Yeasayer - Erotic reruns

Yeasayer / Cargo
VÖ: 07.06.2019
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Liebe in Zeiten der Post-Demokratie

Wenn die Welt sich stets verändert, muss man es ihr oft gleich tun, um relevant zu bleiben. Um die 2010er-Wende herum waren Yeasayer eine der spannendsten und angesagtesten Indie-Bands, hochgelobt für ihren wilden, aber stets zugänglichen Stilmix aus Electro, World Music und tanzbarem Pop. Nun hat sich in den letzten zehn Jahren aber so einiges in der Musikwelt getan, mit Genre-Schubladen brechende Künstlerinnen und Künstler bestimmen nicht nur den alternativen Mainstream, sie finden sich teilweise sogar in den Charts. Als Reaktion darauf hat das New Yorker Trio den vielleicht einzig logischen, gegenläufigen Weg in Richtung mehr Kohärenz eingeschlagen, mit dem sie sich erstaunlich gut halten konnten. So bringt ihre fünfte Platte "Erotic reruns" diese Entwicklung zum konsequenten Höhepunkt, präsentiert eine konzise, bekömmliche halbe Stunde Soft Rock und Synthie-Pop mit Funk-Anleihen – durchweg schmeichelnd fürs Ohr und nie wirklich herausfordernd. Wild wird es hier höchstens inhaltlich, wenn das Album seine dem Titel entsprechende Sinnlichkeit mit politischen Spitzen in Richtung Trump und Co. verbindet. Liebe ist halt doch nicht für alle da.

Zu Beginn zementieren Chris Keating, Anand Wilder und Ira Wolf Tuton ihre neue Ausrichtung mit der Geradlinigkeit des astreinen Indie-Hits "People I loved" – vielleicht der straighteste Song, den sie je geschrieben haben. "Ecstatic baby" kommt im Anschluss ähnlich zackig auf den Punkt, setzt mit klappernder Percussion und schrulligen Keyboards aber ein paar willkommene Reizpunkte. Nicht falsch verstehen: Dieses Eröffnungstriplett, bestehend aus den beiden erwähnten Stücken und "Crack a smile", umfasst drei angenehm schmeckende, nicht übersüßte Pop-Kaugummis. Man hätte sich von Yeasayer einfach nur etwas mehr Esprit und Eigenständigkeit gewünscht, dazu kommt die vor allem in "Ecstatic baby" so überdeutlich betonte Romantik nur wenig rüber. In "Blue skies dandelions" erhält dann die Politik zum ersten Mal Einzug, der ehemalige FBI-Direktor James Comey findet in seiner Beziehung zu Trump Erwähnung. Sollen der Folk-Touch und die Naturbilder des Tracks auf Comeys Vorliebe für mit nachdenklichen Botschaften versehene Landschaftsaufnahmen auf Twitter anspielen? So oder so trägt der Song auf jeden Fall dazu bei, dass die ersten zwölf Minuten von "Erotic reruns" nicht schlecht, aber auch etwas irritierend daherkommen.

In der zweiten Hälfte wird es allerdings merklich besser. Mit "Let me listen in on you" folgt der musikalische Höhepunkt, der mit einem Fuß im Krautrock beginnt und sich als leicht psychedelische Pop-Perle mit Streichern und warmen Gitarrentupfern entpuppt. "I'll kiss you tonight" macht es nicht so virtuos, aber kaum weniger großartig mit seinem dringlichen R'n'B-Beat, bis "24 hour hateful live!" zum Rundumschlag ausholt: Aus einer formlosen Instrumenten-Suppe erhebt sich ein Saxophon-dominierter Groove, über den Keating Trump-Berater Stephen Miller als Kindermörder und Regierungs-Pressesprecherin Sarah Sanders als Propagandistin tituliert – die ideale Synthese aus politischer Bissigkeit und unheimlich leidenschaftlicher Tanzmusik. Es ist ein bisschen bezeichnend, dass die abschließenden "Ohm death" und "Fluttering in the floodlights" mit ihren Achtziger-Funk-Anleihen wieder den Weg in die rein wohltuende Geschmeidigkeit suchen. Da kann auch das Namedropping Federico Fellinis in letztgenanntem Track nicht drüber hinweg täuschen: In einer Musikwelt der salonfähigen Experimentierfreude sind Yeasayer eine kleine Spur zu normal geworden.

