Denzel Curry - Zuu

PH / Loma Vista / Corn Dawg / Caroline / Universal
VÖ: 31.05.2019
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Dis wo ich herkomm

Mitte Februar 2019 ging ein Raunen durch die alternative Musikszene. Es hatte sich mal wieder ein Künstler an einer Interpretation von Rage Against The Machine versucht – eine Ambition, an der sowohl Ami-Rap-Kollegen wie Machine Gun Kelly, die Crossover-Nachfolger Limp Bizkit und sogar Prophets Of Rage, selbst zum Teil bestehend aus der ehemaligen RATM-Instrumental-Fraktion, grandios gescheitert sind. Das Triple-J-Format "Like A Version" des TV-Senders ABC jedoch warf ohne Rücksicht auf Verluste den neuen Experimental-Rap-Star Denzel Curry mit einer Studioband in einen Raum, die daraufhin den Rage-Against-The-Magine-Klassiker "Bulls on parade" völlig auseinandernahmen. "Schwer zu toppen" beschrieb das Visions-Magazin die Performance. Denn es war einer dieser besonderen Momente, in denen Gitarrenmusik und HipHop völlig unpeinlich und authentisch aufeinandertrafen – ein Umstand, den jeder Lil-Peep-Song besser verkörpert als eine ganze Band wie Fever 333. Nach diesem sowohl musikalischen als auch politischen Statement und mit dem düsteren HipHop-Meisterwerk "Ta13oo" im Rücken, wagt sich Denzel Curry nun an einen würdigen Nachfolger.

Das gefühlsmäßig geradewegs vom Ladescreen eines GTA-Spiels entstammende Albumcover legt jedoch schon im ersten Moment nahe, dass es sich bei "Zuu" nicht um ein Werk von bahnbrechender emotionaler Tiefe oder multiplen Metaebenen handelt. Vielmehr kriegt man das, was einen auf den ersten Blick erwartet: eine Repräsentation des Lebensgefühls in Miami, der Heimatstadt, der Curry sein zweites Album gewidmet hat. Kaum ein Song kommt ohne prollige Großspurigkeit aus, doch angesichts der verstörenden Tiefe, die er mit seinem Vorgänger bereits an den Tag legte, lässt sich auch das in vollen Zügen genießen. Mit unzweifelhaft Trap-geprägten Instrumentals, humoristischen Skits und einem galligen Flow, der sich stimmlich zwischen einer Stilikone wie Drake und der satirischen Attitüde eines Slim Shady bewegt, läutet Denzel Curry die Rückkehr des lokalen Representer-Raps ein.

Dass dieser keinen Innovationspreis gewinnt, bedarf eigenlich keiner Erwähnung. Doch obwohl die Herangehensweise, mit möglichst dicker Hose seine eigene Hood als die kredibilste darzustellen, wahrlich nichts neues im HipHop ist, fängt Curry auch hier immer noch mehr Inhalt ein als eine komplette DJ-Khaled-Platte – so thematisiert er etwa in bester N.W.A.-Manier etwa Polizeigewalt und den Verlust von Familienmitgliedern, nimmt sich dem Tod von Koryphäen wie seinem frühen Supporter XXXTentacion oder in Rick Ross' Part auf "Birdz" Nipsey Hustle an und legt auf voller Länge eine lyrische Eloquenz an den Tag, von der die meisten Cloud-Rapper himmelweit entfernt bleiben. Dass "Zuu" nicht an die tiefe, emotionale Zerrissenheit und dunkle Ambivalenz von "Ta13oo" heranreicht, war fast zu erwarten. In bester Kendrick- oder Vince-Staples-Manier stellt auch Denzel Curry jedoch mal die Kunst hinten an gegenüber leichter verdaulicher Kost und sucht den kleinsten gemeinsamen Nenner an inhaltlicher und musikalischer Qualität, um auch mal im Mainstream stattfinden zu können. Es sei ihm vergönnt.

(Julius Krämer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Zuu
  • Ricky
  • Birdz (feat. Rick Ross)

Tracklist

  1. Zuu
  2. Ricky
  3. Wish (feat. Kiddo Marv)
  4. Birdz (feat. Rick Ross)
  5. Automatic
  6. Speedboat
  7. Bushy b interlude
  8. Yoo
  9. Carlmart (fet. Ice Billion Berg)
  10. Shake 88 (feat. Sam Sneak
  11. Blackland 66.6
  12. P.A.T. (feat. PlayThatBoiZay)
Gesamtspielzeit: 29:02 min

Im Forum kommentieren

boneless

2020-02-13 17:15:51

Das Ding hat doch einen super Flow, wer braucht da Hooks? ;)

Plattenbeau

2020-02-13 17:14:49

Die Stilrichtung ist nicht übel. Allerdings wirken die Beat alle etwas monoton, kaum Hooks.

tjsifi

2020-02-13 13:27:13

Neues Album mit Kenny Beats kann man auch ganz gut hören...

https://pitchfork.com/reviews/albums/denzel-curry-kenny-beats-unlocked/

Take_it_Back_v2
https://youtu.be/UbASjaj-P4A

Hört alles von Denzel Curry

2019-06-20 20:24:31

Wieso kann heute eigentlich jeder, der zwei Akkorde in einer Deutschpunkcombo schrammelt HipHop Alben rezensieren? Was soll das?
Aöbum ist natürlich locker 9/10 weil Curry der Chef ist!!

maxlivno

2019-06-13 21:19:34

Denzel hat mit Imerial und Taboo zwei der besseren/besten Rap-Alben dieses Jahrzehnts herausgebracht. „Zuu“ ist nur ein Zwischenprojekt wie es „13“ und „32 Zel“ auch schon waren. Er hat auch schon angekündigt, dass da noch etwas anderes kommen wird.

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