Russian Circles - Blood year
Sargent House / CargoVÖ: 02.08.2019
Polterabend
Ein bisschen vorhersehbar sind Russian Circles ja schon geworden. In schöner Regelmäßigkeit, meist alle zwei bis drei Jahre, erscheint ein neues Album der Band. Die Qualität des Outputs bleibt dabei zwar konstant hoch, große Innovationen wagen die Musiker jedoch nicht mehr. Immerhin besteht der Titel ihres siebten Werks mal nicht nur aus einem Wort. "Blood year" heißt es. Der Sound ist wie schon auf den Vorgängern brachial, auch diesmal wurde der Bass weit in den Vordergrund gemischt, was auf einer guten Anlage herrlich zur Geltung kommt, allerdings auch die Gefahr birgt, auf weniger hochklassigen Lautsprechern zu Soundbrei zu zerlaufen. Fest steht: Russian Circles muss man auch im Jahr 2019 laut anhören. Denn erst dann wird die schiere Wucht der Musik begreifbar.
Die Vorabsingle "Arluck" steht exemplarisch für dieses Prinzip. Ein mächtiger Groove gibt die Richtung vor, ehe Bass und Gitarren den Rhythmus des Schlagzeugs aufnehmen. Der Song schlägt einige Haken, wobei der Puls durchgehend erhalten bleibt. Im Finale finden die verschiedenen Stränge dann zusammen, was Seismologen sicherlich bemerken werden. Das alles ist ungemein kompetent gemacht, aber eben auch nicht sonderlich überraschend. Viel besser ist da schon "Milano", dessen Blastbeat-Passage im Mittelteil zum Strapazieren der Genickmuskeln einlädt. Auffällig ist, dass das Grundtempo insgesamt recht hoch ausfällt. Einzig "Sinaia" lässt sich mehr Zeit. Das Warten auf den großen Knall lohnt sich allerdings. Wenn nach einigen Minuten endlich die Sechssaiter losdröhnen, stehen alle Zeichen auf Kopfkino. Besonders melodisch prägt sich der Song ein, was primär an den filigranen Gitarren-Arpeggios liegt.
Der wohl stärkste Song ist "Kohokia", das sich ganz und gar der Bedienung der Grundbedürfnisse widmet. Manchmal reicht es eben, wenn alles schiebt. Die Dampfwalze ist nicht von ungefähr eine der populärsten Baumaschinen bei Kleinkindern. Ein bisschen mutiger dürfen Russian Circles in Zukunft aber definitiv werden. Wäre dies das zweite oder dritte Album der Amerikaner, fiele die Reaktion euphorischer aus. So bleibt ein Gefühl der Ratlosigkeit zurück. Zwischen Radau und Eskapismus wäre viel mehr Platz für Ideen. So fasern sogar an sich großartige Songs wie "Quartered" immer wieder aus, bevor dann doch noch die Rettung in Form der Breitseite daherkommt. Vielleicht wäre es an der Zeit, im Hinblick auf den Klang und das Songwriting Ballast abzuwerfen. Bis auf Weiteres überwiegt das Wohlwollen. Doch die Uhr tickt.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Milano
- Kohokia
Tracklist
- Hunter moon
- Arluck
- Milano
- Kohokia
- Ghost on high
- Sinaia
- Quartered
Im Forum kommentieren
Dumbsick
2019-08-12 05:58:26
https://www.transcendedmusic.de/2019/08/russian-circles-blood-year-review/
keenan
2019-08-05 20:04:40
wertung geht für mich absolut in Ordnung. auch ich sehe kohokia als den besten track der platte. eigentlich sind es ja nur 5, denn 2 davon sind eher interludes. sinaia beginnt unglaublich stark, wird aber leider um ca 2 Minuten in die länge gezogen.
eine frage, wurde das Album im keller oder einer Garage aufgenommen? wirklich grottig gemasterd! reiht sich nahtlos mit guidance ein...
für mich hätte das Album gerne erst mit track 4 beginnen können, da wo der Vorgänger am besten geendet hätte. beides zusammen wäre eine einzig tolle platte geworden :-)
insgesamt doch eher ernüchternd!
keenan
2019-07-28 10:42:19
Wie ich vermutet habe. Und genau die Produktion mal wieder ist auch mir ein dorn im Auge. Die tolle Gitarre, besonders die bratzgitarre von mike sind im tollen kohokia viel zu sehr im Hintergrund, dass man sie kaum heraushört, der Bass und die drums drücken Sie einfach weg. Schade, denn gerade die Gitarre ist für mich neben dem drums die Stärke von russian Circle. Der Bass spielt da für mich weniger eine rolle, hätte stattdessen in den Hintergrund gemixt werden sollen
Armin
2019-07-27 18:55:04- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
keenan
2019-07-24 18:49:07
k OHO kia!!! was ein geiler song :-D
nach den beiden eher ernüchternden vorabsongs keimt doch noch Hoffnung für das Album auf :-)
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