(Marvin Tyczkowski)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Let me listen in on you
  • I'll kiss you tonight
  • 24 hour hateful live!

Tracklist

  1. People I loved
  2. Ecstatic baby
  3. Crack a smile
  4. Blue skies dandelions
  5. Let me listen in on you
  6. I'll kiss you tonight
  7. 24 hour hateful live!
  8. Ohm death
  9. Fluttering in the floodlights
Gesamtspielzeit: 29:09 min

Im Forum kommentieren

Gordon Fraser

2020-02-25 01:14:11

Die haben sich Ende 2019 aufgelöst, sehe ich jetzt erst. Schade drum.

Armin

2019-06-13 20:39:05- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Jennifer

2019-06-07 11:20:47- Newsbeitrag

Fünftes Yeasayer-Album erscheint heute! Video zu "Ecstatic Baby" ab sofort online!

Liebe Freunde, liebe Medienpartner,

heute am 07.06. erscheint mit "Erotic Reruns" das fünfte Studioalbum des New Yorker Trios Yeasayer. Fans der US-Band wird diese Platte gewiss in Ekstase versetzen - passenderweise hat die Gruppe pünktlich zum LP-Release mit "Ecstatic Baby" eine weitere Single veröffentlicht. Für diesen mit leichten Funk-Anleihen garnierten und von Kopfstimmen geprägten Feelgood-Groover haben Yeasayer nun auch einen quietschbunten Clip produziert, der ab sofort zu sehen ist. Darin sie durch eine computeranimierte, dreidimensionale Wunderwelt, in der sich neben gigantischem Ungeziefer auch Fabelwesen wie feuerspuckende Drachen inmitten einer fantastischen Flora tummeln. Kurzum: Das Video ist ein riesengroßer, entdeckenswerter Freudenspender - genau wie der Song "Ecstatic Baby" selbst und auch das heute erscheinende Album "Erotic Reruns".
Den irrwitzigen Clip gibt es hier zu sehen.

Abseits der Fantasiewelten ihres neuen Videos stehen für Yeasayer bald auch Stationen in den Vereinigten Staaten und Europa auf dem Reiseplan. Der führt sie im August an drei Terminen auch in den deutschsprachigen Raum:

Live:
11.08. AT Wien - Grelle Forelle
13.08. Berlin - Wuhlheide*
17.08. Dornstadt - Obstwiesenfestival
(*50 Jahre Musikexpress - Das Festival: w / Tame Impala + Blood Orange)

Bei diesen Gelegenheiten wird es natürlich auch Songs von "Erotic Reruns" zu hören geben. Dieses Album destilliert ein Band-Jahrzehnt aus verspultem, paranoiden Indie-Pop zur bisher direktesten und unmittelbarsten Platte des Trios aus Brooklyn. Mit den darauf enthaltenen neun kompakten Stücken reagieren Yeasayer auf die dunklen gesellschaftspolitischen Zeiten in ihrer Heimat und der Welt - mal süffisant und hämisch, mal empathisch, mal selbstreflektierend.

Der Ursprung des Albums reicht bis in das Jahr 2016 zurück, als sich Yeasayer in den letzten Zügen der US-Präsidentschaftswahlen auf Tournee befanden: Schon damals entstanden die ersten Song-Ideen als unmittelbare Antwort auf diese Geschehnisse - und diese Ideen gewannen durch die Aus- und Nachwirkungen der Wahlen an Heftigkeit. Das Ergebnis sind neun straffe, angespannte, wirbelnde und tanzbare Songs, die dennoch weiterhin von den seit jeher bei Yeasayer vorhandenen Psychedelic-Tönungen durchtränkt sind. Die Palette der Referenzen reicht von Fleetwood Mac über Phil Ochs bis hin zu ESG und der Grobkörnigkeit von Iggy Pop und James Williamsons Kill City.

"Erotic Reruns" wurde von den beiden singenden Multi-Instrumentalisten Chris Keating und Anand Wilder sowie ihrem Bassisten Ira Wolf Tuton nicht nur selbst geschrieben, sondern auch eigenständig produziert. Damit markiert dieses Album eine Rückkehr zu den Ursprüngen der Band: Das Kerntrio von Yeasayer hat wieder die volle künstlerische Kontrolle übernommen und erarbeitete die Platte in ihren Home-Studios, die jedes der Bandmitglieder mittlerweile eingerichtet hat.

