Refrains mit weit ausgebreiteten Armen? Oder doch satte Gitarren-Breitseiten mit martialischem Geknüppel? Was auch immer Dich über die Ziellinie schubst, Benjamin Power alias Blanck Mass hat irgendetwas davon im Köcher. Auf seinem vierten Album "Animated violence mild" existiert die Musik mehr denn je für den Marathonrekord, für das extrastarke Gewichtestemmen oder wenigstens für den inneren Reichsparteitag. Da darf der Bass noch etwas mehr drücken, die Vocals verzerren sich ins Unkenntliche und die Synth-Leads proben die ganz groß entflatternde Hymne. Subtilität war noch nie Powers Ding. Aber wie er mittlerweile grobmotorisch mit dem ganz stumpfen Werkzeug operiert, das ist schlichtweg ganz großer Sport. Wenn auch nicht immer große Kunst.
Die Soundwelt von "Animated violence mild" erstreckt sich in einige Richtungen. "House vs. house" pivotiert ebenjenes hyperaktive Genre mit der bärbeißigen Euphorie, die diese Tracks so wild und schizophren wirken lassen. "No dice" lehnt sich eher ans HipHop-Genre an, mit dem auch "Slow focus", das jüngste Album seiner Hauptband Fuck Buttons, stellenweise flirtete. Und das zunehmend brutale "Love is a parasite" steht mit metallischem Klirren irgendwo am Scheideweg bei Industrial und Black-Metal-Gekreisch, nur halt jeweils mit den eigenen Mitteln nachgebaut. Sogar einen "We will rock you"-Gedächtnis-Stampfrhythmus bringt das Stück unter. Der rote Faden sind viel mehr als vorher die penetranten Melodien aus dem Synthesizer, welche die Platte zur bisher eingängisten Blanck-Mass-LP machen, jedoch auch Stücke wie "Hush money" flacher erscheinen lassen als es der Stimmung zuträglich wäre. Teils wirken die Tracks wie (un)selige Eurodance-Stücke im Zerrspiegel. Was für sich genommen auch wieder lustig ist.
Die abseitige Folterkeller-Atmosphäre wird deshalb immer wieder von für sich genommen lieblichen Höhenflügen konterkariert, was womöglich einen endorphingetränkten Blutrausch symbolisieren soll. Nicht umsonst ziert der rote Lebenssaft in der Frucht der Sünde das sehr gelungene Coverbild. Das geht allerdings nicht jedes Mal auf – neben Einprägsamkeit liegt leider oft Banalität und achselzuckende Momente wie das lieblose Fadeout des Highspeed-Closers "Wings of hate" tragen auch dazu bei, dass "Animated violence mild" zumindest eine kleine Enttäuschung geworden ist. Andererseits ist wenigstens der Eröffnungs-Doppelschlag aus "Death drop" und "House vs. house" auf gewohntem Niveau und gestaltet den Beginn mitreißend. Wer bereits in "The Blanck Mass sessions" von Editors reingehört hat, dürfte den Sound ohnehin nicht als neu empfinden. Und solange auch "Animated violence mild" wieder zu Höchstleistungen auf der Joggingstrecke anspornt, kann man dem Album immerhin nicht die Daseinsberechtigung absprechen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Death drop
- House vs. house
Tracklist
- Intro
- Death drop
- House vs. house
- Hush money
- Love is a parasite
- Creature / West Fuqua
- No dice
- Wings of hate
Im Forum kommentieren
whitenoise
2019-09-05 19:42:43
Ist wirklich ein tolles Album, wie eine etwas treibendere und harschere Version von Ben Frosts "AURORA".
o. spengler (offiziell)
2019-08-14 23:23:01
hat mich null aufgerieben, wie die mit dem köter. höre die trotzdem noch 2-3x durch, aber ich denke die kann weg.
o. spengler (offiziell)
2019-08-13 23:41:23
durch ein léck im gehäuse gelangte das vollständigé kunstwérk schon vor erschéinungsdatum auf mein mobilés abspiélgerät. ich gehe nun für zwei stundén in den wáld und höre dabei das album durch (plus die béiden noien phármákon-stücke). #liebe
t.i.p.p.
2019-08-08 13:55:40
m.u.s.s.t. d.u. a.m. b.e.s.t.e.n. i.m.m.e.r. s.o. s.c.h.r.e.i.b.e.n.
Sajaha
2019-08-08 13:51:29
Sorry, liebe Admins, aber der Wor*tfil*ter ist nur noch lächerlich. "Albu*m" ist gesperrt wegen der Silbe "b*um" (A*rsch)? LOL
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