Of Monsters And Men - Fever dream

Republic / Universal
VÖ: 26.07.2019
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Skandal im Fljótavik

Das isländische Ministerium für Imagepflege im Ausland ist hellauf entsetzt! Erst jüngst der Abgang Orri Páll Dýrasons von Sigur Rós aufgrund von Vorwürfen sexueller Belästigung und dann soll die Band noch Steuern hinterzogen haben. Beim Eurovision Song Contest 2019 in Israel im Mai gab es schließlich einen Auftritt der Band Hatari irgendwo zwischen SM-Folterkeller und Travestieshow – samt dem Wedeln der palästinensischen Flagge später während der Punktevergabe. Wo bleiben da die Elfen, die dampfenden Schwefel-Quellen, die beeindruckenden Naturpanoramen? So geht es nicht weiter! Es braucht eine Kurskorrektur. Aber von wem? Björk? Nein, die dreht doch gerade in New York frei. GusGus? Leider zu unbekannt. Aber – hey! Of Monsters And Men, die kennt und mag man doch landauf, landab. "Little talks" läuft schließlich immer noch regelmäßig weltweit über den Äther. Sie sind die erste isländische Band mit mehr als einer Millarde Spotify-Streams. Da käme ein neues Album gerade recht, um die Wogen zu glätten.

So wird es sich bestimmt nicht abgespielt haben. Aber das dritte Album "Fever dream" klingt zum einem gewissen Teil so beliebig, dass man fast meinen könnte, man hätte tatsächlich das musikalische Äquivalent des Blitzdings aus "Men in black" im Player. Dominierten "Beneath the skin" noch trotz allgegenwärtiger Poppigkeit die Gitarrenklänge, täuscht hier lediglich der rotzige Opener und Vorbote "Alligator" mit kratzigen Sechssaitern eine Rockplatte an. Der titelgebende "fever dream", welcher dort besungen wird, hält nicht lange an: Die Eröffnung bleibt ein energischer Außenseiter unter diesen elf Stücken. Die sich wiederum vornehmlich angeschaut haben, was gerade so in den Charts los ist und die Antennen dementsprechend ausrichten. An vielen Ecken quakt es wie im modernen EDM vocoderverfremdet umher, "Wild roses" fühlt sich im druckvollen Pop von Aurora daheim und "Wars" imitiert ganz ungeniert die späten Coldplay.

"You think you know me / But do you really?", fragen Of Monsters And Men im soften Geplänkel von "Ahay". So richtig wiedererkennen mag man die Folkpopper höchstens im langsam schleichenden "Under a dome", im zarten "Waiting for the snow" oder auch im beruhigten "Sleepwalker". Anderswo kollidieren die Welten: "Stuck in gravity" klingt, als ob man den Hintergrund eines Sigur-Rós-Songs auf doppelte Geschwindigkeit gezogen und den seichtesten auffindbaren Mitschnippbeat drübergelegt hätte. Okay, nicht ganz so schlimm wie diese Beschreibung. Dennoch hat "Fever dream" seine Aspirationen klar woanders als bisher. "Head is still an animal", versichern sie, die Realität sieht anders aus. Zugänglichkeit und Orientierung am Zeitgeist sind zwar keine grundsätzliche Schande. Aber Songs wie "Vulture, vulture" oder auch das leider dröge abschließende "Soothsayer" fehlt der Kniff im Songwriting, den sie auf "My head is an animal" und in weiten Teilen noch auf "Beneath the skin" besaßen. Nett sind die Stücke häufig, aber fast nie mehr, ohne herausragende Elemente. "What can you offer me?", lautet eine andere Frage. Für "Fever dream": leider nur ein Achselzucken. Das Ministerium sollte sich etwas Effektiveres suchen.

(Felix Heinecker)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Alligator
  • Under a dome

Tracklist

  1. Alligator
  2. Ahay
  3. Róróró
  4. Waiting for the snow
  5. Vulture, vulture
  6. Wild roses
  7. Stuck in gravity
  8. Sleepwalker
  9. Wars
  10. Under a dome
  11. Soothsayer
Gesamtspielzeit: 40:34 min

Im Forum kommentieren

Felix H

2019-08-04 17:34:53

Sowas.

The MACHINA of God

2019-08-04 17:33:46

Was macht sie in New York? :)

Felix H

2019-08-04 17:31:25

Was macht Björk denn in Las Vegas?

Argh, da sollte New York stehen. :-D

The MACHINA of God

2019-08-02 21:30:50

Viel mehr als das Album interessiert mich: Was macht Björk denn in Las Vegas?

Neuer Name (A_)

2019-07-29 23:42:00

Stimmt. Habe die Größen gar nicht in Betracht gezogen.

Versuche es mal mit Abkürzungen:
- Zeile 12 (das Wort vor "Spotify-Streams" ist falsch geschrieben)
- Zeile 20ff. (der Satz, beginnend mit "Die sich...", ist keiner)
- Zeile 36f. ("fast nie" - ja, wie jetzt?)

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