Mark Ronson - Late night feelings

Sony
VÖ: 21.06.2019
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Friedhof der Kuscheltears

Meteorologischer Sommeranfang und der längste Tag des Jahres – Mark Ronsons fünftes Studioalbum erscheint an einem Datum, welches so gar nicht die Stimmung von "Late night feelings" aufgreift. Im Mittelpunkt stehen die späten Stunden des Tages: Wenn man plötzlich Zeit zum Nachdenken hat, sich frisch getrennt im Bett wälzt, Geschehnisse verarbeitet, dumme Nachrichten schreiben will und selbst Alkohol, Clubs und Bars keine Linderung versprechen. Mark Ronson hat den Blues. Der 43-jährige Brite verarbeitet auf "Late night feelings" die Trennung von seiner Frau und stellt Melancholie auf phasenweise tanzbares Fundament.

Ronson versteht das Pop-Geschäft wie nur wenige andere. Auch wenn wir mal die oft zitierte Produktion von Amy Winehouses "Back to black" ausklammern und seine Zusammenarbeit mit Paul McCartney auf "New" ebenfalls. Dann bleiben in der jüngeren Vergangenheit immer noch der Welthit "Uptown funk" mit Bruno Mars, ein Oscar-prämierter Song namens "Shallow" für Lady Gaga und Bradley Cooper und mit "Electricity" ein Grammy-dekorierter Song für sein House-Seitenprojekt Silk City mit Sängerin Dua Lipa. Was alle Veröffentlichungen gemeinsam haben: Mark Ronson ist nicht zu hören. Der Londoner weiß, was er kann und was nicht. Und singen kann er nicht. Ronson tritt als DJ auf, spielt Instrumente auf seinen Platten und jenen anderer Künstler, er produziert sie, aber am Mikrofon stehen andere. Und so transportiert auf "Late night feelings" eine Riege namhafter Frauen die Gefühle seiner Trennung. Jedoch, anders als man vermuten könnte, ohne Transferverlust. Das ist vielleicht das Tröstliche an Trennungen: Jeder kann mitreden. Die meisten haben's überlebt. Universal breakup.

In Lykke Lis Stimme wohnen beispielsweise gefühlt ohnehin schon zwei Prozent mehr Traurigkeit als im Durchschnittsorgan, weshalb Balladen wie "2 am" auch direkt berühren. Man möchte zum Ende der Platte am liebsten das weiße Taschentuch wedeln, benötigt es aber vielleicht doch noch, um mal kurz eine Träne aus dem Augenwinkel zu tupfen. Lykke Li ist so etwas wie das Bindeglied der Platte. Nach einem kurzen Intro, in dem sie bereits zu vernehmen ist, vertont die Schwedin auch den Slow-Disco-Shuffle des Titeltracks. Ins moderne Arrangement schmuggeln sich Flötenklänge, die sowohl an die Soul-Ära der Siebziger erinnern als auch an die Sample-Fertigkeiten der Avalanches. Wichtiger für den Albumverlauf ist der wiederkehrende Ausspruch "On and on and on". Als Symbol des fortlaufenden Herzschmerzes ragt er aus dem Intro über den Titeltrack bis ins finale "Spinning".

Und dazwischen? Prominentes Schaulaufen. Miley Cyrus schwingt sich mit Streichern elegant um die von Jamie xx co-produzierte Country-Disco-Nummer "Nothing breaks like a heart". Kevin Parker von Tame Impala hilft Ronson auf Produzentenseite dabei, Camila Cabello in der Popnummer "Find u again" nah am Vocoder zu platzieren, ehe King Princess zwar "Pieces of us" aufkehrt, aber in einer Nummer, die ein wenig nach Haim im Solomodus klingt, nur wenig Eindruck hinterlässt. Auf das Konto der Grammy-Gewinnerin und Gospel-Sängerin Yebba gehen drei Songs. In sieben Minuten. Neben dem trockenen Soul-Bass in "Knock knock knock" und dem Synthieschimmern in "When u went away" wickelt sie für "Don't leave me lonely" den galoppierenden Beat-Neffen von Drakes "One dance" in aufgeweichten Tartanbahn-Belag.

"Late night feelings" ist nach "Uptown special" ein vergleichweise radikaler Wechsel für Mark Ronson. Seine Retro-Finessen und -vorlieben spielt er hier viel defensiver aus als auf seinen bishiergen Platten, wenngleich der dickbräsige Soul von "Truth" samt Alicia Keys und HipHop-Attitüde durchaus an den Vorgänger anknüpfen könnte. Als "sad bangers" beschreibt Ronson diese Stücke nunmehr. Seine ureigene Gefühlswelt spielt erstmals eine zentrale Rolle und findet in der Übersetzung der durchweg weiblichen Stimmen ein hervorragendes Ventil. So schaffen sie im Kollektiv über die Inhalte eine zweite Ebene von Distanz und Nähe. Dazu brillieren Stücke wie "True blue", das Angel Olsen mit betäubter Gitarre zu synthethischem Funk lädt, und "Why hide" – mitgeschrieben von Romy Madley-Croft (The xx) und wunderbar intoniert von Diana Gordon –, für die eigene Exzellenzinitiativen ausgeschrieben werden müssten. Wen interessiert da schon, ob Sommer ist?

