Fionn Regan - Cala

Abbey Road / Blue Raincoats / H'art
VÖ: 09.08.2019
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Glückspilzkopf

Das Mystische, das Übernatürliche hat in der Folk-Musik schon lange einen seiner hingebungsvollsten Verehrer. Ob es Van Morrison ist, der in "Into the mystic" davon träumt, mit der Geliebten in ganz andere Sphären abzudriften, oder Leonard Cohen, der bis zu seinem Tod mit dem Glauben und Göttlichen haderte. Bob Dylan wurde einst auf Basis seiner Songs gar durch ein Graffito zum Gott erklärt, obwohl er selber davon nichts wissen wollte. Fionn Regan nun, ein 38-jähriger Ire, der mit seinem Pilzkopf aussieht, als wäre er aus einem von den Beatles gelegten Ei geschlüpft, scheint sich über den ganzen Quatsch mit Übernatürlichem nun nicht allzu viele Gedanken zu machen. Gefragt nach seiner Inspiration, gibt er eher schulterzuckende Antworten. Wo seine Songs herkommen? Keine Ahnung. Warum er Musik macht? Er hat einfach Glück.

"Cala" ist Regans fünftes Album und nach "The meetings of the water" das zweite, auf dem er seine zarten Folk-Songs ganz sanft mit elektronischen Elementen paart. Regan hat das Werk komplett alleine eingespielt, zierliche Gitarren-Melodien werden in Soundlandschaften aus Klavier, Chorgesängen und unidentifizierbaren anderen Geräuschen eingepflegt. In der Ferne rumpelt mal leise eine Bass-Drum, mal kommen die Drums auch näher, aber in den Vordergrund drängeln sie sich nie. Der Fokus liegt immer klar auf dem filigranen Gezupfe und Regans schmeichelndem Gesang. Wenn man von der Musik auf den Menschen schließen möchte, muss Regan wohl der harmloseste Typ der Welt sein, der Inbegriff des Sprichwortes "der tut keiner Fliege was zuleide", so friedlich flattern die Songs um einen herum und erzählen wunderbare Sommer-Geschichten.

Erst bei mehrmaligem Hören eröffnen sich kleine Nuancen, und man beginnt zu verstehen, dass genau in dieser Ruhe die Attraktivität der Stücke liegt. Die ersten drei Songs "Collar of fur", "Head swim" und "Riverside Heights" lullen den Hörer mit ihren frohstimmenden Melodien, die sowohl an José González, als auch an Damien Jurado erinnern, ein, bevor mit "The ocean wave" der verträumte Ambient-Teil des Albums beginnt, der teilweise auch erstaunlich düstere Songs ("Glaciers") bietet. Der Titeltrack erinnert anfangs an The xx, öffnet sich dann allerdings gegen Ende in eine dichte Soundwand, deren einzelne Elemente nach und nach zu versickern scheinen. Der Closer "Under the waves / Tokyo" weckt zu Beginn Erinnerungen an Elliott Smiths "Independence day" und kurz darauf entfernt an die Zartheit von Sufjan Stevens' "Mystery of love", das Gitarrenspiel löst Regan zum Schluss in ein bedrohliches Brummen auf.

Was Regan singt, wird durch sein Hauchen und den Hall-Einsatz teilweise schwer verständlich, aber der Barde schreibt noch immer starke, abstrakte Texte. "Wear this crown of light for you / On this August moon / Bring your voice of pearl to sing / Bring your lighting, too", heißt es in "Collar of fur". Ist das nun göttlich oder ist diese Musik nur Glück? Auf jeden Fall ist "Cala" ein perfektes Album für einen romantischen Sonnenuntergang.

(Simon Conrads)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Collar of fur
  • Riverside Heights
  • The ocean wave

Tracklist

  1. Collar of fur
  2. Head swim
  3. Riverside Heights
  4. The ocean wave
  5. Volca
  6. Cala
  7. Brass locket
  8. Hunting dog
  9. Glaciers
  10. Under the waves / Tokyo
Gesamtspielzeit: 34:24 min

Im Forum kommentieren

Lindner

2019-07-27 20:41:05

nein

Armin

2019-07-27 18:54:33- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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