Miss Platnum & Bazzazian - The opera

Urban / Universal
VÖ: 02.08.2019
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

In der Brust die Blockflöte

Ein Orchester spielt in Miss Platnums Innerem auf, der Titeltrack "The opera" verrät es. Der Kölner Bazzazian, seinerseits Teil des Produzententeams Die Achse, soll es mit opulentem Sound in die Gehörgänge des Publikums zaubern. Richtig glücken will das aber nicht, denn die Stimmgewalt der Frau, die bürgerlich Ruth Maria Renner heißt, gleicht auf "The opera" eher einer Blockflöte auf mittlerer Lautstärke als einem vollbesetzten Orchestergraben. Was als innovative Zusammenarbeit angekündigt wurde, klingt nach einer ziel- und richtungslosen Mischung aus drückenden Synths und atmosphärischen Klängen, die einander gegenseitig verwässern, bis der Verdünnsaft vor allem eines ist: dünn. Eine moderierende Dirigentin hätte vielleicht Abhilfe schaffen können. So aber steht vor allem die unfreiwillige Irritation im Vordergrund, denn wenn Bazzazian laut macht, klingt Renner blass und leise und wenn dann mal beide laut machen, trauen sie sich in letzter Konsequenz doch nicht, den sechsten Gang einzulegen.

"The opera" beweist damit, dass 38 Minuten Spielzeit verdammt lang und verdammt belanglos sein können. Die Rolle der tragenden Frontfrau lässt Miss Platnum unbesetzt. Die Songs leiden darunter. Es ist bezeichnend, dass eine derart talentierte Sängerin auf Albumlänge lediglich dann charismatisch wirkt, wenn die Autotune-Karte gezückt wird. Eine zündende Hook liefern Bazzazian und Renner folgerichtig im Rahmen der Vorabsingle "Weapons". Ansonsten glänzt die Berlinerin nur noch im schlendernden "Rainbow Jesus". Als hätten sich der Produzent und die Sängerin vorab nicht einigen können, klingen die Instrumentals genau dann treibend, wenn die Stimme lieber in den Wolken schwebt. Das betrifft sowohl "You will shoot" als auch "Sparkle". Beide Songs klingen, als hätten sie es trotz großer Bemühungen nicht auf Beyoncés "Lemonade" geschafft. Mit "Lelele" gelingt dem Duo dann auch noch die Rihanna-B-Version .

Der Mut, ihre eigene – oder wenn schon nicht die eigene, dann zumindest irgendeine – Persönlichkeit zu repräsentieren, ist Miss Platnum zum Missfallen ihrer Musik vollkommen abhandengekommen und auch inhaltlich gibt es wenig bis gar nichts zu erzählen. Für ihr nächstes Album möchte man der Künstlerin außerdem nahelegen, eine andere Reimschule aufzusuchen und den Nachbarskindern vorher ihr englisches Reimlexikon zurückzugeben. Von bewusstem Stilmitteleinsatz würde mit Blick auf die Lyrics wohl nur jemand sprechen, der auch sein Gehalt von der Sängerin bezieht. Eine wesentliche Frage bleibt bis zum Schluss unbeantwortet: Warum zum Teufel heißt die Platte eigentlich "The opera"? An der opulenten Instrumentierung oder dem ausschweifenden Gesang kann es nach den Regeln des Ausschlussverfahrens jedenfalls nicht liegen.

(Katharina Bruckschwaiger)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Weapons

Tracklist

  1. Anthem
  2. The opera
  3. Rainbow Jesus
  4. You will shoot
  5. Sparkle
  6. Weapons
  7. Lelele
  8. Runnin'
  9. Fresh start
Gesamtspielzeit: 38:02 min

Im Forum kommentieren

Lindner

2019-07-27 20:30:29

nein

Armin

2019-07-27 18:53:40- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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