(Stephan Müller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Late night feelings (feat. Lykke Li)
  • True blue (feat. Angel Olsen)
  • Why hide (feat. Diana Gordon)
  • 2 am (feat. Lykke Li)

Tracklist

  1. Late night prelude
  2. Late night feelings (feat. Lykke Li)
  3. Find u again (feat. Camila Cabello)
  4. Pieces of us (feat. King Princess)
  5. Knock knock knock (feat. Yebba)
  6. Don't leave me lonely (feat. Yebba)
  7. When u went away (feat. Yebba)
  8. Truth (feat. Alicia Keys & The Last Artful, Dodgr)
  9. Nothing breaks likes a heart (feat. Miley Cyrus)
  10. True blue (feat. Angel Olsen)
  11. Why hide (feat. Diana Gordon)
  12. 2 am (feat. Lykke Li)
  13. Spinning (feat. Ilsey)
Gesamtspielzeit: 43:07 min

Im Forum kommentieren

Miley...

2019-06-30 12:00:50

Ich finde miley hat sich echt positiv entwickelt. Sehr schöne stimme und authentisch ist sie inzwischen auch irgendwie.

maxlivno

2019-06-30 02:04:23

Ziemlich gutes Pop Album. Lykke Li gefällt mir sehr gut hier. Miley‘s Song hat auch ordentlich was drauf. Die besten Songs sind bisher Late Night Feelings und True Blue

Armin

2019-06-29 20:26:19- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Jennifer

2019-06-21 14:02:05- Newsbeitrag

Armin

2019-05-30 19:22:53- Newsbeitrag

Mark Ronson

MARK RONSON veröffentlicht neue Single „Find U Again“ feat. Camila Cabello

Neues Album „Late Night Feelings“ erscheint am 21.06.2019

Mark Ronson geht mit gutem Beispiel voran: während seine britischen Landsleute beharrlich die politische Abkapselung vorantreiben, setzt der Songwriter, Produzent, DJ, Musiker, Grammy- und Oscar-Preisträger konsequent auf völkerverbindende, internationale Kooperationen. Nachdem er zunächst zusammen mit der US-Amerikanerin Miley Cyrus einen seiner größten Hits abgeliefert hatte („Nothing Breaks Like A Heart“) und für die Follow-Up-Single „Late Night Feelings“ die Schwedin Lykke Li vors Mikrofon holte, schlägt Ronson nun mit seiner neuen Single „Find U Again“ eine musikalische Brücke gen Kuba. Der dritte Vorabsong seines kommenden Albums „Late Night Feelings“ featured keine Geringere als Superstar Camila Cabello („Havana“).

Find You Again:



Mark Ronson ist eine Art König Midas des Pop - ausnahmslos alles, was der 43-jährige Brite anfasst, wird zu Gold. Neben den Erfolgen mit seinen eigenen Veröffentlichungen feierte er zuletzt u.a. Erfolge als Songwriter (Oscar, Grammy und Golden Globe für den Lady Gaga/Bradley Cooper-Hit „Shallow“), Produzent (Grammy für den Silk City-Song “Electricity”) und Labelbetreiber (Erfolge mit Zelig Records und v.a. Signing King Princess).

Ronsons fünftes Studioalbum „Late Night Feelings“ wird am 21. Juni erscheinen. Es ist der Follow-Up zu „Uptown Special” das 2015 Platz eins der UK Charts und Platz fünf der US Charts erreichte und den Welthit „Uptown Funk“ (feat. Bruno Mars) hervorbrachte. Wie gewohnt entstand auch Ronsons neues Album unter Mitwirkung einer ganzen Reihe von hochinteressanten und namhaften Kollaborationspartnern: neben Miley Cyrus, Lykke Li und Camila Cabello finden sich u.a. Alicia Keys, YEBBA, Angel Olson, King Princess, The Last Artful, Dodgr, Diana Gordon und Ilsey im Tracklisting.

Etwas ganz Besonderes hat sich der siebenfache Grammy-Preisträger derweil in Sachen „Formate“ ausgedacht: neben CD, Vinyl und Kassette (!) erscheint „Late Night Feelings“ auch als 8 Track und Mini Disc. Die beiden letzteren Produkte sind allerdings ausschließlich über Marks Homepage zu beziehen. Anlässlich der Veröffentlichung der neuen Musik rief Mark Ronson überdies eine Event-Reihe von Pop-Up-Parties unter dem Titel „Club Heartbreak“ ins Leben.

Video "Nothing Breaks Like A Heart" feat. Miley Cyrus:



Video "Late Night Feelings" feat. Lykke Li:



Albumtitel "Don`t Leave Me Lonely" feat. Yebba:


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