Crumb - Jinx

Crumb / Cargo
VÖ: 14.06.2019
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Splitter im Sirup

Brooklyn ist ja schon eine ziemliche Adresse. Wer in der dortigen Indie-Szene zum Gesprächsstoff taugt, kann sich gute Chancen ausrechnen, auch bald im größeren Maßstab der Talk Of The Town zu sein. Dabei fällt bei dem Quartett Crumb erst mal auf, dass auf dem Debütalbum "Jinx" das große Spektakel vermieden wird. Der angejazzte, ins Träumerische hineinwandelnde Psych-Rock der Gruppe um Sängerin und Gitarristin Lila Ramani gefällt sich eher darin, behutsam an gewissen Stellschrauben zu drehen, modifiziert und relativiert gerne. Da fehlen zwar opulente Refrains, doch im Kleinen, Unauffälligen passiert so manches Wunder. "Fall down" probiert zum Beispiel die eine oder andere rhythmische Gangart aus, etwa etwas defensiver vertrackt oder ganz offen four to the floor, und entwickelt dabei eine Variabilität, die wunderbar unterschwellig in das homogene Tragwerk eingearbeitet ist.

Es sind Akzente und Andeutungen, die aus dieser gewollt trägen Musik eine beeindruckende Vielschichtigkeit rausholen. Das flächige Synthie-Motiv von "Nina" ist mehr als die Untermalung eines willenlosen Dahintreibens, bringt dunkle Untertöne in das watteweiche Setting. Da schwebt nämlich auch die Gefahr im Raum, ewig in diesem zähen Sirup gefangen zu bleiben. Dass dann auch noch Bass und Schlagzeug einen sinisteren Groove beisteuern, macht den düsteren Touch vollkommen. Ganz bei sich ist jedoch "Ghostride". Zwischen gelangweilten Slackertum am Sonntagnachmittag und ins Transzendente hineinschwappendem Falsett räkelt sich dieses Stück im Bett von einer Seite auf die andere. Liebevoll ist dabei immer die Detail-Arbeit, die Crumb einfließen lassen. Ob es Spielereien mit HipHop-Rhythmen, das dezente Einblenden von Flöten-Figuren oder ein behutsamer Einsatz des Saxophons sind: Nichts wird penetrant durchgedrückt, kein offensives Auftrumpfen, sondern ein hintergründiges Spiel mit den Klangmitteln ist angesagt.

Wie in "MR" die Lead-Gitarre sparsam Akzente setzt, dazu ein leichtes Xylophon-Klöppeln für einen matten Glanz sorgt und obendrein der Bass eine agile Voluminösität beisteuert, hat schon was von ausgereifter und ausgefeilter Balance. Die abgemagert klingende Akustik-Gitarre von "Faces" lässt das Stück etwas angegriffen klingen, durch den Hintergrund geistern jedoch wieder harmonische Plastikstreicher und verwunschene Glockentöne. Die Songs von "Jinx" gleiten dann zwar auch recht zufrieden dahin, es gibt aber immer eine zweite Ebene, die durch die pastellfarbene Oberfläche durchschimmert. Auch im Titelsong sorgt ein entspannter Groove für eine weichgezeichnete Anmutung. Doch die Gitarre hat sich bereits zu Anfang einen Splitter in die Hand getrieben, und Ramani erteilt jedem Eskapismus eine Absage, "Don't take me with you." Hier bleiben, sich nicht hinfort träumen, ein erstaunliches Fazit für solch ein Album.

(Martin Makolies)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Nina
  • Fall down
  • Jinx

Tracklist

  1. Cracking
  2. Nina
  3. Ghostride
  4. Fall down
  5. MR
  6. The letter
  7. Part III
  8. And it never ends
  9. Faces
  10. Jinx
Gesamtspielzeit: 27:22 min

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MasterOfDisaster69

2019-10-04 12:32:09

mal eine berechtigte 7/10 in diesem Meer von Hunderten…

https://www.youtube.com/watch?v=9J7qCZaLVf4

6.5/10

Armin

2019-06-29 20:23:15- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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  • Crumb - Jinx (2 Beiträge / Letzter am 04.10.2019 - 12:32 Uhr)