Track List:
1. People I Loved
2. Ecstatic Baby
3. Crack A Smile
4. Blue Skies Dandelions
5. Let Me Listen In On You
6. I’ll Kiss You Tonight
7. 24 – Hour Hateful Live!
8. Ohm Death
9. Fluttering In The Floodlights


Armin

2019-04-10 20:40:07- Newsbeitrag

Straight Outta Brooklyn: Fünftes Album des Indie-Trios Yeasayer namens "Erotic Reruns" kommt im Juni!

Liebe Freunde, liebe Medienpartner,

drei Jahre nach dem Erscheinen ihres vierten Studioalbums "Amen & Goodbye" kündigen Yeasayer die Veröffentlichung des Nachfolgers "Erotic Reruns" für den 07.06. an.



"Erotic Reruns" destilliert ein Band-Jahrzehnt aus verspultem, paranoiden Indie-Pop zum bisher direktesten und unmittelbarsten Album des Trios aus Brooklyn, New York. Mit den darauf enthaltenen neun kompakten Stücken reagieren Yeasayer auf die dunklen gesellschaftspolitischen Zeiten in ihrer Heimat und der Welt - mal süffisant und hämisch, mal empathisch, mal selbstreflektierend.

Der Ursprung des Albums reicht bis in das Jahr 2016 zurück, als sich Yeasayer in den letzten Zügen der US-Präsidentschaftswahlen auf Tournee befanden: Schon damals entstanden die ersten Song-Ideen als unmittelbare Antwort auf diese Geschehnisse - und diese Ideen gewannen durch die Aus- und Nachwirkungen der Wahlen an Heftigkeit. Das Ergebnis sind neun straffe, angespannte, wirbelnde und tanzbare Songs, die dennoch weiterhin von den seit jeher bei Yeasayer vorhandenen Psychedelic-Tönungen durchtränkt sind. Die Palette der Referenzen reicht von Fleetwood Mac über Phil Ochs bis hin zu ESG und der Grobkörnigkeit von Iggy Pop und James Williamsons Kill City.

"Erotic Reruns" wurde von den beiden singenden Multi-Instrumentalisten Chris Keating und Anand Wilder sowie ihrem Bassisten Ira Wolf Tuton nicht nur selbst geschrieben, sondern auch eigenständig produziert. Damit markiert dieses Album eine Rückkehr zu den Ursprüngen der Band: Das Kerntrio von Yeasayer hat wieder die volle künstlerische Kontrolle übernommen und erarbeitete die Platte in ihren Home-Studios, die jedes der Bandmitglieder mittlerweile eingerichtet hat.

Als ersten Vorboten des Albums haben Yeasayer den Song "I'll Kiss You Tonight" ausgesendet - mitsamt einem diffusen Video voller Fabelwesen und Neon-Farben. Den Clip gibt es hier zu sehen.

Zudem ist heute am 10.04. um 16 Uhr auch eine Doppel-Single mit den beiden Album-Tracks "Fluttering In The Floodlights" und "Let Me Listen In On You" erschienen. Genau wie "I'll Kiss You Tonight" setzt sich auch "Let Me Listen In On You" mit den immer stärker werdenden Tendenzen hin zu einem Überwachungsstaat in den USA auseinander, die eines der zentralen Themen auf "Erotic Reruns" darstellen. Voll beißendem Spott intoniert Anand Wilder darin: "I can make your dreams come true / If you let me listen in on you”. Zu hören gibt es den Song hier. Der groovende Fokus-Track "Fluttering In The Floodlights" wartet hingegen mit einem dicken Teppich aus rhythmischen Verspieltheiten auf und kann hier gestreamt werden.

Nach der Veröffentlichung des Albums am 07.06. gehen Yeasayer auf eine große Sommertournee - darunter eine 26-tägige US-Rundreise, die mit einer Headliningshow in der neu eröffneten Webster Hall in New York am 14. Juli gekrönt wird. Dazu gastiert das Trio auch bei einer Reihe von namhaften europäischen Festivals wie dem Sziget oder dem Pukkelpop. Der Trip nach Europa endet mit einem Termin in der Berliner Wuhlheide: Dort spielen Yeasayer gemeinsam mit Tame Impala und Blood Orange auf dem Festival, das der Musikexpress anlässlich seines 50-jährigen Bestehens feiert:

Live:
13.08. Berlin - Wuhlheide*
(*50 Jahre Musikexpress - Das Festival - w / Tame Impala + Blood Orange)

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