Okta Logue - Runway markings

Clouds Hill / Warner
VÖ: 31.05.2019
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Yesterday's ghosts

"Okta Logue werden das Musikjahr 2019 mit ihrem vierten Album mehr prägen als ihnen das bewusst sein dürfte." Der Pressetext zum neuen Album der Psychedelic-Rocker setzt die Erwartungen ziemlich hoch. Wie genau soll das aussehen, fragt man sich angesichts der insgesamt doch überschaubaren Reichweite des Quartetts aus Hessen. "Runway markings" wird später in der Presseinfo mit der aktuellen Arctic-Monkeys-Platte verglichen, mit einer Neuerfindung zu mehr Coolness und Gelassenheit und weniger simplen Up-Tempo-Hits. Allerdings ist "Tranquility Base Hotel & Casino" ja auch nicht von allen Seiten mit allumfassender Begeisterung und kommerziellem Erfolg bestätigt worden, und so viel kann wohl vorhergesagt werden: Auch Oktas Logues Einfluss auf die Musikwelt dürfte sich weiterhin in sehr engen Grenzen halten.

Jedes Riff, jeder epische Pink-Floyd-Moment ist vorhersehbar, wenn auch von nicht zu leugnender technischer Fachkenntnis. Die etwas verkaterte Stimmung sorgt aber nicht für einen neuen Stil, sondern nur für die Abwesenheit erinnerungswürdiger Highlights, mit der schon auf dem letzten Album "Diamonds and despair" von 2016 begonnen wurde. Widersprüchlich ist auch die Aussage, auf große Rock-Gesten verzichten und nicht zwanghaft den Sound einer vergangenen Ära rekreieren zu wollen, wie das andere Bands machen. Man muss sich nur mal den Titeltrack "Runway markings" anhören: Die erste Zeile "Isn't it a pity that we mostly dance alone" mit dem weiblichen "Oh-ah"-Hintergrundgesang kann man sich nicht peinlich-pathetischer vorstellen. Das folgende Gitarrensolo, entlarvt Okta Logue so deutlich als Fanboys von Mark Knopfler, dass jeglicher Anspruch, aktuell zu klingen, unmöglich wird. Damals wäre man dafür wahrscheinlich aus jedem Punkschuppen rausgeworfen worden, 2019 interessiert es halt keinen mehr.

Dabei ist es nicht so, als wüssten Okta Logue nicht, was sie tun. Der blubbernde Wet-Sound, die Melodiewechsel und die traurigen Gitarrensolos von "Chocolate and soda", ergeben für sich eine ganz passable Hintergrundmusik ruhiger Nachtstunden, aber im Kontext der kompletten 50 Minuten löst sich das Lied in einer langweiligen Austauschbarkeit auf. Zugutehalten muss man Okta Logue, dass sie den Anspruch verfolgen, etwas Großes und Klassisches zu machen, zum Beispiel wenn "Julie" zwar an John Lennon erinnert, obgleich es dem Vergleich natürlich nicht würdig ist. Das Flair von "Runway markings" kann eher mit Oasis' geflopptem dritten Album "Be here now" verglichen werden, auf dem die Engländer ebenfalls die ganze Zeit versuchten, epische Momente zu erzeugen, und damit die meiste Zeit scheiterten.

Nach einigen Hördurchgängen fällt es schwer genug, die zehn Songs überhaupt im Kopf auseinanderzuhalten. Okta Logue kann man aber sowieso nicht nach ihren Songs bewerten, sondern nach ihrer Theorie von Popmusik ohne Überraschungen. Und da gilt Nicklas Bascheks Schlusswort aus der Plattentests.de-Rezension zum 2013er Album "Tales of Transit City" im Jahr 2019 immer noch, und im Jahr 2025 wahrscheinlich auch noch: "Ein Stil, der seit Dekaden still steht. Alles ist falsch, aber es hat Qualität."

(Theo Flint)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Chocolate and soda

Tracklist

  1. Yesterday's ghosts
  2. Devil's dance
  3. River street
  4. Runway markings
  5. Part of the show
  6. In every stream home a heartache
  7. Interlude
  8. Chocolate and soda
  9. The wheel
  10. Julie
  11. Signals and signs
  12. Out of gas
Gesamtspielzeit: 50:26 min

Im Forum kommentieren

Finn

2019-08-07 08:15:01

Okta Logue treten am Freitag, den 09.08.19 live in Nürnberg beim Brückenfestival auf.

Der Eintritt ist frei :)

RobertA

2019-07-09 23:14:03

Ein Stil, der seit Dekaden viel Freude bereitet. Ich finds klasse. "The wheel" ist ein Ohrwurm und bei "River street" wippt der Fuß mit. In "Chocolate and soda" kann ich versinken und "Julie" beweist, dass Liebhaber der 70er-Jahre nicht nur alte Songs hören müssen.

Klarname

2019-06-12 19:24:45

Die olle oder neue? Obwohl, respektlos finde ich die beide nicht. Solche Außerungen wie "menschlich gesehen der Bodensatz" sind auf jeden Fall respektloser.

Respektlos

2019-06-12 19:01:21

Selten etwas Respektloseres zu einem Album und Band gelesen.
Seine subjektive Meinung darf er ja noch gerne haben. Aber die Art und Weise dies zum Ausdruck zu bringen ist menschlich gesehen der Bodensatz.

nörtz

2019-06-12 17:49:59

Find ja die Kritik zum verlinkten 2013er-Album viel unterhaltsamer.

Zur Distanzierung bedürfte es deutlich mehr als nur die Zurschaustellung der eigenen Verletzlichkeit, es bräuchte Brüche, Ironisierungen gegen die ganzen "Whole lotta love"-Übergriffigkeiten, die Pink Floyd, Led Zeppelin und und und schon ewig zelebrieren.

:D

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