Dumb - Club nites
Mint / Broken SilenceVÖ: 07.06.2019
Keith hat angefangen
Es gibt einen Moment auf "Club nites", dem zweiten Album der Band Dumb aus Vancouver, welcher das Verständnis von Tradition und Moderne in Sachen Rockmusik bei den vier Musikern offenlegt. Da bedient sich Gitarrist Nick Short in "Submission" eines Riffs von der Art, mit welchem die Stones Anfang der Siebzigerjahre begannen, die Stadien zu füllen. Und was machen Dumb? Inszenieren es als ungelenke Pose eines Jugendlichen mit Rockstar-Fantasien vor dem Spiegel in Mamas Aerobic-Keller. Man merkt schnell, diese vier setzen auf das Windschiefe, Unperfekte, greifen manches mal Elemente von den großen Handwerkern der Musikgeschichte auf, um diese bös zu verunstalten. Damit bekräftigen Dumb nachdrücklich das Existenzrecht von noisey Art-Punk, und liefern dazu, auch nicht unwichtig, eine Reihe von Hooks und melodischer Glanzstücke, die inmitten des ganzen Durcheinanders wie unwahrscheinliche Diamanten funkeln.
In "Beef hits" scheint die Hook wie eine gutmütige Sonne auf einen Schrottplatz aus Gitarren und Drums herunter und "Content jungle" lädt zum Mitgrölen ein, vorausgesetzt, man fühlt sich auch genug als Misfit der Gesellschaft. Frontmann Franco Rossino scheint definitiv gekommen zu sein um sich zu beschweren. Er leiert seine Litaneien mit Nachdruck runter, scheint aber davon auszugehen, dass eh keiner zuhört. Also kann man, quasi ist's ja nur für sich selbst, so manchen Spleen und so manche nerdige Verrenkung einbauen. So was erfreut nicht zuletzt den Slacker vor den Lautsprechern und so scheint der frühe Stephen Malkmus für die Songs "Cursed" und "CBC Radio 3" einen Reiseführer durch uniforme Vorstädte erstellt zu haben. Ohne Sehenswürdigkeit, aber mit Veranden und jeder Menge ungemähten Rasen.
Doch wie gesagt, Dumb bauen oftmals auch richtige Highlight-Momente ein, auf den psychedelischen Laien-Chor in "Some big motor dream" folgt ein Refrain, der ganz direkt mitreißt. Dass sie diese Augenblicke herauszustellen wissen, ist eine große Stärke dieser jungen Band. Eine weitere ist, den Eindruck zu erwecken, sie hätten sich lediglich mühsam ein paar Griffe beim Gitarrenlehrer in der Musikschule abgeschaut. Doch die Kunst ist eben, siehe das Keith-Richards-Gedächtnisriff vom Anfang, die wenigen Grundelemente zu derangieren, verfremden und ihnen den Anstrich beiläufiger Unbedarftheit zu geben. Damit holt man die ganze Rock-Musik vom elitären Thron und macht sie gleich viel sympathischer.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Submission
- Content jungle
- Some big motor dream
- CBC Radio 3
Tracklist
- Club nites
- Submission
- Don't sleep
- Beef hits
- Cursed
- My condolences
- Content jungle
- Some big motor dream
- Fugue
- De más
- Columbo
- Slacker needs serious work
- Knot in my gut
- CBC Radio 3
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Armin
2019-06-06 11:39:17- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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